VORWORT
HER Gedanke eines Führers durch die Gesamtbestände der wissenschaftlichen Bibliotheken des
-H—^ deutschen Sprachgebietes beschäftigte des öfteren meine bibliothekarische Jugend. Ein eingehen-
der Plan aus jener Zeit liegt noch in meinen Papieren. Ich übersah damals, daß weder die Kräfte eines
Menschen noch private Mittel den Riesenausmaßen eines solchen Unternehmens gewachsen waren. Ein
Teil des Planes, auf ein Einzelfach beschränkt, feierte 1923 in meinen Unterhaltungen mit Herrn Pro-
fessor Heuser, dem regen Förderer deutscher Wissenschaft in den drangvollen Jahren der Inflation,
Auferstehung. Die Tatkraft des Herrn Professor Heuser und die Opferbereitschaft amerikanischer Ger-
manisten und Freunde der Wissenschaft schufen die Voraussetzungen zu einer Verwirklichung des
besprochenen Planes. Herr Professor Heuser begleitete meine Arbeit mit nimmermüdem Interesse; seine
Zuversicht wankte nicht, mußte der vereinbarte Termin des Abschlusses auch mehr als einmal hinaus-
geschoben werden. Ihm wie dem bibliographischen Komitee, dessen großzügiges Vertrauen mir die Arbeit
erleichterte, fühle ich mich zu aufrichtigem und herzlichem Dank verpflichtet.
Die ersten zwei Jahre meiner Arbeit waren mit Vorbereitungen für die Sammlung des Materials aus-
gefüllt. An Hand von Goedekes Grundriß wurde eine Liste der Dichter aufgestellt, die Aufnahme finden
sollten. Für das 19. Jahrhundert wurde diese Liste an Hand von Literaturgeschichten ergänzt. Neu-
lateinische Dichter, Gelegenheitsdichter niederen Ranges und Lokaldichter wurden im allgemeinen
ausgeschieden. Eine Kartothek der für die Zwecke des geplanten Werkes in Frage kommenden Biblio-
theken wurde angelegt. Zahlreiche gedruckte Kataloge großer und kleiner Bibliotheken wurden auf
Dichterhandschriften hin durchgesehen, die Literatur der einzelnen Bibliotheken durchgearbeitet, die Hand-
schriftenangaben der historisch-kritischen Ausgaben und anderer Standardwerke wurden ausgezogen.
Hierbei stellte es sich heraus, daß ein wesentlicher Teil des Materials in Archiven und Heimatmuseen zu
finden ist; eine Ausdehnung der Arbeit auf diese erwies sich daher als nötig, wollte ich eine einiger-
maßen vollständige Übersicht über die vorhandenen Handschriften erreichen. Die Archive und Museen
lückenlos oder fast lückenlos zu erfassen wie die Bibliotheken war freilich nicht möglich, einmal weil die
finanziellen Mittel hier ein Halt geboten, zum andern, weil zum mindesten die Archive mehr im Ver-
borgenen blühen als die Bibliotheken, deren Dasein durch die verschiedensten Jahr- und Adreßbücher
laufend festgestellt wird. Ich hoffe jedoch, daß alle wichtigen Archive und Museen von mir erfaßt sind.
In Übereinstimmung mit dem amerikanischen bibliographischen Komitee wurde Anfang 1928 das Thema
auf eigenhändige Handschriften deutscher Dichter seit Ausgang des Mittelalters beschränkt.
Ende April 1928 konnte mit der Aussendung der gedruckten Fragebogen, denen fürsorglich Rück-
umschlag und Rückporto beigefügt waren, begonnen werden. Auf sämtlichen Fragebogen war angegeben,
was etwa an handschriftlichem Besitz hatte ermittelt werden können oder welcher Besitz an der be-
fragten Anstalt vermutet wurde. Insgesamt wurden im Laufe der Jahre 1928—1933 von mir 617 Biblio-
theken, 161 Archive, 158 Museen und 86 Firmen und Privatpersonen, insgesamt 1022 Stellen befragt.
