BILDSCHNITZER ANDREAS GEORG KERSTEN
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auch eine Apostelfigur fertigen für die Oberkirche St.
Cyriakus37'. Da dieser Bildschnitzer von der Kirche
nur für das Aufrichten von Salvator mundi und hl.
Petrus 1678, von Muttergottes und hl. Andreas
1679 bezahlt wird, ist wohl die gesamte Apostel-
serie an den Langhauspfeilern und Chordiensten
gestiftet worden38'. Eine Autorschaft Kerstens
kann bis auf den vom Rat gestifteten Apostel unbe-
kannten Namens nur stilkritisch erschlossen wer-
den. Die Kirche St. Cyriakus entlohnt Kersten für
eine Josephfigur 1678, nach dem geringen Betrag
von drei Reichstalern ein kleinformatiges Werk39'.
Ferner ergänzt er den Schalldeckel der Kanzel um
acht Untergehänge (1676), bessert eine Laurentius-
figur aus (1675) und schnitzt für ein weiteres
Muttergottesbild Konsole und Heiligenschein
(1678)40'. 1715 wird Kersten für drei Engel mit Wol-
ken mit dem relativ hohen Betrag von 45 Reichsta-
lern entlohnt41'.
Von den zahlreichen in den Quellen für Andreas
Georg Kersten gesicherten Arbeiten sind heute nur
noch wenige Werke vorhanden. Der Hochaltar von
St. Servatius ist 1915 verbrannt, jedoch in einer Pho-
tographie von 1909 dokumentiert42'. Neben dem
Altarbild sind zwei Christusfiguren erhalten, die
auf der Orgelempore aufgestellt sind. Der 1698 da-
tierte und von Kersten signierte Bildstock in Nör-
ten-Hardenberg ist aufgrund der Witterungsein-
flüsse und der gründlichen Sanierung nur noch in
großen Zügen als Werk des 17. Jahrhunderts er-
kennbar43'. Die beiden Reliquienschreine in St. Cy-
riakus von 1674 begnügen sich mit ornamentaler
Dekoration, wobei solche Rosetten an dem Posta-
ment der Spes-Caritas bereits verwendet wurden44'.
Von den Apostelfiguren in St. Cyriakus ist nur eine
nicht identifizierte für Kersten gesichert. Sie stehen
nicht nur auf reichverzierten Konsolen, sondern
waren auch von üppigen Baldachinen mit Engeln
überfangen, die nach 1912 entfernt wurden45'. Da-
mit büßten diese Figuren einen gewichtigen Teil
ihrer Wirkung ein.
Die Apostel sind Gewandfiguren, die mit höl-
zern starren Gesten ihre Attribute vorzeigen. Meist
drückt sich das Knie des Spielbeines durch das
Gewand und gibt damit den Falten einen Richt-
punkt. Der Mantel ist über dem Gewand in Varia-
tionen drapiert. Bartholomäus ist in Körperdre-
hung und Gewand bewegter als Petrus und Andreas,
und Jakobus minor scheint lebendiger als Jakobus
maior und Paulus. Die bis auf Johannes bärtigen
Gesichter sind kräftig in ihren Proportionen und
wirken durch ihre aufgerissenen, hervortretenden
Augen. Faltenbildung und unbeholfene Körperhal-
tung erinnern an die Figuren der Rathaustreppe.
Gleich der Konsole mit der Figur in Laubwerk, auf
der Andreas steht, ist die Dekoration unter den
Christusfiguren des ehemaligen Hochaltares in St.
Servatius gestaltet. Die Apostelfiguren stehen ein-
228 Duderstadt, Ev. Pfarrkirche St. Servatius, alter Hochaltar
(Vorlage von 1909).
ander so nahe, daß nichts gegen die bislang übliche
Zuschreibung an einen Bildschnitzer, und zwar an
Andreas Georg Kersten, spricht.
Der Hochaltar von St. Servatius füllte das Chor-
haupt in voller Höhe. Mittelpunkt des Altares war
ein Gemälde des gekreuzigten Christus in einer
Säulenarkade. Beidseits auf den Schrankentüren
standen der Auferstandene mit Kreuz und Weltku-
gel links und Christus als Guter Hirte rechts. Das
Gemälde und diese beiden Figuren sind erhalten.
Im Auszug gruppierten sich weitere vier Gewand-
figuren um die Taube des Heiligen Geistes und das
Schweißtuch der Veronika. Die beiden Christus-
figuren präsentieren sich ruhig stehend in ähnlicher
Schrittstellung, beide mit bloßem Oberkörper und
locker um die Hüften geschlungenem Manteltuch.
Sie stehen frontal, den Kopf zur Mitte des Altares
gewandt. Die Gesichter sind zurückhaltender mo-
delliert, doch in Gestik, Haltung und Körperpro-
portionen haben sie keine deutliche Entwicklung
seit der Mauritiusfigur an der Rathaustreppe voll-
zogen.
Der Bildstock auf dem Stiftsplatz in Nörten-
Hardenberg ist die bislang einzige gesicherte Ar-
beit Kerstens in Stein. Lange Fruchtgehänge und
Inschriftmedaillons sind an Kordeln aufgehängt,
die an den Ecken angebrachte geflügelte Putten-
köpfe zwischen sich halten. Darüber sind auf den
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auch eine Apostelfigur fertigen für die Oberkirche St.
