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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 10.1914

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Riegel, Joseph: Zu Hans Baldung Griens Aufenthalt und Tätigkeit zu Freiburg im Breisgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.2546#0096
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Kleine Mitteilungen

87

Freiburg quittiert1, kann nur er den Entwurf ge-
zeichnet haben.

4. Wann starb Hans Baidung? Wie des Künstlers
Geburtstag, so ist auch das Jahr und der Tag seines
Todes bis heute noch nicht einwandfrei festgestellt.
Geht man die wichtigste Literatur durch, so findet
man bei Schreiber'2 und nach ihm bei Baumgarten'6
und Kempf und Schuster4 das Jahr 1545. Die Quelle
Schreibers war eine Mitteilung des Straßburger Ar-
chivars Ludwig Schneegans auf Grund einer dahin
gedeuteten Notiz in den Straßburger Ratsprotokollen.
In seinem „Führer" gibt Baumgarten 1546 an5, viel-
leicht, weil vom nächsten Jahr ab die Rente auf die
Hälfte herabgesetzt ist. Für das Jahr 1552 entscheidet
sich Beissel^ und vor ihm hatte schon Schreiber1
auf Grund der Hüttenrechnungen das gleiche Datum
gefunden.

Nun wurde jeweils an Circumcisionis domini,
d. i. am 1. Januar, die ausbedungene Leibrente von
17 Pfund 5 Schilling an Baidung bezahlt, die aber
vom Jahre 1547 ab nur noch 8 Pfund 12 Schilling
6 Pfennig betrug. Zum andern findet sich für das
Jahr 1550 der Vermerk: „Item 8 pfund 12 Schilling
6 pfennig dem Baidung moler zu Straßburgs [?] frou",
und kurz hernach „item 10 pfennig empfangen umb
1/i öl von dem Baidung". In den beiden nächsten
Jahren empfing Baldung wieder selbst die Rente in

1 Vgl Münsterblätter 1, 42; der übliche Vermerk der letzten
Jahre zu Straßburg fehlt.

- Geschichte der Stadt Freiburg i. Br. (1857) 3, 242.

' Der Freiburger Hochaltar. Straßb. 1904 S. 12f.

' Das Freiburger Münster (1906) S. 146.

' Das Freiburger Münster. Stuttgart [1906] S. 43.

8 Stimmen aus Maria-Laich 66 (1904), 256.

' Das Münster zu Freiburg. 2. Aufl. (1829) S. 37 und Bei-
lage S. 25 f.

seiner Heimat Straßburg. Vom Jahre 1553 an findet
sich keine auf den Künstler bezügliche Angabe mehr.
Zum letztenmal hatte der Meister das 8 Pfund
12 Schilling 6 Pfennig betragende Leibgeding am
Neujahrstag 1552 empfangen. Warum man den Be-
trag seit 1547 auf die Hälfte herabgesetzt hatte, ist
wohl nicht anders zu erklären, als dass seine Frau
Margarete geb. Herlin im Laufe des Jahres 1546
gestorben war, und nunmehr gemäß des Vertrags von
der Münsterfabrik nur noch die Hälfte der Rente
bezahlt werden brauchte. Der Meister selbst folgte
seiner Frau im Tode am 10. August 1552. „Obiit
uf Lorenci 1552", berichtet der Schaffner Veit Spor-
han neben dem letzten Eintrag vom 1. Januar (1552):
„Item 8 pfund 12 Schilling 6 pfennig dem Baldung
moler zu Straßburg." Dass der 10. August 1552
Hans Baidungs wirklicher Todestag ist, wusste schon
Schreiber, wie aus dem oben genannten Abdruck in
der Beilage zu seiner Münsterbeschreibung hervor-
geht. Trotzdem hat er sich in seiner Geschichte
der Stadt Freiburg dieser Stelle nicht mehr erinnert;
vielleicht war ihm aufgefallen, dass nur eine der
beiden 1552er Rechnungen den Nachtrag von der
Hand Veit Sporhans hat, oder er hatte bei der Ab-
fassung der Geschichte nur die andere, die den
Todestag des Meisters nicht verzeichnete, nach-
gesehen. Der Nachtrag des Schaffners in seinem
Handexemplar der Jahresrechnung ist um so wert-
voller, als er durchaus zuverlässig ist; musste doch
gerade er am besten wissen, wer und wann ein Leib-
dingberechtigter starb, weil durch seine Hand alle
Zahlungen angewiesen wurden Unvereinbar er-
scheint damit die Angabe der Rechnung von 1550,
dass Baidungs Frau die Rente errpfang-n habe, was
auf einem Versehen des Rechners beruhen muss.

Zu Meister Hans Gitschmanns Leben und Wirken zu Freiburg im Breisgau.

ie oben S. 25—32 zusammengestellten ur-
kundlichen Nachrichten über den Glas-
maler Hans Gitschmann, seine Familien-
-ja Verhältnisse und Tätigkeit zu Freiburg
■ während nahezu eines halben Jahrhun-
derts erfahren eine willkommene Bereicherung durch
folgende weitere, hauptsächlich den Rechnungen des
Münsterarchivs bei deren Bearbeitung für das Ur-
kundenwerk des Münsters durch Dr. Joseph Riegel
entnommene Auszüge.

1516 September 20. — Bürgermeister und Rat
der Stadt Freiburg i. Br. schreiben an Conrat Snewlin

von Kranznau (Crotznow): Sich beclagt meister Hans
der glaser hie, wie du inie für sein arbeit schuldig
siest, das habest ime bishar vorgehalten und ine darzu
mit ongeschickten worten ankörnen ... »; desgleichen
beschwerten sich die Frauen von St. Agnes wegen
untougenlicher reden . So pitten wir dich mit flis,
du wellest meister Hansen tugenlich und fruntlich seins
verdienten Ions bezalen und hinfuro gegen ine und an-
dern in unser stat etwas frintlicher handien usw.

Missiven 10 (1516—1520) Bl. 20v.

1547 August 10— 1557. Item die herren pfleger
unser lieben fronen buw mit namen junker Ambrosi
Kempff und junker Jacob Krepß Schultheiß und herr
Hans Ferler obrister meister haben dem meister Hansen
 
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