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Galerie Fischer <Luzern> [Editor]
Auktion / Galerie Fischer: Möbel, Antiquitäten, Tapisserien, Teppiche, Gebrauchs-Silber & Porzellan, Miniaturen, Dosen, Stiche, Gemälde alter Meister: gesamtes Inventar des Wiener Palais P. ; grosse Auktion zu Luzern in der Galerie Fischer, 24. und 25. August 1926 — Luzern, [Nr. 15].1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.16567#0006
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Das Kunstgut, das am 24. und 25. August 1926 in der Galerie Fischer
zu Luzern versteigert wird, bildet das gesamte Inventar des Palais P.
in Wien. Ein Inventar, wie es sich der verwöhnte Geschmack der
Dame und die gediegene Lebenskultur des Hausherrn im Laufe der
Zeit geschaffen haben. Höchst stattliche Tapisserien in seltener Farben-
pracht, Meisterbilder, Miniaturen zeugen für ein Kunstverständnis weit
über das Gebiet des Dekorativen hinaus, das hier aber doch den
Mittelpunkt des Interesses bildet — denn nicht um eine Sammlung
handelt es sich, sondern eben um eine Wohnung im grossen Stil. Was
an Möbelgarnituren mit Tapisserie- und Petit-Point-Bezügen, an franzö-
sischen Kommoden und Kleinmöbeln, Glanzstücken der Schreinerkunst
des 18. Jahrhunderts, die weiten Räume des Palais ausstattete, fand ein
reizvolles Gegenspiel in seltenen Antiquitäten aller Art, in Silberschalen
und Bechern, in Dosen und Nippsachen, in zahlreichen Figuren, Tassen,
Gefässen aus Wiener Porzellan. An Glanz und Abwechslung wett-
eiferten damit die vergoldeten Bronze-Uhren, die Wandappliquen,
Lampen aus chinesischen Vasen hergestellt und nach Angaben der Be-
sitzer in Bronze montiert und mit schweren Seidenschirmen versehen.
Stattliche Aubusson- und Perserteppiche, Kissen und Decken aus altem
Samt und funkelnden Brokaten erzählen von Behaglichkeit, in der das
spezifisch Wienerische anklingt, wie auch in der Porzellansammlung, wie in
den behäbigen Möbelstücken aus der Zeit Maria Theresias und Kaiser
Josephs II., wie in einer Empiregarnitur, die in solch schlanker Feinheit
wenn nicht in Paris, dann nur in Wien geschaffen werden konnte. Spe-
zifisch wienerisch ist aber vor allem die Freude an edler, fast stets ins
Barocke spielender, Form, an reicher Farbe in schöner Abtönung, an
Grazie neben Fülle, an Prunk neben Schlichtheit, an wohnlichem Behagen
neben nobler Repräsentation. So wird dieses Inventar eines, vom Besitzer
heute aufgegebenen, Palais zum Spiegel des entschwindenden Wien mit
seinem Luxus, seiner künstlerischen Anregung aus aller Herren Länder,
seinem angestammten Kunstbesitz und seiner grosszügigen Sammellust.
 
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