Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fenger, Ludvig Peter
Dorische Polychromie: Untersuchungen über die Anwendung der Farbe auf dem dorischen Tempel (Text) — Berlin, 1886

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3957#0004
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 2 —

uns die griechische Kunst hinterlassen hat, emporblicken müssen, gewinnt die Frage von der Verwendung
der Farbe als Hintergrund oder Rahmen für die Skulpturen doppeltes Interesse, indem sie mit der
anderen Frage verbunden wird, ob nicht etwa die Farbe an den Skulpturen in einer Ausdehnung ver-
wandt wurde, wovon man früher die Möglichkeit gar nicht hat zugeben wollen.

Diese beiden Fragen können aber durch gelehrtes Grübeln nicht erledigt werden. Vielleicht wird
uns dereinst ein glücklicher Fund, z. B. eines wohlerhaltenen 'Grabmals aus der besten Zeit, ein Licht
geben, das wir bis jetzt vermissen. So lange uns aber ein solcher noch nicht zu Statten gekommen,
müssen wir uns darauf beschränken, eine Lösung allmählich anzustreben theils durch Zeichnungen, theils
durch ausgeführte Skulpturen. "Was Percier dem jungen Hittorff sagte: „Erst muss ich sehen; nachher
werde ich Ihre Erklärungen anhören", bleibt immer noch der gerade Ausdruck des gesunden Sinnes. Es
versteht sich aber von selbst, dass solche Versuche aus einer vergleichenden Kritik der vorgefundenen
Farbenspuren hervorgehen müssen, und dass die verschiedenen Entwickelungsstufen der Kunst nie aus
den Augen gelassen werden dürfen.

Als einen Beitrag zu solchen Versuchen möchte ich die mitfolgenden Tafeln betrachtet haben.
Ich zweifle nicht daran, dass Andere schönere und bessere werden ausführen können, aber eben die
Hoffnung, dass dies geschehen werde, veranlasst mich, meine Zeichnungen mit einigen Bemerkungen zu
begleiten, die theils das, was man das System der Farbenanwendung am dorischen Tempel genannt
hat, theils die Ausführung der ornamentalen Einzelheiten, theils endlich das Verhältniss zwischen der
architektonischen Dekoration und der Farbenverwendung bei den Skulpturen betreffen. Den gelehrten
philologischen Apparat, welcher in dieser Beziehung ins Feld geführt worden, werde ich aus guten
Gründen liegen lassen; für meinen Zweck aber wird eine kurze übersichtliche Darstellung der gefundenen
Farbenspuren und der damit geraachten Herstellungsversuche kaum entbehrlich sein, meinen Nachfolgern
vielleicht auch etwas nützen können.

Der Direktion des Carlsbergfonds und seinem Vorsitzenden Herrn Geheimen Konferenzrath
J. N. Madvig, durch dessen freigebige Unterstützung die Vervielfältigung der Tafeln allein ermöglicht
worden, den dänischen und deutschen Gelehrten und Künstlern, die sich für mein Vorhaben interessirt
und mir freundlich entgegengekommen sind, darunter besonders in Kopenhagen den Herren Professor
L. Ussing und Docenten J.Lange, in Berlin den Herren Geheimen Oberbaurath Adler, Direktor A. Conze
und Professor Furtwängler, in Athen dem Herrn Architekten Dr. Dörpfeld spreche ich hierdurch
meinen besten Dank aus.

Kopenhagen, im Dezember 1885.

L. Fenger.
 
Annotationen