Metadaten

Strocka, Volker Michael
Die Wandmalerei der Hanghäuser in Ephesos (Text): Die Wandmalerei der Hanghäuser in Ephesos — Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48995#0133
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Keine Bearbeitung
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hanghaus 2 - Wohnung v

WOHNUNGEN III UND V
Wohnung III befindet sich gemeinsam mit V westlich von Wohneinheit IV auf einer eigenen Geländestufe, deren Bodenhöhe zwischen 4 m
und 4,30 m über IV und 3,40-3,80 m unter II liegt. Wie Wohnung II sind III und V von der Westseite zugänglich gewesen. Sie teilen sich in
das schmale Gelände durch Verschränkung der Grundrisse, indem die Höfe H 2/24 bzw. H 2/16b peripher angelegt sind und in der Mitte
ein großer Raum (H 2/12) zu III geschlagen ist, während sich zwei kleine Zimmer (H 2/12 a und 18) zur entgegengesetzten Seite wenden.
Zu Wohnung V gehört das mit Marmor ausgelegte Tablinum H 2/13, das sich breit auf den exzentrischen Hof öffnet, die schon genannten
Cubicula H 2/12 a und 18, im Norden endlich das Stuckzimmer H 2/25, der marmorierte, heizbare Raum H 2/26 und der bis auf die Fundamente
zerstörte Raum oder Hof H 2/27 mit dem Präfurnium von H 2/26. Diese drei Räume besitzen eine gemeinsame Nordmauer, die Abgrenzung
und Stützmauer des Halbstocks von III und V. Unterhalb, mehrere Meter tiefer als IV, beginnt eine weitere (noch unausgegrabene) Wohn-
einheit, auf die sich der Apsidenraum H 2/8 öffnet.
Zur Wohnung III gehören nicht nur die zum Hof gewandten Zimmer H 2/12 und 17 sowie die wohl aus dem südlichen Hofumgang gewonnenen
zwei Cubicula von 16a, sondern noch zwei Räume auf der Westseite: H 2/16c und der ursprünglich größere Raum B 17. Jedenfalls sind III und
V neben den untereinander schon verschiedenen Wohnungen I, II und IV als zwar vornehm ausgestattete, aber doch sehr kleine Einheiten,
als Apartements, zu bezeichnen.
Ursprünglich bildeten III und V auf ihrer quadratischen Grundfläche wohl eine einzige Wohnung, die ebenso wie I, II und IV rund 23 x 23 m
maß. Vielleicht erst nach den Erdbeben von 358, 365 und 368 (s. 0. Anm. 1 und 140) wurde die beschädigte Wohnung so umgebaut, daß die
beiden Apartements entstanden. Vorher lagen die Räume vermutlich um einen Innenhof, der die Räume 24,12a und 18 umfaßte.
H 2/24 (HOF)
Baubefund
Der in seiner größten Ausdehnung N-S 8,80 m, O-W 8,70 m messende Hof ist durch den Einsprung des Apsidensaals in seinen östlichen
Umgang sowie den Einbau des Nymphäums in der Südost-Ecke um seine annähernd quadratische Form gebracht. Das Impluvium selbst lehnt
sich exzentrisch an die Südseite und kommt in der erhaltenen späteren Form mit fünf Säulen aus, zwischen denen marmorbelegte Brüstungen
die drei Umgänge vom offenen Hofraum abtrennen. Dieser war zugänglich durch schmale Durchgänge an Nord- und Westseite, an der
Südseite in ganzer Breite von Raum 13 her.
Wie sich nicht nur aus der Treppe bei H 2/18, sondern auch aus großen, vor allem in H 2/24 abgestürzten Mauerstücken ergibt, die oft beider-
seits bemalte Putzschichten tragen, befand sich über dem Umgang von H 2/24 und den anstoßenden Räumen ein Obergeschoß.
Beschreibung der Malerei
1. Schicht
Nur an der Ostwand, und zwar am Einsprung der Westmauer des Apsidensaals, trat unter den Resten zweier späterer Schichten eine zwar