Von den Anfragen entfielen auf das Deutsche Reich 719, auf Österreich 158, auf die Schweiz 102, auf die
HER Gedanke eines Führers durch die Gesamtbestände der wissenschaftlichen Bibliotheken des
-H—^ deutschen Sprachgebietes beschäftigte des öfteren meine bibliothekarische Jugend. Ein eingehen-
der Plan aus jener Zeit liegt noch in meinen Papieren. Ich übersah damals, daß weder die Kräfte eines
Menschen noch private Mittel den Riesenausmaßen eines solchen Unternehmens gewachsen waren. Ein
Teil des Planes, auf ein Einzelfach beschränkt, feierte 1923 in meinen Unterhaltungen mit Herrn Pro-
fessor Heuser, dem regen Förderer deutscher Wissenschaft in den drangvollen Jahren der Inflation,
Auferstehung. Die Tatkraft des Herrn Professor Heuser und die Opferbereitschaft amerikanischer Ger-
manisten und Freunde der Wissenschaft schufen die Voraussetzungen zu einer Verwirklichung des
besprochenen Planes. Herr Professor Heuser begleitete meine Arbeit mit nimmermüdem Interesse; seine
Zuversicht wankte nicht, mußte der vereinbarte Termin des Abschlusses auch mehr als einmal hinaus-
geschoben werden. Ihm wie dem bibliographischen Komitee, dessen großzügiges Vertrauen mir die Arbeit
erleichterte, fühle ich mich zu aufrichtigem und herzlichem Dank verpflichtet.
Die ersten zwei Jahre meiner Arbeit waren mit Vorbereitungen für die Sammlung des Materials aus-
gefüllt. An Hand von Goedekes Grundriß wurde eine Liste der Dichter aufgestellt, die Aufnahme finden
sollten. Für das 19. Jahrhundert wurde diese Liste an Hand von Literaturgeschichten ergänzt. Neu-
lateinische Dichter, Gelegenheitsdichter niederen Ranges und Lokaldichter wurden im allgemeinen
ausgeschieden. Eine Kartothek der für die Zwecke des geplanten Werkes in Frage kommenden Biblio-
theken wurde angelegt. Zahlreiche gedruckte Kataloge großer und kleiner Bibliotheken wurden auf
Dichterhandschriften hin durchgesehen, die Literatur der einzelnen Bibliotheken durchgearbeitet, die Hand-
schriftenangaben der historisch-kritischen Ausgaben und anderer Standardwerke wurden ausgezogen.
Hierbei stellte es sich heraus, daß ein wesentlicher Teil des Materials in Archiven und Heimatmuseen zu
finden ist; eine Ausdehnung der Arbeit auf diese erwies sich daher als nötig, wollte ich eine einiger-
maßen vollständige Übersicht über die vorhandenen Handschriften erreichen. Die Archive und Museen
lückenlos oder fast lückenlos zu erfassen wie die Bibliotheken war freilich nicht möglich, einmal weil die
finanziellen Mittel hier ein Halt geboten, zum andern, weil zum mindesten die Archive mehr im Ver-
borgenen blühen als die Bibliotheken, deren Dasein durch die verschiedensten Jahr- und Adreßbücher
laufend festgestellt wird. Ich hoffe jedoch, daß alle wichtigen Archive und Museen von mir erfaßt sind.
In Übereinstimmung mit dem amerikanischen bibliographischen Komitee wurde Anfang 1928 das Thema
auf eigenhändige Handschriften deutscher Dichter seit Ausgang des Mittelalters beschränkt.
Ende April 1928 konnte mit der Aussendung der gedruckten Fragebogen, denen fürsorglich Rück-
umschlag und Rückporto beigefügt waren, begonnen werden. Auf sämtlichen Fragebogen war angegeben,
was etwa an handschriftlichem Besitz hatte ermittelt werden können oder welcher Besitz an der be-
fragten Anstalt vermutet wurde. Insgesamt wurden im Laufe der Jahre 1928—1933 von mir 617 Biblio-
theken, 161 Archive, 158 Museen und 86 Firmen und Privatpersonen, insgesamt 1022 Stellen befragt.
Von den Anfragen entfielen auf das Deutsche Reich 719, auf Österreich 158, auf die Schweiz 102, auf die