Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

DOI Heft:
Römische Zeit
DOI Artikel:
Goessler, Peter: Römische Gräber aus Jagsthausen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0070
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
64

den Knochen zu unterst gelegt, in einem 4 Stück, FäUstina d. Ä. und
3 nicht mehr lesbare. Keramische Beigaben hier und in 4. bis zu
4 Stück; so z. B. von Nestle beobachtet: ein schwarzer Teller von
15,5 cm Durchmesser, 1 Sigillatabecher (Sig. a) und 1 graues Krügchen
in einem Grab.
4. Der reichste Typus: die Knochen sind in eine halb damit ge-
füllte Urne gelegt, darin in einem Fall eine Münze lag (s. o. S. 61, Grab 4
und Fundei, 6). 4 hohe Urnen (Funde V, 5 b—e und Abb. 7, No. 2, 3, 4),
darunter eine mit Deckel (No. b und Abb. 2), ein niedrigerer Topf
(Funde V, 5 a und Abb. 7, No. 1) und eine Schüssel mit Knochenresten
(No. V, 2 und Abb. 7, No. 32) sind gefunden worden. Mit letzterer
zusammen fand sich 1 Faltenbecher, 18 cm hoch (Funde V, 4 und
Abb. 7, No. 25) und 1 kleinerer Teller und 1 Münze; bei dem niedereren
Topf (Abb. 7, No. 1) lag ein rotes Krügchen.
Die Erde zeigte nirgends Brandspuren, daher hat die Verbrennung
anderswo stattgefunden. Gegen den westlich anstoßenden Acker
(Parz. 862) erschien ein sich westwärts fortsetzender, nach Osten
halbrund geschichteter Satz von unregelmäßig gelegten Steinplättchen
als eine Art Fußboden von etwa 5 m Sehnenlänge, von Nord nach Süd
gemessen (ca. 30 m nördlich des Fußwegs beginnend). Darauf waren
nach Aussage Kushners, die hier die einzige Quelle ist, Aschenspuren.
Östlich war neben diesem ein breites Doch von 1 m Tiefe, ganz mit
Asche gefüllt. In nächster Nähe waren einige Gräber. Aber das Loch
selbst sah aus wie ein — wenigstens vorübergehend benützter — Ver-
brennungsplatz, auf dem die Leiche über dem Loch gelegt zu denken
ist. Im Loch war das Feuer: vielleicht ist das dort gefundene eiserne
Messer (Funde II, 11 und Abb. 7, No. 37) für das Zurichten von Brenn-
holz benützt gewesen; die Leiche müßte man sich auf ein Brett über
das offene Loch gelegt denken1. In der Nähe lagen auch verschiedene
unverbrannte Tierknochen; diese müßten, falls Leichen über dem
Loch verbrannt worden wären, von einem an Ort und Stelle vorge-
nommenen Totenmahl stammen.
Ganz singulär war eine Skelettbestattung, auf die
Kuehner bei einem seiner südwärts gegen den Fußweg gezogenen Probe-
schlitze an der Ostgrenze gegen Parz. 865 stieß. In 1 m Tiefe lag ein
starkes Skelett eines ausgewachsenen Menschen, auf die Seite gelegt
und die Beine leicht angezogen2. Dabei waren nur einige Scherbchen.
nach Kuehner gleich den andern, also römisch; auch schwache Aschen-
spuren rings um das Skelett lassen auf römische Zugehörigkeit schließen.
Um die Frage zu entscheiden, ob hier ein wesentlich späteres Grab
oder das Grab eines vicanus einer anderen Nationalität, die streng an
Beerdigung festhielt, vorliegt, dazu ist das Material zu dürftig.
1 Ein sicheres Urteil aber möchte ich nicht aussprechen, da ich alles
nur von Kühner, der außerdem solchen Dingen nur ganz oberflächlich
nachging, weiß.
2 Es ist aber durchaus kein ,,liegender Hocker", wie der von Gropen-
GiESSER in den Mannh. Gesch.-Blättern 1909, No. 2, S. 41 f. veröffentlichte;
die Zusammenziehung erklärt sich zur Genüge aus der Lage im Sand. —
Die genannten Scherbchen habe ich nicht gesehen.
 
Annotationen