Cyriakus37'. Da dieser Bildschnitzer von der Kirche
nur für das Aufrichten von Salvator mundi und hl.
Petrus 1678, von Muttergottes und hl. Andreas
1679 bezahlt wird, ist wohl die gesamte Apostel-
serie an den Langhauspfeilern und Chordiensten
gestiftet worden38'. Eine Autorschaft Kerstens
kann bis auf den vom Rat gestifteten Apostel unbe-
kannten Namens nur stilkritisch erschlossen wer-
den. Die Kirche St. Cyriakus entlohnt Kersten für
eine Josephfigur 1678, nach dem geringen Betrag
von drei Reichstalern ein kleinformatiges Werk39'.
Ferner ergänzt er den Schalldeckel der Kanzel um
acht Untergehänge (1676), bessert eine Laurentius-
figur aus (1675) und schnitzt für ein weiteres
Muttergottesbild Konsole und Heiligenschein
(1678)40'. 1715 wird Kersten für drei Engel mit Wol-
ken mit dem relativ hohen Betrag von 45 Reichsta-
lern entlohnt41'.
Von den zahlreichen in den Quellen für Andreas
Georg Kersten gesicherten Arbeiten sind heute nur
noch wenige Werke vorhanden. Der Hochaltar von
St. Servatius ist 1915 verbrannt, jedoch in einer Pho-
tographie von 1909 dokumentiert42'. Neben dem
Altarbild sind zwei Christusfiguren erhalten, die
auf der Orgelempore aufgestellt sind. Der 1698 da-
tierte und von Kersten signierte Bildstock in Nör-
ten-Hardenberg ist aufgrund der Witterungsein-
flüsse und der gründlichen Sanierung nur noch in
großen Zügen als Werk des 17. Jahrhunderts er-
kennbar43'. Die beiden Reliquienschreine in St. Cy-
riakus von 1674 begnügen sich mit ornamentaler
Dekoration, wobei solche Rosetten an dem Posta-
ment der Spes-Caritas bereits verwendet wurden44'.
Von den Apostelfiguren in St. Cyriakus ist nur eine
nicht identifizierte für Kersten gesichert. Sie stehen
nicht nur auf reichverzierten Konsolen, sondern
waren auch von üppigen Baldachinen mit Engeln
überfangen, die nach 1912 entfernt wurden45'. Da-
mit büßten diese Figuren einen gewichtigen Teil
ihrer Wirkung ein.
Die Apostel sind Gewandfiguren, die mit höl-
zern starren Gesten ihre Attribute vorzeigen. Meist
drückt sich das Knie des Spielbeines durch das
Gewand und gibt damit den Falten einen Richt-
punkt. Der Mantel ist über dem Gewand in Varia-
tionen drapiert. Bartholomäus ist in Körperdre-
hung und Gewand bewegter als Petrus und Andreas,
und Jakobus minor scheint lebendiger als Jakobus
maior und Paulus. Die bis auf Johannes bärtigen
Gesichter sind kräftig in ihren Proportionen und
wirken durch ihre aufgerissenen, hervortretenden
Augen. Faltenbildung und unbeholfene Körperhal-
tung erinnern an die Figuren der Rathaustreppe.
Gleich der Konsole mit der Figur in Laubwerk, auf
der Andreas steht, ist die Dekoration unter den
Christusfiguren des ehemaligen Hochaltares in St.
Servatius gestaltet. Die Apostelfiguren stehen ein-
228 Duderstadt, Ev. Pfarrkirche St. Servatius, alter Hochaltar
(Vorlage von 1909).
ander so nahe, daß nichts gegen die bislang übliche
Zuschreibung an einen Bildschnitzer, und zwar an
Andreas Georg Kersten, spricht.
Der Hochaltar von St. Servatius füllte das Chor-
haupt in voller Höhe. Mittelpunkt des Altares war
ein Gemälde des gekreuzigten Christus in einer
Säulenarkade. Beidseits auf den Schrankentüren
standen der Auferstandene mit Kreuz und Weltku-
gel links und Christus als Guter Hirte rechts. Das
Gemälde und diese beiden Figuren sind erhalten.
Im Auszug gruppierten sich weitere vier Gewand-
figuren um die Taube des Heiligen Geistes und das
Schweißtuch der Veronika. Die beiden Christus-
figuren präsentieren sich ruhig stehend in ähnlicher
Schrittstellung, beide mit bloßem Oberkörper und
locker um die Hüften geschlungenem Manteltuch.
Sie stehen frontal, den Kopf zur Mitte des Altares
gewandt. Die Gesichter sind zurückhaltender mo-
delliert, doch in Gestik, Haltung und Körperpro-
portionen haben sie keine deutliche Entwicklung
seit der Mauritiusfigur an der Rathaustreppe voll-
zogen.
Der Bildstock auf dem Stiftsplatz in Nörten-
Hardenberg ist die bislang einzige gesicherte Ar-
beit Kerstens in Stein. Lange Fruchtgehänge und
Inschriftmedaillons sind an Kordeln aufgehängt,
die an den Ecken angebrachte geflügelte Putten-
köpfe zwischen sich halten. Darüber sind auf den
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