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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

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Wittwer, Bernhard: Einige neurobiologische Aspekte der Ästhetik
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https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0123
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in erster Linie als modulierende zu verstehen" /10/ sei. Es exi-
stieren zur Zeit nur Ansätze zu Hypothesen. Eine Schwierigkeit
besteht darin, daß einzelne Gehirngebiete nicht für einzelne
Funktionen verantwortlich gemacht werden können. R ü d i g e r
spricht deshalb auch von der “'Systemha f tigkeit der Gehirnfunktio-
nen" /ll/. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, daß Kortex
und Subkortex am Entstehen der Gefühle beteiligt sind. F o r -
t u n a t o w schreibt: "Die Gefühlserlebnisse des Menschen be-
ruhen stets auf der gleichzeitigen Tätigkeit der Hirnrinde (Kor-
tex, B. W.) xind subkortikaler Zentren." /12/ Das gesamte psy-
chische Geschehen ist mehr oder weniger von den Gefühlen einge-
färbt. Oeder psychische Prozeß tritt zunächst als Gefühl in Er-
scheinung. Die Gefühle entstehen spontan und ergreifen stets den
gesamten Menschen. Ständig ist dem Menschen in irgendeiner Weise
zumute. Die Gefühle sollen die Ganzheitlichkeit des Organismus
gewährleisten. A d a m meint: “Nach allgemeiner Erfahrung sind
für das ... Verhalten nicht nur die Schaltmechanismen der beding-
ten und unbedingten Reflexbogen, sondern auch Reaktionen kenn-
zeichnend, die ... als Emotionen (Gefühle, B. W.) ... zusammenge-
faßt werden. Oeder exogene und endogene Reiz ist, abgesehen davon,
daß er eine bestimmte Reflexreaktion auslöst, mit einem emotiona-
len Merkmal verknüpft ... Wahrscheinlich nimmt an jeder unbeding-
ten und bedingten reflektorischen Reaktion des Organismus auch
emotionale Aktivität teil, bei der sowohl dienzephale (Zwischen-
hirn, B. W.) als auch limbische und retikuläre Strukturen mitwir-
ken.* /13/

Das Angemutetsein oder Zumutesein ist das, wie P a w 1 o w
sagt, "was wir ... als Gefühle bezeichnen, in der allgemeinen
Form der positiven und negativen Gefühle und in der langen Reihe
von Nuancen und Variationen, die entweder infolge verschiedener
Kombinationen oder verschiedener Intensität auftreten.“ /14/

Diese Gefühle spiegeln nicht die Realität selbst wider, sondern
die Beziehungen, in der die Realität zu den Bedürfnissen des Men-
schen steht. Eine Beziehung besteht nur zu den Gegenständen oder
Erscheinungen, die mit der Befriedigung der Bedürfnisse verbun-
den sind. Die Bedeutung der Gefühle, wie R ü d i g e r sagt,
wird durch ihren "'treibenden und bestä tigenden Charakter" deut-
lich. uEs gibt Emotionen (Gefühle, B. W.), die das Lebewesen
(Mensch, B. W.) auf ein Ziel hinweisen, hintreiben. Ist das Ziel

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