Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

DOI Heft:
Neolithische Zeit
DOI Artikel:
Paret, Oscar: Neolithische Siedlung bei Heutingsheim
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0012
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

7 cm gelber Lehm folgte. Darauf folgte die II. Kulturschicht von
30 cm roter Erde, Asche, Kohlen und Knochen. Auf dem Boden
derselben war in der Linie der größten Höhlenbreite ein Herdloch von
40 cm Tiefe in den Felsboden eingetieft, welches eine Anzahl geschwärz-
ter Herdsteine enthielt. Dieses Kochloch mit seinen Steinen spricht
für den Ursprung der unteren Kulturschicht aus der Steinzeit, während
die obere erheblich späteren Ursprungs (vielleicht in Zusammenhang
mit der nahegelegenen Villa rustica) sein dürfte. Die geplante Aus-
räumung des ganzen Höhleninnern dürfte vielleicht doch noch weitere
Aufschlüsse über die Zeitstellung bringen.
Auch die dritte Phase der jüngeren Steinzeit, die Pfahlbau-
zeit, hat jetzt ihre gesicherte Vertretung bei Heilbronn gefunden.
Auf der Südseite des Hezzenbergs bei Obereisesheim fanden sich 2 Ge-
fäße, ein Tulpenbecher und eine weite, flache Schale, wahrscheinlich
ein Grabfund. Weitere Gräber ergab die Nachforschung nicht, da-
gegen auf der Höhe der „Wart“ ein ovaler Ringgraben von 132 m
Längs- und 60 m Breitenmaß der Innenfläche. Graben und der zu-
nehmende Wall sind längst eingeebnet und nur noch durch Probelöcher
nachweisbar, doch läßt sich die Grabeneinsenkung rings um die „Wart“
noch mit bloßem Auge verfolgen (s. Röm,-Germ. Korr.-Blatt 190g,
S. 17 ff.).
Ein einzeln gefundener durchbohrter Beilhammer aus Unter-
kessach schließt die Reihe der steinzeitlichen Funde.
ScHi.iz-IIeilbronn.
Neolithische Siedlung bei Heutingsheim.
Von stud. arcli. Oscar Paret, Heutingsheim1.
Anfangs November wurde beim Graben eines Hauses oberhalb
des Kasteneck an der Straße, die von Heutingsheim zum Bahnhof
Beihingen—Heutingsheim führt, eine neolithische Wohnstätte mit
reiner Linearkeramik entdeckt. Bei der ca. 100 Schritte östlich ge-
legenen Wirtschaft zur Eisenbahn von Essig sollen bei Grabarbeiten
vor einigen Jahren in einem speckigen, schwarzen Boden viele Scherben
und ganze Gefäße gefunden worden sein, die mannigfach verziert
waren. Dies erfuhr ich von der Besitzerin der Wirtschaft, die weiter
sagt, daß ihr Mann die ganzen Gefäße lange aufbewahrt habe. Nach
seinem Tode seien sie verschleudert worden. Sicher ist anzunehmen,
daß man es hier auf der ganz schwach gegen N. geneigten Fläche nahe
dem Hochufer des Neckars nicht mit einem einzelnen Hof, sondern
mit einem größeren Komplex von Wohnungen, vielleicht mit einer
ausgedehnten Dorfanlage zu tun hat. Zirka 200 m nördlich fließt in
nordöstlicher Richtung der Gründelbach, dessen tiefes und schmales
Tal sich allmählich erbreitert und 1 km unterhalb ins weite Neckartal
übergeht.

1 S. derselbe im „Schwäbischen Merkur“. Abendblatt 20. n. 08.
No. 544.
 
Annotationen