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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

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Liedemit, Fritz: Anpassung, Bezugssystembildung und Typologisierung in der Umweltwahrnehmung und einige Aspekte der psychologischen Bewertung der Gestaltungsgüte
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https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0113
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Solche Laborexperimente haben gezeigt, daß der figurale Ent-
wicklungsprozeß über eine Reihe von Zwischenstufen, sogenann-
ten Vorgestalten, abläuft, die sich zunächst als ungegliederte
ganzheitliche Gebilde darstellen. Diese Gebilde zeichnen sich
durch prägnante Eigenschaften wie Symmetrie, Rechtwinkligkeit,
Parallelität usw. aus und nähern sich erst im Laufe des weite-
ren Entwicklungsprozesses der nicht symmetrischen, nicht paral-
lelen, nicht rechtwinkligen Gegliedertheit und damit ihrer end-
gültigen Eorm, die mit den objektiven Eigenschaften der Reiz-
vorlage übereinstimmt.

Wie die Untersuchungen gezeigt haben, geben die aktual-geneti-
schen Verfahren Aufschluß darüber, welche natürlichen Gestal-
tungstendenzen existieren und wie man diese zur Entscheidung
über die Beurteilung von gestalterischen Varianten nutzen kann.
Wir sind sicher, daß sich diese Methoden sehr gut ausbauen
lassen für Untersuchungen über optimal (prägnant) gestaltete
Konfigurationen. Erste Erfahrungen liegen hierzu bereits vor.

Ein anderer praktischer Aspekt der aktual-genetischen Verfahren
besteht in der Möglichkeit, auch die emotional-affektiven Re-
aktionen zu untersuchen, die von den Gegenständen ausgelöst
werden. Es hat sich gezeigt, daß bereits bei der Darbietung
von Gegenständen unter Schwellenbedingungen die positiven bzw.
störenden emotional-affektiven Eigenschaften, die beim Betrach-
ten eines Gegenstandes ausgelöst werden, in Erscheinung treten.
Dies erfolgt ohne eine bewußte Kontrolle durch das Bewußtsein,
so daß von den Ergebnissen her Rückschlüsse auf eventuell not-
wendige Veränderungen an den Gegenständen gezogen werden kön-
nen. Wir halten diese Verfahren (z.B. Tachistoskopie) sowohl
unter gestalterischen als auch unter werbepsychologischen Ge-
sichtspunkten für sehr wertvoll und ausbaufähig.

Rach unseren Erfahrungen ist es auch möglich, die wahrneh-
mungspsychologische Gestaltungsgüte einer optischen Konfigu-
ration quantitativ zu erfassen.

Verschiedene Verfahrensansätze liegen hierzu bereits vor. Auf
der Basis informationstheoretischer Vorstellung8n ist ein
GUtemaß angebbar, das auf menschliche Informationsverarbei-
tungseigenschaften bezogen werden kann. Im Prinzip ergibt
sich von daher auch die Möglichkeit, die (äathetische)

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