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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

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Römische Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0094
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heutigen Sulgener Straße hätte, war die Entdeckung eines eigenartigen
Straßenknotenpunkts bei der Heimbachquelle, in dessen nächster
Nähe das Reservoir angelegt wurde. Der bauleitende Ingenieur Acker-
mann nahm sich mit großem Eifer der alten Spuren an, ebenso der
Ortspfarrer KrEidler, und konstatierte an diesem Punkt ein Netz,
von 6 Straßen von 4 m Breite, die er dann in näherer und weiterer Um-
gebung an der leichten Kiesbeschotterung (ohne Steinfütterung) wieder
fand. Einige 15 m südlich von dem Knotenpunkt zwischen Reservoir
und Straße Sulgau—Waldmössingen stieß man in sehr geringer Tiefe-
(°,35 m) auf e’ne leichte Umfassungsmauer mit eingeschlossenem Kiesel-
estrich und dahinter gelegener Hofschotterung; direkt östlich neben
dem Haus gegenüber Kilometer 10 auf schwache Mauerreste mit Scher-
ben, Ziegel und einem eisernen Schlüssel. Dazu kamen noch An-
gaben über mehrfach konstatierte Mauern in der nördlich gelegenen
Flur „Wolfsgäßle“; endlich 50 m östlich der Quelle am und im Heim-
bach angetroffene Eisenschlacken und an die 100 Hufeisen, da und dort,
besonders aber in Flur „Greichen" westlich von Bruck gefunden. So-
entstand die Meinung, um die Heimbachquelle sei die bürgerliche Nieder-
lassung der römischen Zeit gelegen gewesen. Ackermann freilich hatte
von Anfang an dagegen Bedenken wegen des gänzlichen Fehlens von
Sigillaten, NÄGELE vor allem wegen der zu großen Entfernung vom
Kastell, wegen der sonst nicht bezeugten vielen Straßen und weil er
das Badgebäude z. B. im Kelterle westlich des Kastells vermutet
und die römischen Funde überhaupt mehr gen Norden als gen Süden
vom Kastell weisen. Jener Schlüssel nun wurde bei einer Unter-
suchung des Konservatoriums zum Schlüssel auch für die an-
geregten Fragen. Er ist typisch gotisch; unter all den vorgelegten,
übrigens im Verhältnis zu den vielen Grabungen für die Wasserleitung
auffallend dürftigen Scherben war kein einziger römischer;
ebenso war der gefundene Ziegel frühestens mittelalterlich. Man hat
es also bei der Siedlung um die Heimbachquelle mit
einer mittelalterlichen Anlage zu tun; vielleicht in dem
Sinn, daß um die Quelle herum eine Kirche oder Kapelle war, deren
Estrich angeschnitten wurde. War sie ein Wallfahrtspunkt um ihres
Wassers willen, so erklären sich die 6 Straßen ohne weiteres, die ja auch
in ihrer geschilderten Konstruktion nicht ausgesprochen römisch, in
der Form eines Knotenpunkts aber direkt unrömisch sind. Eine von
mir vorgenommene Untersuchung des sumpfigen Weiherteils zwischen
Kastell und Ort ergab das Fehlen jeglicher Straßenschüttung; die von
der Quelle den Heimbach abwärts laufende Schüttung verlor sich
unweit der Bruck und Vorstadt verbindenden Straße. Dagegen stieß
ich dabei in einem Suchgraben unterhalb der Porta sinistra, 58 m
östlich des in die Kinzigtalstraße von Waldmössingen her einmündenden
Feldwegs und 55 m nördlich des von Waldmössingen zur Südwestecke-
des Kastells laufenden Fußwegs auf eine genau nord-südlich laufende
Inn en mauer eines römischen Gebäudes von 50 cm
Dicke. Die Quader waren durch stark mit rötlichem Sand gemischten
Mörtel verbunden, in den oberen Schichten Kalksteine, unten größere
 
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