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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

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Skerl, Joachim: Zu Gestaltungskonzeptionen des 19. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0151
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Die entsprechenden Vorbilder findet van de Velde auch im 19.
Jahrhundert. Nur liegen sie außerhalb des Einflußbereiches der
Kunst in den Werken der Ingenieure, "die Schönes geschaffen haben,
einzig deshalb schön, weil die Dinge nach der Logik, nach der
Vernunft, nach den Prinzipien des verniinftigen Seins der Dinge
und nach den genauen, notwendigen und natlirlichen Gesetzen des
dazu verwandten Pfeterials hergestellt wurden. Die Ingenieure
stehen am Beginn des neuen Stils, und das Prinzip der Logik ist
seine Basis". /26/

Er spricht von den Ingenieuren als der neuen Künstlerklasse, die
die Logik der Porm gefunden habe, In ihren Schöpfunge», den Lo-
komotiven, Brücken, Automobilen, Pahrrädern, Dampfschiffen, Ma-
schinen, ebenso wie in den elektrischen Lampen und chirurgischen
Instrumenten empfand er eine neue Schönheit. Wie kaum zuvor ist
den technischen Leistungen auch ein ästhetischer Wert zugespro-
chen worden. Das Ästhetische ist nicht mehr das zusätzlich Auf-
getragene, sondern die "vollkommene Übereinstimmung der Mittel
mit dem Zweck". /27/

Pern jeder inhaltlichen Überhöhung, sucht er nach einer formalen
Ästhetik der "reinen Welt der Linien und Formen" und ist Uber-
zeugt, daß es dafür einmal eine wissenschaftliche Theorie geben
wird,

Die These, daß die Produkte des modernen Industriezeitalters
schön sind, wenn sie vernünftig im Sinne des Zweckmäßigen sind,
wird von Muthesius erweitert: Die Produkte sind schön, wenn sie
auch vernünftig, das heißt industriell, produziert sind.

1902 erschien in der "Dekorativen Kunst" sein programmatischer
Aufsatz "Kunst und Ifeschine". /28/

1902 waren ebenfalls unter dem Titel Stilarchitektur und Bau-
kunst zwei in Wien 1901 gehaltene Vorträge veröffentlicht worden.
/29/

Hier wer.den ebenfalls die Gedanken deutlich, einen neuen Stil
von innen heraus, unter Berücksichtigung der neuen Bedürfnisse
und der modernen Herstellungsverfahren zu suchen.

Die "eisernen Forderungen, welche Material, Zv/eckmäßigkeit und
Konstruktion diktieren", (Muthesius), sind zwar auch schon vor
ihm erhoben worden, In ihrer Konsequenz erstmalig wird jedoch
eine Ästhetik der Maschinenkunst entwickelt, die von drei wesent-
lichen Aspekten ausgeht:

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