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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Editor]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 13.1917

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Albert, Peter P.: Felizian Geißinger und seine Inschriftensammlung vom Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2399#0048
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Albert, Felizian Geissinger und seine Inschriftensammlung vom Freiburger Münster

kundlichen Reste selbst schon aufzudämmern begann,
nur noch die eine, weit geringwertigere, weil lediglich
den Wortlaut der Inschriften wiedergebende und von
einer noch minder geeigneten Persönlichkeit, nämlich
dem Bürger und Kürschner und spätem Zolleinnehmer
Joseph Anton Buckeisen stammende „Copia von Grab-
schriften, so in U. L. F. Münster der Pfarrkirchen zu Frei-
burg im Breisgau befindlich; dann von Altar, Fenster-
gemälden und Glockenumschriften in derselben." '

Nach demselben Muster und in derselben Aus-
führung mit einem schülerhaften, das Hintertreppen-
artige bevorzugenden, oft allzu urteilslosen Text und
ungeschickten Bildern, wie mit dem Münster, hat
sich Geissinger auch mit der Stadt Freiburg selbst
und allem, was mit ihr staatlich und kirchlich zusam-
menhing, dem Breisgau, den Herrschergeschlech-
tern der Habsburger und Zähringer und andern ver-
wandten Gegenständen, beschäftigt. Im Jahre 1793
machte er eine Abschrift von der „Geschichte der
K. K. Vorderösterreichischen Staaten" des St. Bla-
sianer Kapitulars Franz Kreutter2 mit unwesentlichen
Änderungen, Zusätzen und Kürzungen, jedoch ohne
allen Bilderschmuck, unter dem Titel: „Geschichten
des Breysgaus und Östreichisch-Schwabischen Staaden
Von 114. Jahren Vor der geburth Jesu Christi bis 1792"
und so forth3. Gleichsam eine illustrierte Ausgabe da-
von bildet sein 1801 nach L. L. Maldoners Beschrei-
bung des Breisgaus (1754)4 angelegter „Wollstand des
ganzen heutigen Breysgaues als der Städten, Flecken,
Dörfferen, Schlössern, und wohnsizen Auch under wenn
dieselbige gehören, Von wem sie geherschet werden,
wie noch die Klöster, Kirchen und Kapellen derselben in
etwas beygetragen" 5, der jedoch unvollendet oder un-
vollständig auf uns gekommen ist. Der Inhalt verbreitet
sich über die „Religion und Einfürung der Bistimmer
[Chur, Constanz, Strasburg, Bassell] in dem Breysgau",
den „Herrschaften in dem Breysgaue", „Breysgaus
Geschichten", „Stifften, Klöstern, Probsteüen In dem
Breysgau die jezt und ehe gestanden haben (als St.
Blasien, St. Trudpert, St. Peter, St. Märgen, Ettenheim-
münster, St. Margareten zu Waldkirch, Günterstal,
Wonnental, Tennenbach), und Erstlich (der Kirchen,
Klöster und Wallfahrtsorte) von der Universitaet Stadt
Freyburg in Breisgau", alles aufs reichlichste mit Bil-
dern geschmückt.

In den Jahren 1798—1800 fertigte er sich eine
Abschrift der mit Bildern und Stammbäumen reich
ausgestatteten „Zähringer Chronik" David Wollebers0

1 Handschrift VIII H a 48 des Stadtarchivs. Vgl. Schreiber
a. a. O. S. 192.

2 2 Teile. St. Blasi 1790. LXIV, 636; 655 S. 8".

0 Universitäts-Bibliothek: Handschr. Nr. 496.

1 Vgl. meine Geschichtsschreibung der Stadt Freiburg
S. 61 ff.

5 39 Blätter in Folio mit mehr als '00 farbigen, zum Teil
ganzsei igen Abbildungen, im Besitze des Superiors Msgr. und
Erzbischöfl. Geistl. Rats Dr. theol. h. c Karl Mayer.

