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Frimmel, Theodor von
Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen (Band 1,1): Einleitung und Geschichte der kaiserlichen Gemäldegalerie — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.27088#0359
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einmal gross mit der Signatur VINCENTIVS DE TARVIXIO,
die wohl auf Catena zu deuten ist, ein zweitesmal kleiner mit
einigen Varianten. Auch die Madonna allein, aus diesem Bilde
copirt, findet sich in der Paduaner Galerie.1)

16. Giorgione: Die drei Philosophen. Viel umstrittenes
Bild, was die Deutung der drei Figuren angeht. Als Gior-
gione bestens beglaubigt durch die Stimme des Anonimo
Morelliano aus dem Jahre 1525, welche auch mittheilt, dass
Sebastiano del Piombo das Gemälde fertig gemalt hat.2) Was
hat nun der Maler, dessen Bilder in ihrer Darstellung nicht
selten etwas ungewöhnlich sind, mit den drei Figuren ge-
meint? Der Altersunterschied dieser drei Männer ist auf-
fallend. Dies hindert mich, sie als die biblischen drei Magier
aus dem Morgenlande zu nehmen, was sonst eine bequeme
Erklärung wäre. Derselbe Umstand veranlasst Janitschek, in
diesen Figuren die Allegorie dreier Lebensalter der Wissen-
schaft zu vermuthen, und zwar im Greise eine Verkörperung
der antiken Philosophie, im reifen Manne eine Anspielung
auf die philosophische Wissenschaft des Mittelalters und im

f) Die Annahme einer Identität des Vincenzo Catena und Vin-
cenzo de Tarvixio ist in jüngster Zeit bestritten worden. Ich will die
Entwicklung dieser Angelegenheit abwarten. Die Tafel des Vincenzo
de Tarvixio findet sich abgebildet in meinem Handbuche der Gemälde-
kunde, wo auch die meisten erwähnenswerthen Exemplare dieser Dar-
stellung im Tempel genannt sind (S. 163). — Bezüglich des Francesco
Bissolo vgl. neben den bekannten Büchern und der venezianischen
Ortsliteratur Repertorium für Kunstwissenschaft XVIII, 211, Gazette
des beaux-arts 1895,1, 262, neuerlich auch die „Annales” des Franzens-
Museums in Brünn von 1897 (Bd. II, 88 f.) und Charle L. Eastlake:
Pictures in the National Gallery.

2) Vgl. Frimmel, „Der Anonimo Morelliano”, Wien, Graeser
1888, S. 86.
 
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