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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 10.1914

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Riegel, Joseph: Zu Hans Baldung Griens Aufenthalt und Tätigkeit zu Freiburg im Breisgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.2546#0095
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Kleine Mitteilungen.

Zu Hans Baidung Griens Aufenthalt und Tätigkeit zu Freiburg im Breisgau.

Mitgeteilt von

Dr. Joseph Riegel.

sjwjQJn den Rechnungen der Münsterfabrik fin-
^■^V c'en sicl1 unter der gr°ßen Menge un-
^■■iT^ bedeutender und für die Geschichte des
■^M^s Münsters und seiner Meister wertloser
Aufzählungen der Ausgaben auch eine
Reihe von Bemerkungen, die trotz ihrer Gering-
fügigkeit und Zufälligkeit erwünschten Aufschluss
über unbekannte oder vergessene Tatsachen geben.
Von den jeweils dreifach ausgefertigten Jahresrech-
nungen für den Schaffner, die Münsterpfleger und
das Archiv (Gewölbe) ist vor allem das Handexem-
plar des Schaffners wichtig. In ihm finden sich die
meisten Notizen und größtenteils solche, die in den
beiden übrigen fehlen. Ihr Wert ist um so größer,
als sie gleichzeitige, d. h. solche Zusätze enthalten,
die jeweils sofort nach der Bestätigung einer Nach-
richt gemacht wurden. Das erhellt schon aus der
Farbe der Tinte und der flüchtigeren Schrift.

1. Über Hans Baidungs Beziehungen zu Freiburg
z. B. sind in früheren Jahrgängen der „Münster-
blätter" 1 schon die meisten auffindbaren Nachrichten
mitgeteilt und dadurch ein fast lückenloses Bild ge-
schaffen, das nur da und dort ergänzt werden kann-
So wissen wir wohl, dass der Meister das Hoch-
altargemälde, die Krönung Mariens, gemalt hat, aber
wo Baidung mit seinen — meist sechs — Gesellen
arbeitete, war nicht bekannt. Nun hat die erste
Halbjahrsrechnung für 1513 die Notiz: „Item 31 Schil-
ling 8 pfennig von dem ofen zu machen zun bar-
fueßen, do der maier die tafel malet." Die Werk-
stätte des Künstlers befand sich also im Franzis-
kanerkloster, dem heutigen Pfarrhofe von Sankt Martin
[jetzt Franziskanerplatz Nr. 3—5]. Im Winter von
1512 auf 1513 war Baidung das Tafelbild verdungen
worden. Da der Freiburger Winter eine fortlaufende
Arbeit im ungeheizten Räume ausschloss, ließ die

1 1, 42 f. und 3, 86

Verwaltung der Münsterfabrik dem Künstler schon
im Sommer 1513 einen Ofen setzen, der diesem
Übel für den kommenden Herbst und Winter vor-
beugen sollte. Es war ein Kachelofen, der in den
Tagen zwischen dem 13. und 24. Juni fertiggestellt
wurde, denn innerhalb dieses Zeitraumes stellte der
Hafner seine Rechnung aus und erhielt sie auch
bezahlt.

2. Schon aus inneren Gründen hat man bisher in
Baidung den Schöpfer der lebenswahren und farben-
prächtigen Fenstergemälde der Stürtzelkapelle erkannt.
Der Münster-Führer von Fr. Kempf und K. Schuster
sagt (S. 172): „Der Entwurf zu diesem schönen Glas-
gemälde mit den lebensvollen Porträtfiguren wird
verschiedenen Merkmalen zufolge Hans Baidung zu-
geschrieben", während Fritz Baumgarten in seinem
„Freiburger Münster" (S. 48) bekennt, dass die „trotz
aller Zerstörung . . . aber in Einzelheiten der Farbe
und Zeichnung der Porträts noch immer beachtens-
werten Fenster frö'c/isiwahrscheinlich nach Baidungs
Entwurf gemalt" seien. Diese Vermutungen werden
nun bestätigt durch den Eintrag in die Fabrikrech-
nung nach dem 20. Januar 1528: „Item 6 pfund

5 Schilling Hans Baidung von Conrat Stürtzels visie-
rung." Ebenso erhielt der Glasmaler, offenbar Hans
Gitschmann, den gleichen Betrag am 3. März: „Item

6 pfund dem glaser an des Stürtzel capel uf zinstag
nach der alten fastnacht."

3. Noch ein weiterer Glasfensterentwurf im Ka-
pellenkranz wird Hans Baidung verdankt. Laut der
Rechnung für das zweite Halbjahr 1536 werden ihm
ausgehändigt: „Item 2 pfund 15 Schilling [für die
visierung] an der Valckenberger körlin Hans [Bai-
dung] malern." Da in diesem Jahr außer Baidung
am Münster kein Maler mit dem Vornamen Hans
beschäftigt war, Hans Baidung aber schon am 1. Ja-
nuar 1537 sein Leibgeding nicht mehr in Straßburg,
wo er bis dahin geweilt hatte, sondern wieder in
 
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