TAFEL 25
ILIUPERSIS DES BRYGOS
(Paris, Louvre)
Diese ausgezeichnete, signierte, in Vulci gefundene Schale aus dem Atelier
des ßrygos war bisher nur in ganz unzulänglicher Abbildung bekannt, welcher
gerade die Feinheiten, auf welchen der Reiz des Werkes beruht, ganz fehlten.')
Auf dem einen Henkel steht die Inschrift Bpvyoc, fcroieöev. Die Signatur
kommt nie mit eYpat|iev, immer nur mit throt'naev vor; doch sind die so signierten
Schalen offenbar von einer Hand. Es ist möglich, dass Brygos nicht nur der
Atelier-Inhaber, sondern auch der Maler dieser Schalen war, möglich aber auch,
dass er einen ungenannten Maler beschäftigte. Da es sich nur um eine Individualität
handelt, so ist diese Unsicherheit für uns gleichgültig; wir sprechen daher der
Bequemlichkeit wegen von Brygos, als wenn er sicher auch der Maler seiner
Schalen wäre.
Das Innenbild, natürlich von einem Mäander umrahmt, zeigt eine Scene,
wie sie in dieser Epoche beginnt häufig zu werden, das Eingiessen zur Spende.
Ein würdiger, königlicher Greis mit dem Scepter in der Linken, mit bequemen
Schüben, langem Chiton und Mantel, mit einer Binde ums Haupt, sitzt auf dem
Polster eines Sessels und streckt die Schale in der Rechten einem vor ihm (auf
dem linken Fusse mit entlastetem rechten) stehenden Mädchen hin, das aus einer
Kanne ihm einzuschenken im Begriffe ist Neben dem Mädchen steht Bpioeeq,
d. h. Ilriseis.2) Oben hängen ein Schild und ein Schwert, das Herrenhaus an-
zudeuten, an dessen Wänden Waffen zu hängen pflegen. Dem Greise ist kein Name
beigeschrieben; offenbar fiel dem Maler kein passender ein. Die Scene ist eine
typische und allgemeine, durchaus nicht eine für eine bestimmte Situation oder
') Die Schale kam aus dem Besitze des Herrn Bammcvillc Anfang der achtziger Jahre in den
l^ouvre. Abg. Heydemann, Iliupersis auf einer Trinkschalc des Brygos, Berlin 1866. Wiener Vorlegc-
btStter VIII, 4. Urlichs, Beiträge rur Kunstgeschichte Tat 16; S. 62. Robert, Bild und Lied S. 64.
Roschers Lexikon d. Mythol. III, Sp. 174. Ungenaue Revision der Inschriften: Archfiol. Zeitung 1884,
S. 249. Besprechungen: Brunn, troische Misccllen II (Bayer. Sitzungsber. 1808), S. 236 ff., ebenda III
(Bayer. Sitzungsber. 1880), S. 207 ff, Luckenbach, Verhiilin. d. griech. Vasenbilder z. epischen Kyklos
(Fleckeiscns Jahrb., Suppl. Bd. XI) S. 524 ff. Robert, Bild und Lied S. 6l ff., 102 f.; derselbe in
Archäol Zeitung 1S82, S. 44 ff. und Iliupersis des Polygnot, S. 72. Klein, Euphronios1, S. 171 ff.;
Meistersignaturen3, S. 180, 4. Furtwängler, Sammlung Sabooroff zu Tat 49- S, 3 ff. Noack in Aus der
Anomia, C. Robert dargebr., 1890, S. 158 ff. und derselbe in Athen. Mittheil. 1893, S. 325. Hartwig
in Arch. epigr. Mittheil, aus Österreich XVI, 1893, S, 113 ff.
=) Vgl. Kretschiner, die griech Vasen Inschriften, S. 140. — Die Inschrift ist auf unserer Tafel
nicht sichtbar. Das Innenbild ist hier nur verkleinert und airsnah ms weise als nebensächlich nicht nach
dem Originale, sondern nach Photographie gezeichnet.
