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stehen wir, dass Mechel’s Katalog nicht mehr vollständig sein
konnte. Viele gute Bilder fehlten, manche beachtenswerthe
waren hinzugekommen. Zudem hatte Rosa starke Umstellungen
yorgenommen, zahlreiche Bilder aus dem Vorrath eingeschoben
und anderes ausgeschieden. So erzählt er wenigstens selbst
in einem langen amtlichen Berichte aus dem Jahre 1787.1)
Er lässt diese Gelegenheit . nicht vorübergehen, ohne kleine
Ausfälle gegen Mechel einzuflechten und mittelbar seine An-
ordnungen zu tadeln. Nun kam Rosa aber in die zwiespältige
Lage, selbst eine neue Eintheüung zu rechtfertigen und einen
neuen Katalog schaffen zu sollen. Einerseits hätte er hier
Gelegenheit gehabt, zu zeigen, dass auch er, nicht Mechel
allein, einen guten Katalog zu Stande brächte, andererseits
dürfte er wohl nicht ganz stumpf gegen das Bewusstsein
seiner Unfähigkeit zu derlei Arbeiten gewesen sein. Das Mach-
werk, das Rosa im Jahre 1796 veröffentlichte, ist herzlich
schwach. Anstatt das Gute aus Mechel’s Katalog auszunützen,
oder eine neue Auflage desselben mit den nöthigen Ein-
schaltungen und Zusätzen zu machen, vermeinte Rosa ganz
selbstständig auftreten zu sollen. Er hatte freilich zehn Jahre
lang Gelegenheit gehabt, sich um Kenntnisse über alte Maler
und Gemälde zu bemühen; die Mechel-Periode bot ja genug
Anregung dazu. Wie dem auch sei: Rosa’s Katalog ist eine
Dilettantenarbeit in üblem Sinne. Die Künstlernamen sind
entweder ungenau geschrieben oder geradewegs verunstaltet:
„Paul Reimbrandt” ist so eine Probe. Nur selten wird die
Provenienz der Bilder angegeben. Beschreibungen der Bilder
werden zwar gegeben, doch sind sie selten gut; es fehlen die
i) Erhalten im Oberstkämmereramte und abgedruckt bei En-
gerth in der Einleitung zu Bd. I, S. LXX1 ff. Wurde schon oben benützt.
stehen wir, dass Mechel’s Katalog nicht mehr vollständig sein
konnte. Viele gute Bilder fehlten, manche beachtenswerthe
waren hinzugekommen. Zudem hatte Rosa starke Umstellungen
yorgenommen, zahlreiche Bilder aus dem Vorrath eingeschoben
und anderes ausgeschieden. So erzählt er wenigstens selbst
in einem langen amtlichen Berichte aus dem Jahre 1787.1)
Er lässt diese Gelegenheit . nicht vorübergehen, ohne kleine
Ausfälle gegen Mechel einzuflechten und mittelbar seine An-
ordnungen zu tadeln. Nun kam Rosa aber in die zwiespältige
Lage, selbst eine neue Eintheüung zu rechtfertigen und einen
neuen Katalog schaffen zu sollen. Einerseits hätte er hier
Gelegenheit gehabt, zu zeigen, dass auch er, nicht Mechel
allein, einen guten Katalog zu Stande brächte, andererseits
dürfte er wohl nicht ganz stumpf gegen das Bewusstsein
seiner Unfähigkeit zu derlei Arbeiten gewesen sein. Das Mach-
werk, das Rosa im Jahre 1796 veröffentlichte, ist herzlich
schwach. Anstatt das Gute aus Mechel’s Katalog auszunützen,
oder eine neue Auflage desselben mit den nöthigen Ein-
schaltungen und Zusätzen zu machen, vermeinte Rosa ganz
selbstständig auftreten zu sollen. Er hatte freilich zehn Jahre
lang Gelegenheit gehabt, sich um Kenntnisse über alte Maler
und Gemälde zu bemühen; die Mechel-Periode bot ja genug
Anregung dazu. Wie dem auch sei: Rosa’s Katalog ist eine
Dilettantenarbeit in üblem Sinne. Die Künstlernamen sind
entweder ungenau geschrieben oder geradewegs verunstaltet:
„Paul Reimbrandt” ist so eine Probe. Nur selten wird die
Provenienz der Bilder angegeben. Beschreibungen der Bilder
werden zwar gegeben, doch sind sie selten gut; es fehlen die
i) Erhalten im Oberstkämmereramte und abgedruckt bei En-
gerth in der Einleitung zu Bd. I, S. LXX1 ff. Wurde schon oben benützt.