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Demos oder Personifikation einer verbündeten Stadt, sondern als Androklos gedeutet8.
— Die Statuen bzw. -gruppen der Spätklassik sind uns nur durch literarisch-epigra-
phische Evidenz bekannt9. Eine Reihe kaiserzeitlicher Münzbilder aus griechischen
Städten in Kleinasien zeigen Demos selten in ganzer Figur, meistens als Kopf oder
Büste, sowohl unbärtig als auch bärtig10. Statuen des Demos von Aphrodisias zeigen die-
sen voll bekleidet und unbärtig, dagegen tritt er auf dem Zoilosfries bärtig im Himation
auf1 11. Gänzlich unbekleidete Darstellungen des Demos sind nicht bekannt. Unser Demos
müßte also zumindest ein Gewand um die Beine geschlungen haben — dies ließe sich
vielleicht anhand der Dübel- und Stiftlöcher rekonstruieren, wozu dann vielleicht auch
die Eintiefungen und Stiftlöcher im Bereich der linken Schulter und davor zu zählen
wären. An der linken Seite unserer Statue ist jedenfalls ein Attribut zu ergänzen.
Die Basisinschrift mit der Bezeichnung des Demos ist — da der Epimeletenname
nicht weiterhilft — durch die Nennung der zweiten Neokorie zwischen hadrianische und
severische Zeit zu datieren12. In diese Zeitspanne fällt auch die Entstehung unserer Sta-
tue, die nach der plastischen, durch kurze Bohrgänge — die selten durch Stege verbun-
den sind — aufgelockerten Haar- und Barttracht in antoninische Zeit zu datieren ist. Die
Lockenbüschel sind außerdem in sich mehrfach gekerbt; am Hals sind die Locken des
Haupthaars nur gemeißelt.
Nach den Dimensionen der Basis vermutete Heberdey deren Aufstellung — und
damit die Position der vermutlich zugehörigen Statue — in einer der beiden Mittel-
nischen des oberen Stockwerks der scaenae frons13. Inhaltlich ist unsere Statue, falls die
Identifikation zutrifft, im Rahmen der überladenen statuarischen Dekoration des ephesi-
schen Theaters14 mit der Anfang des 2. Jh.s veranlaßten Stiftung des Vibius Salutaris zu
vergleichen, die u. a. temporär im Zuschauerraum aufgestellte Statuetten der ephesi-
schen Phylen, der Paides, Epheben und der Gerusie umfaßte15. In severischer Zeit wur-
den, wohl zur Erinnerung an Gesandtschaften anläßlich der Verleihung der 3. Neokorie,
Statuen der Demoi von Knidos und Kos im ephesischen Theater aufgestellt16.
1 Vgl. Schneider, Kat. Volksgarten 10 Nr. 9. — R. Heberdey, FiE II (1912) 170 Nr. 52. — IvE VI2052.
2 Vgl. Mendel III S. 583.
3 Vgl. den „technischen“ Teil der Kat.-Nr. hier und die Aufzählung bei Mendel a. 0.
4 Vgl. Mendel a. 0.
8 Vgl. Mendel a. 0.
6 Vgl. zuletzt LIMC III (1986) 376 ff. s. v. Demos (0. Alexandri-Tzakou).
7 Vgl. LIMC a. 0. 378 ff. Nr. 42-46.55-61.
8 V. M. Strocka, ÖJh 49, 1968-71, Beibl. 48 ff.53 f.
9 Vgl. LIMC a. 0. 381 mit Verweisen.
10 LIMC a. 0. 377 Nr. 18 ff.
11 LIMC a. 0. 376 Nr. 1 f. und 380 Nr. 62.
12 Vgl. Heberdey a. 0. 170 Nr. 52. — IvE VI2052. — Zu den Neokorien vgl. RE Suppl. 12 (1970) 281 ff.
(D. Knibbe).
13 Vgl. Heberdey a. 0.
14 Vgl. dazu Heberdey a. 0. passim. — Schwingenstein 24.38.46.48—101.119.124 f.126. — Kat. Wien
Nr. 42-50. - IvE la 27-36 (Salutaris-Stiftung). VI 2042.2047-2073. Vgl. hier S. 18 mit Anm. 18.
18 Vgl. Heberdey a. 0. 127 ff. — IvE la 27—31.33—35. — Schwingenstein 24.107.124 f.
16 Vgl. IvE VI2053—2056, Knidos 2054, Kos 2055. — Schwingenstein 125. — Vgl. dazu R. Memel-
bach, ZPE 28, 1978, 96 ff.
 
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