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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 4.1896

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Nägele, Eugen: Römische Niederlassungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27822#0057
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aufwärts, die unteren den Falz abwärts, Falz an Falz, wie dies auch
bei Belsen zu Tage trat s. u. Die grössere Fläche liegt auf dem
linken, die kleinere, mit anscheinend gegen den Bach gerichteter
Neigung, auf dem rechten Ufer des Stapfelbaches. Wohlerhaltene
grosse Platten konnten aus dem feuchten Untergrund fast in voll-
ständiger Erhaltung herausgehoben werden. Dichte Bewaldung hinderte
jedoch vorerst genaue Nachforschung nach der Begrenzung der beiden
Flächen.

3. Das KastellWaldmössingen auf der Burghalde wurde
vollständig blossgelegt. Das mit 2 m breiter Mauer umgebene Kastell
hat folgende Seitenlängen 118,20, 155, 117,20, 177 m = 19 322 m
im Geviert. Die 3 erhaltenen Thore haben 2 Eingänge; das Prä-
torium misst 36,30 : 25 m, hat 5 kleine Zimmer, das Sacellum ohne
Ausbau oder Vertiefung. Die Langhalle ist an die Nordseite an-
.gebaut. Nordöstlich und östlich 2 umfangreiche Gebäude. An der
Nordostecke ein wohlerhaltenes Senkloch mit Abzugskanal — Münz-
funde s. u. — Ein Steinsockel aussen am östlichen Thore gefunden,
wird als Basis eines Meilensteins zu deuten sein.

lnteressant. war der Nachweis eines früheren Erdkastells
mit etwa 2Vg m tiefem, 7 m breitem Graben, dessen unregelmässige
5- oder ßeckige Form im Anschluss an die natürliche Gestaltung
■der Anhöhe die Unregelmässigkeit des späteren Kastells bedingte.

4. Eine zweite Abnoba-Inschrift ist durch Zufall be-
kannt geworden. Beim Neubau der Kirche in Waldmössingen
fand sich vor etwa 12 Jahren ein den Schilderungen nach ähnlich
geformter Stein wie der bekannte vom Schänzle im Lapidarium.
Derselbe hat nach dem Tagebuch des Schullehrer Rohrer die Auf-
schrift getragen:

ABNOBiE

SACRum

LVENNONV s

ME.

Er wurde nachher wieder in die heutige Iiirche verbaut,
wahrscheinlich aber nicht, ohne zerschlagen worden zu sein.

5. Bei Binsdorf in den Saibswiesen wurde eine kurze Nach-
forschung nach der römischen Villa gemacht. Die Wiesen sind längst
zu Ackerland gemacht worden. Die Grundmauern scheinen dabei
meist entfernt worden zu sein. Reste eines Estrichbodens und Ziegel
sind noch zahlreich vorhanden. Eine feste Abgrenzung der Gebäude
ist wohl kaum mehr möglich. Der alte Brunnen ist in den letzten
30 Jahren zugeworfen worden. Wenn Kallee bei Binsdorf ein
passageres Lager angenommen hat, so ist das sehr bestrickend. Doch
kann der Platz, den er dafür in Anspruch nahm — er heisst Burg-
halde bezw. Gehren, nicht Burgfeld —, von der unten liegenden
Burg Bubenhofen seinen Namen haben.

Ueber den Zug der Römerstrasse vorbei an Erlaheim sind
Kallee und Zingeler, gerade was Binsdorf anbelangt, sehr im Irrtum.

4 *
 
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