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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0199
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Bernhard Recker

Restauratorische Untersuchungen
zur Architekturfarbigkeit

Untersuchungen zur Innenfarbigkeit
Eines der wesentlichen Ziele der denkmalpflege-
rischen Grundinstandsetzung des Duderstädter
Rathauses stellte die Rückgewinnung der ur-
sprünglichen Großräumigkeit des Rathaussaales
dar. Mit diesem Vorhaben, das sein Pendant in der
Wiederherstellung des „Couphuses“ im Erdge-
schoß hatte, war neben der Frage nach der einstigen
architektonischen Gestalt auch die nach älteren
Farbgebungen aufgeworfen. Seine bauliche Reali-
sierung machte allerdings erhebliche Eingriffe in
den bis dato überkommenen Bestand erforderlich,
welche die ursprüngliche Raumschale direkt be-
rührten. Die jüngere Voutendecke beispielsweise
mußte hierfür ebenso entfernt werden wie die zu
Beginn des 19. Jahrhunderts eingezogenen Zwi-
schenwände im Westteil des Saales. Da auch der
gesamte Wandputz abgenommen werden sollte,
wurden im Vorfeld der eigentlichen Baumaßnah-
men durch die Restaurierungswerkstatt des Insti-
tuts für Denkmalpflege, Hannover, im Juli 1983 an
206 den Laibungen der westlichen Fenster der Nord-
wand stichprobenartig erste Untersuchungen vor-
genommen, die später — mit nur geringem zeitli-
chen und personellen Aufwand — baubegleitend
fortgeführt werden konnten.
Nach dem Entfernen des Putzes in diesem Be-
reich wurden drei Farbfassungen aufgedeckt, die
aufgrund ihrer stratigraphischen Lage, aber auch
aufgrund stilistischer Merkmale, wohl als vor-
barock einzustufen waren. Eine älteste graue Farb-
gebung der Wände, unmittelbar auf dem Werkstein
aufgetragen, war von zwei gebrochen weißen
Raumfassungen abgelöst worden, bei denen die
Wandöffnungen eine oxidrote Umrahmung in un-
terschiedlicher Gestaltung erhalten hatten. Mit die-
sen ersten Ergebnissen wurde deutlich, daß die
Putzabnahme im Saal mit großer Vorsicht zu ge-
schehen hatte, da zu erwarten war, daß sich die bis-

lang sehr fragmentarischen Befunde vielleicht noch
einem System würden ordnen lassen. Während der
Putzabnahme und nach der Herausnahme der
Voutendecke stellte sich heraus, daß die zuunterst
festgestellte graue Raumfassung quaderimitierend 207
mit schwarzen Fugenstrichen und weißen Licht-
kanten — diese jeweils links und oben innerhalb
eines Quaders — versehen war. Die Strichbreite der
schwarzen wie weißen Linien betrug je ca. 1 cm, als
durchschnittliche Quadergröße wurden 70 cm x
40 cm ermittelt. Die oberste Scheinquaderschicht
endete etwa 80 cm unterhalb der Holzbalkendecke
des Saales. Diese Graufassung griff — offenbar
ohne die mit Maßwerk besetzten gekuppelten
Spitzbogenfenster zu berücksichtigen — auf die
Außenwände über, was zunächst an der durch
einen Fachwerkvorbau überdeckten südlichen,
später auch auf der nördlichen Saalaußenwand
nachweisbar war. Da sich diese Farbfassung zu-
unterst sowohl auf der nach 1531 errichteten, den
Unterzug mittig stützenden Steinsäule wie auch
auf den Innenwänden im Obergeschoß des ge-
schlossenen Laubenbereiches sowie auf der etwa 205
gleichzeitig neu errichteten Ostwand des Rathaus-
saales fand, ist sie mit hoher Wahrscheinlichkeit in
das zweite Drittel des 16. Jahrhunderts zu datieren,
es sei denn, bei den Umbaumaßnahmen jener Zeit
wäre eine bereits vorhandene Raumausmalung auf-
gegriffen worden. Hierfür gab es jedoch keinerlei
Anhaltspunkte. Die zugehörige Farbigkeit der
Holzbalkendecke war nicht mehr feststellbar; das
dunkel konturierte Fragment einer noch spätgoti-
schen Rankenbemalung auf der östlichen Holz- 59
stütze des Unterzuges war das einzige Indiz einer
dekorativen Bemalung.
An den durch Kehle und Wulst profilierten Ge-
wänden der beiden Portale, die von der Laube in
den Saal führen, konnte Ende 1987 eine Befund-
ermittlung durch den Restaurator Dr. Gadesmann
durchgeführt werden. — In der Farbphase, die mit

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