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VIII

benutzenden Materialien würde durch jede vorzeitige Verallgemeinerung bis zur Unkenntlichkeit
und Unbrauchbarkeit abgeschwächt worden sein. Wenn ein Autor überzeugen will, so soll er
nicht blos die Resultate der in einsamer Arbeit erhaltenen Summirungen und Integrirungen
seiner Beobachtungen und Überlegungen darbieten, sondern soll auch den Leser mit allen
wesentlichen Einzelheiten, so wie sein unbefangener Blick sie in der Natur fand, bekannt machen,
damit derselbe Gelegenheit habe, sich von Anfang an mit den Offenbarungen der Natur und
mit dem Entwickelungsgange der geistigen Arbeit des Autors ins Einvernehmen zu setzen und
zugleich zu prüfen, ob der Schreiber des Buches auch richtig beobachtet und gefolgert, ob er
auf sicherer Basis mit gesunden Principien und guter Arbeitsmethode weiter gebaut. Es würde
mich freuen, wenn es mir in der Folge gelungen, dem Auge des Lesers ungehinderten Eingang
bis in die; ersten Anfänge meiner Untersuchung und Iiis in die tiefsten Falten meiner an die
Beobachtungen an knüpf enden Gedankenentwickelung zu gewähren.

Gleichwohl habe ich dabei mit allen Kräften nach Kürzung, wie nach Zusammenhang und
Übersichtlichkeit gestrebt. Wenig Dinge in der Welt sind unerquicklicher und unverdaulicher
als breit getretene, nicht organisch gegliederte und ordnungslos verstreute Einzelheiten.

Was sich nicht als wesentlich für die später zu behandelnden Fragen erwies, musste über
Bord; das Mitget.heilte enthält nur einen relativ kleinen Theil dessen, was die Untersuchung
gewährte. Nichts lag mir ferner, als die Zahl jener kurzathmigen und hoffnungslosen, weil auf
sich selbst beschränkten und nicht weiter verwerthbaren Detailmitthcilungen zu vermehren, an
denen gerade die Ornithotomie schon überreich ist. Der Blick richtete sich allcnthaben auf den
Zusammenhang mit dem CJanzen und auf die Möglichkeit der Verbindung und Vergleichung,
sowie der morphologischen und taxonomischen Nutzbarmachung des Gefundenen; dieses Princip
beherrschte in erster Linie die Auswahl und Sonderung dessen, was mitzutheilen und was von
der Mittheilung auszuschlicssen war. Manches morphologische Detail, das für diese oder jene
speciellc Frage von grossem Interesse war und zugleich bei dem Wechsel der individuellen
Abweichungen wohl zu eingehenderen Untersuchungen über Constanz und Variabilität innerhalb
der Art verlockte, wurde dem entsprechend doch kurz und flüchtig behandelt und ebenso wurde
den Fragen von der Bedeutung der Species und von der Nomenclatur der einzelnen untersuchten
Thiere nur ein ganz nebensächliches Interesse geschenkt. Das sind Dinge, die an sich gewiss
ihre hohe Bedeutung haben, aber von der Behandlung der hier gestellten, nicht monographischen
sondern allgemeinen Aufgaben abseits liegen. Im Übrigen hoffe ich, dass der Leser über die
Identität der Thiere, welche mir zur Untersuchung dienten, und über das, was ich fand, nicht
in Zweifel kommen wird.

In einer solchen Auslese liegt gleichwohl eine Gefahr: sie kann zu subjectiv werden und in
kurzsichtiger Weise Manches vernachlässigen, was für einen anderen Autor oder für eine andere
Fragstellung von hoher Bedeutung sein könnte. Die Forschung soll aber keine einseitig zuge-
schnittenen Arbeiten liefern, sondern breite, nach möglichst vielen Seiten hin verwerthbare
Grundlagen. Man wird an nicht wenigen Stellen dieses Buches finden, dass ich manchen Fund
mittheilte, der sich keineswegs glatt dem Rahmen der Behandelung einfügte, den ich weder im
positivem noch negativem Sinne zu erklären vermochte und der für mich wenigstens noch eine
offene Frage bildet; was damit an äusserer Abrundung der Arbeit verloren ging, ward, hoffe
ich. an Objectivität gewonnen. Mögen Andere hier ein erfolgreiches Feld finden !

Übersicht und Zusammenhang wurde in das Gewirr der Einzelheiten zu bringen gesucht durch
eines systematische, die morphologische und taxonomische Verwerthung im Auge behaltende
Vertheilung des Stoffes, durch geeignete Zusammenfassungen der Specialfunde und, soweit dies
möglich war, durch die Berücksichtigung des inneren causalen Connexes zwischen den einzeln
und getrennt zu Tage tretenden Erscheinungen. Auch äusserlich wurde dies durch Anwendung
verschiedener Typen des Druckes und durch den Gebrauch zahlreicher Anmerkungen angedeutet.
Dieses Unterscheidungsmittel diente in mehreren Abschnitten auch zum Auseinanderhalten der
 
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