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Fenger, Ludvig Peter
Dorische Polychromie: Untersuchungen über die Anwendung der Farbe auf dem dorischen Tempel (Text) — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.3957#0005
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Farbenfunde und Ergänzungsversuche.

Schon bei Stuart und Revett, deren erste Aufnahmen und Vermessungen von athenischen
Bauten im Jahre 1762 erschienen sind, finden wir Angaben von Farbenspuren.*) Diese Angaben wurden ver-
mehrt durch die von der aociety of dilettanti in 1817 herausgegebene Fortsetzung des Stuart'schen Werkes
unedited antiquities of Attica, die unter anderm sich mit zwei Bauten beschäftigt: den Propyläen zu Eleusis
und dem Nemesistempel zu Rhamnus, deren Reste aus der Erde herausgegraben werden mussten und
daher deutlichere Spuren der Anwendung von "Wachsfarbe zeigen konnten. Vieles brachte man jedoch
nicht in Erfahrung,**) und diese Farbenspuren, die in den schwarzen Kupferstichen nur undeutlich
hervortraten, wurden wenig beachtet. An vielen, besonders deutschen, Akademien wurde ja gelehrt,
dass die griechische Schönheit der Farben gar nicht bedurfte und ihre Wirkungen durch die reine Form
allein erreichen konnte und sollte. Faiddosigkeit war, wie gesagt, Mode geworden.

Eine gewisse Aufmerksamkeit erweckte im Jahre 1815 das bekannte Werk von Quatremere-de-
Quincy: Le Jupiter Olympien. Man lernte jedenfalls hiervon, wie dürftig und unvollständig die Vorstel-
lungen waren, die man sich im Allgemeinen von einem griechischen Tempel gemacht hatte.

Es war jedoch zwei deutschen Architekten, die beide in Frankreich ihre Studien gemacht hatten,
vorbehalten, als Vorkämpfer für die Ansicht aufzutreten, dass eine ausgedehnte Verwendung der Farbe
nicht nur in der Architektur, sondern auch in der Skulptur stattgefunden habe.

Von diesen jungen Giganten ist zuerst J. J. Hittorff zu erwähnen. Er war 1793 in Köln geboren
und soll hier als Handwerker gearbeitet haben, siedelte aber schon als junger Mann nach Paris über und fand
hier Beschäftigung bei dem Architekten Bellanger, welcher vor der Revolution Hofarchitekt war, jetzt
aber unter anderm die hatte au ble, von Legrand und Molinos nach dem System des Philibert
Delorme gebaut, in Eisen reconstruirte.

Zur gleichen Zeit bezog Hittorff die Bauschule der icole des beaux arts, wo Percier auf ihn auf-
merksam wurde und sich für ihn interessirte. Den grossen Preis und das damit verbundene Stipendium
erreichte er doch nicht. Durch die Restauration wurde Bellanger wieder Hofarchitekt und knüpfte in
dieser Stellung seine begabten Schüler Hittorff und Lecointe an sich. Sie halfen ihm bei den

*) So im 3. Band der antiquities of Athens Kap. 1 Taf. VII., VIII. und IX. eine ziemlich vollständige Wiedergabe
der Dekoration in der Vorhalle des Theseustempels. Die Ornamente werden unrichtig als mit dunklem Ocker aufgetragen
angegeben. Vgl. Bd. I. Kap. VI. Taf. VIII. und Bd. IV. Kap. V. Taf. III.

**) Kap. II. Taf. X. findet man bemalte Kassetten von den Propyläen. „An einigen der Fragmente war die grüne
Farbe sehr wohl erhalten." — Kap. VI. Taf. III. Wiedergabe der Dekoration von der Vorhalle des Nemesistempels. „Alle
Glieder des Gesimses waren gemalt oder vergoldet. Die Palmettenornamente sind dem Relief bande unter dem Architrav
des Frechtheion gleich". — Taf. VI. „Die Eierstäbe in den Kassetten waren gemalt. Man sieht die grüne Farbe noch an
einigen Stellen. Der Stern scheint golden gewesen zu sein auf blauem Grunde." Vgl. Taf. II. und XIII.

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