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Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 1) — München, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.835#0256
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246 Eine Ausgabe der Funde von Olympia in einem Bande.

gegenwärtig zu einer abschließenden wissenschaftlichen Verarbeitung de
olympischen Materials gemacht werden. Dahin gehört vor allem die Restaf"*"
der großen Giebelgruppen des Zeustempels, die jetzt auf Anregung un"**
der Leitung von E. Curtius im Werke ist. Dieselbe hat damit begonnen zu ÜT'
in genauen verkleinerten Modellen das Ganze wiederherzustellen. So \
möglich, bereits in unserem Bande photographische Ansichten des in • ö

* ICilPll

Modellen vollständig restaurierten Ostgiebels des Zeustempels sowie eini
Hauptgruppen vom Westgiebel' zu geben. Natürlich hofft man nach Beendig!™
dieser Modelle die Restauration auch im großen ausführen zu können; doch so«
diese Arbeit noch etwa zwei Jahre beanspruchen. Hoffentlich können wir also
binnen kurzem endlich einmal den durch keine Lücke getrübten Totaleindruck
zweier großartigen monumentalen Schöpfungen empfangen, zweier Giebelgruppen
die ohne Zweifel im griechischen Altertume selbst zu den ersten und bedeutendsten
Werken der Art gehörten.

Man pflegt heutzutage gegen Restauration antiker Bildwerke etwas mißtrauisch
zu sein, da man nur allzu deutlich sieht, wie viel frühere Zeiten darin gesündigt
haben; es weiß jetzt jeder, daß selbst die von einem Manne wie Thorwaldsen
ausgeführte Restauration der Giebelgruppen von Ägina in München eine verfehlte
war, daß die Anordnung der Figuren eine mehr als zweifelhafte, daß der Stil des
Ergänzten, besonders der Köpfe, ein vielfach mißverstandener ist. Doch bei den
olympischen Giebeln liegt die Sache anders: erstlich sollen nicht die Originale,
die ja in Olympia selbst geblieben sind, sondern nur die Abgüsse restauriert
werden, und dann ist durch den Reichtum des Erhaltenen die Basis für den
Ergänzer eine so gesicherte, daß er, wie wir zuversichtlich sagen dürfen, in
keinem Hauptpunkte, nur in unwesentlicheren Nebendingen fehlzugehen Gefahr
läuft. Unter diesen Umständen wird die Forderung, die wir als eine ideale gewiB
allen uns trümmerhaft überkommenen antiken Meisterwerken entgegenbringen, zu
einer Forderung der Pflicht: wenn es so sicher und leicht zu erreichen ist, aus
dem Stückwerk ein Ganzes zu machen, so muß es auch geschehen.

Indeß bezwingen wir unsere Ungeduld und freuen uns an dem, was bereis
geleistet ist. Schon die Ausführung der Modelle hat natürlich sehr viele Resultate
371 gebracht. Gar mancher Torso, mancher trümmerhafte Rest, der vordem unver-
ständlich war, ist jetzt, nachdem ihn das geübte Auge und die Sorgfalt es
Künstlers richtig erkannt hat,2 bedeutsam, ja zuweilen entscheidend für die-ll
fassung ganzer Gruppen geworden. . , j

Die beschleunigte Publikation eines Teiles der Restauration gewahrt in^
zugleich die Sicherheit, daß etwaige begründete Ausstellungen an einzelnen ?w
beUteAusführung im großen berücksichtigt werden können.

1 Tafel VI, VII, X; gegenwärtig sind die beiden Giebel in den Modellen (im * s'
von 1: 10) fertig und sind Abgüsse der letzteren käuflich. unterzog«1,

! Herr Grüttner, ein Schüler Scliapers, hat sich der mühevollen Aufgabe
 
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