0 „Chronik der Gräften, Margraffen und Herzogen deß
Hochlöbl. Hauß zu Zeringen", 2. Bd., Handschrift Nr. 497 der

und als Seitenstück dazu eine „Cronick des uralten,
und vorträfflichen Hauses Habspurgs Graffen, Margraffen,
und Herzogen Endlichen Kayser, Könige, in Ungarn

und Böhmen auch Erzherzogen
und ober Ostreich7.

in dem ganzen under

Schließlich wagte er sich auf Grund seiner Stu-
dien über die Universität Freiburg und angeregt
hauptsächlich durch die 1778 erschienenen „Imagines,
Sigilla atque non nulla alia monumenta Academiae
Friburgensis, quae suis sumtibus aeri ineidi curavit
J. A. Rieggerus", seines Freiburger Zeitgenossen,
auch an die andern Hochschulen Süddeutschlands
und stellte 1799 einen eigenen „Orbis Litteratus
Academicus Germanico Europaeus Praecipue Musa-
rum Sedes Fundationes Privilegia Sigilla Prototypis
Conformia"8 zusammen, kurze „Notabilien" zu den
Siegelabbildungen der „Akademien" zu Freiburg,
Köln, Dillingen, Basel, Heidelberg, Straßburg, Mainz,
Molsheim, Fulda, Ingolstadt, Innsbruck, Salzburg,
Prag und Wien: deren Wert freilich sehr gering ist.

Er scheint dies hier wie bei seinen andern Ar-
beiten auch selbst gefühlt zu haben, und man muß
sich bei ihrer Beurteilung, nicht zuletzt auch ihres
Stils und ihrer Rechtschreibung, immer die Ent-
schuldigung vor Augen halten, die er am Schluß
seiner „Kurtzen Vorede" zu der Habsburger Chro-
nik anzufügen für gut fand: „Sine günstiger Leser
ich habe hier eine Kleine Samlung die ich zwar nicht
an das öffentliche Licht gibe, dieweil es nur Excerpta
nenne, und also zusammen getragen habe, welches auch
zu Verbessren bedarff, nach dem weldspruch: nemo sibi
soli sapiens weil ich allein undt mit niemand Keine
gemeinschafft in der weit habe, so getröste ich mich
allein mit disem, nur mir Vergniegen allein gemacht
zu haben, und nach meinem Todt habe es wer es wolle
sage ich vade retro me Satana, de mortuis nil nisi bene
loquere, hat es aber nach meinem Todte ein Liebhaber
des alterthums bene diser ist es der meine fähler Ver-
bessren, und auch entschuldigen wird, sagend der arme
mann hat doch die zeit seiner Lebs tagen nicht mit
müssig gang, sonder guter beschäfftigung zugebracht.
R. I. P."

Universitäts-Bibliothek. Über den Verfasser David Wolleber
s. meine Geschichtschreibung S. 51—59. — Der 3. Bd. derselben
Handschrift enthält die auf die Stadt Freiburg und den Breis-
gau bezüglichen Abschnitte aus Wolleber mit einer Fortsetzung
von Geissinger in Wort und Bild bis auf seine Zeit, d. h. bis
zum Tode Kaiser Leopolds II. (1792), eine Geschichte der Stadt
Freiburg also und des Breisgaus unter den Zähringern, Grafen
von Freiburg und den Habsburgern, der 4. Bd. die Wolleberschen
Stammtafeln der Herzoge von Zähringen und Teck, eine Anzahl
loser Bilder und allerlei „Geschichtsnotate aus dem Archiv und
Chronik Akten."

7 „Das Erste Buch den 15ten May 1799. Joseph Felician
Geissinger Loci Capelanus in Buchholz Tempore Belli galici
anni 1799 eine Samlung von meiner Person", 1. Bd. der Hand-
schrift Nr. 497 der Universitäts-Bibliothek.

8 8 Bogenblätter mit 2 farbigen Ansichten der „Hohen
Schuhle zue Freyburg" und des „Gymnasium oder untren
Schulen", im Besitze des Superiors Mayer.
 
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