ILIUPERSIS DES BRYGOS
(Paris, Louvre)
Diese ausgezeichnete, signierte, in Vulci gefundene Schale aus dem Atelier
des ßrygos war bisher nur in ganz unzulänglicher Abbildung bekannt, welcher
gerade die Feinheiten, auf welchen der Reiz des Werkes beruht, ganz fehlten.')
Auf dem einen Henkel steht die Inschrift Bpvyoc, fcroieöev. Die Signatur
kommt nie mit eYpat|iev, immer nur mit throt'naev vor; doch sind die so signierten
Schalen offenbar von einer Hand. Es ist möglich, dass Brygos nicht nur der
Atelier-Inhaber, sondern auch der Maler dieser Schalen war, möglich aber auch,
dass er einen ungenannten Maler beschäftigte. Da es sich nur um eine Individualität
handelt, so ist diese Unsicherheit für uns gleichgültig; wir sprechen daher der
Bequemlichkeit wegen von Brygos, als wenn er sicher auch der Maler seiner
Schalen wäre.
Das Innenbild, natürlich von einem Mäander umrahmt, zeigt eine Scene,
wie sie in dieser Epoche beginnt häufig zu werden, das Eingiessen zur Spende.
Ein würdiger, königlicher Greis mit dem Scepter in der Linken, mit bequemen
Schüben, langem Chiton und Mantel, mit einer Binde ums Haupt, sitzt auf dem
Polster eines Sessels und streckt die Schale in der Rechten einem vor ihm (auf
dem linken Fusse mit entlastetem rechten) stehenden Mädchen hin, das aus einer
Kanne ihm einzuschenken im Begriffe ist Neben dem Mädchen steht Bpioeeq,
d. h. Ilriseis.2) Oben hängen ein Schild und ein Schwert, das Herrenhaus an-
zudeuten, an dessen Wänden Waffen zu hängen pflegen. Dem Greise ist kein Name
beigeschrieben; offenbar fiel dem Maler kein passender ein. Die Scene ist eine
typische und allgemeine, durchaus nicht eine für eine bestimmte Situation oder
') Die Schale kam aus dem Besitze des Herrn Bammcvillc Anfang der achtziger Jahre in den
l^ouvre. Abg. Heydemann, Iliupersis auf einer Trinkschalc des Brygos, Berlin 1866. Wiener Vorlegc-
btStter VIII, 4. Urlichs, Beiträge rur Kunstgeschichte Tat 16; S. 62. Robert, Bild und Lied S. 64.
Roschers Lexikon d. Mythol. III, Sp. 174. Ungenaue Revision der Inschriften: Archfiol. Zeitung 1884,
S. 249. Besprechungen: Brunn, troische Misccllen II (Bayer. Sitzungsber. 1808), S. 236 ff., ebenda III
(Bayer. Sitzungsber. 1880), S. 207 ff, Luckenbach, Verhiilin. d. griech. Vasenbilder z. epischen Kyklos
(Fleckeiscns Jahrb., Suppl. Bd. XI) S. 524 ff. Robert, Bild und Lied S. 6l ff., 102 f.; derselbe in
Archäol Zeitung 1S82, S. 44 ff. und Iliupersis des Polygnot, S. 72. Klein, Euphronios1, S. 171 ff.;
Meistersignaturen3, S. 180, 4. Furtwängler, Sammlung Sabooroff zu Tat 49- S, 3 ff. Noack in Aus der
Anomia, C. Robert dargebr., 1890, S. 158 ff. und derselbe in Athen. Mittheil. 1893, S. 325. Hartwig
in Arch. epigr. Mittheil, aus Österreich XVI, 1893, S, 113 ff.
=) Vgl. Kretschiner, die griech Vasen Inschriften, S. 140. — Die Inschrift ist auf unserer Tafel
nicht sichtbar. Das Innenbild ist hier nur verkleinert und airsnah ms weise als nebensächlich nicht nach
dem Originale, sondern nach Photographie gezeichnet.