gepickte, aber zusammenhängende Partie der ersten nach dem Einbau des Apsidensaales aufgebrachten Malerei hervor. Erhalten sind, von der
Nordost-Ecke an nach Süden reichend, die oberen Teile zweier gerahmter Felder, zwischen denen sich ein Lisenenstreifen befindet. Auf dem
weißgrundigen Putz, der bis 1,76 m Höhe über dem Boden erhalten ist, sind 4,5 cm breite rote Streifen als Rahmensystem aufgetragen. Das in
voller Breite erhaltene linke Feld mißt zwischen ihnen 1,01 m, die Lisene 25 cm. Die Binnenrahmen der Felder bestehen aus einer inneren
schwarzen Linie und einem sie begleitenden 2 cm breiten gelben Streifen (innere Breite links 76 cm, rechts 80,5 cm), die sich, zumindestens
an den erhaltenen oberen Ecken, überkreuzen und bis zum äußeren Rahmen weiterlaufen. Der Binnenrahmen der Lisene setzt die schwarze
Linie nach außen. In der Mitte befindet sich ein schwarzer Blattstab, dessen Blattformen dem Typus von 14b (3.) ähneln, aber kleiner und
zierlicher sind. In beiden Feldern ist in ungleicher Höhe (links in 6 cm Abstand vom oberen gelben Binnenrahmen, rechts in 14,5 cm Abstand)
je ein 37 cm breiter Bildnis-Tondo als Emblem angebracht. Über die Namen der beiden Dargestellten geben zwei in Schwarz auf vorgeritzter
Linie, aber unsymmetrisch gemalte Inschriften Auskunft. Links steht: XEIAQN AAKEAAIMON1OS (Buchstabenhöhe bis 2,5 cm), rechts:
SQKfPJATHS AOHNAIOS (Buchstabenhöhe bis 2,2 cm). Beide Porträts stehen vor grauem Hintergrund, der sich bei Sokrates kräftiger
erhalten hat, und sind von einem braunen Kranz einzeln gesetzter, wechselständiger Spitzblättchen umgeben, die bei Cheilon ein breiter
„Schatten” auf der Innenseite begleitet, während bei Sokrates die viel ungleichmäßiger gehaltenen Blättchen weiter auseinandertreten.
Cheilon ist im Profil nach links gegeben. Eine stark gekrümmte Nase, das große Auge und der halb geöffnete Mund sind durch schwarze
Konturlinien im rötlichen Kamat kräftig hervorgehoben. Die wallenden Strähnen des graubraunen Haupthaares und Vollbartes umrahmen
das Gesicht. An der von einem braunen Mantel bedeckten Schulter erkennt man, daß Cheilon sich vorbeugt, um aus einer Rolle zu lesen,
die seine sichtbare linke Hand, allerdings zu nahe, halbentrollt vor das Gesicht hält. Man glaubt sogar, unter der linken Hand als rotbraunen
Streifen seinen rechten Arm zu erkennen, der das hintere Ende der Rolle hält; die Perspektive freilich ist unkorrekt.
Sokrates blickt schräg nach rechts (vom Betrachter). Seine Büste, durch starre Falten als bekleidet ausgegeben, wird von einem Streifen des
grüngrauen Hintergrundes bogenförmig abgeschnitten. Inkarnat und Haar sind weit weniger abgestuft als bei Cheilon. Im selben helleren oder
dunkleren Rotbraun wurden Haare, Schatten und das Gewand mit lockeren Pinselstrichen auf einen einheitlich graurosa Grund gesetzt.
Die charakteristischen Gesichtszüge des Sokrates sind, nicht nur wegen der empfindlichen Beschädigungen, kaum zu erkennen. Eine kahle
Stirn, die kurze, trotz der Zerstörung breit zu nennende Nase und der über den Kinnbart herabhängende Schnauzbart sind die typischen
Kennzeichen des ohne Beischrift kaum unbestritten zugesprochenen Porträts.

Plan

Plan

263-265

379. 388

264

265

115
 
Annotationen