TAFEL 121/122
KORINTHISCHER KRATER IN DEN K. MUSEEN, BERLIN
AMPHIARAOS' AUSFAHRT UND LEICHENSPIELE FÜR PELIAS
Wer vor noch nicht mehr als einem halben Jahrhundert in des Pausanias Periegese auf die
Beschreibung des Heratempels zu Olympia stiess und erfuhr, was alles in diesem Räume wie in einem
Museum herumstand, vermochte sich das Aussehen dieser, den verschiedensten Perioden griechischer
Kunst entstammenden Werke auch nicht annähernd stilgetreu vorzustellen. Pausanias fV, 17) nennt
der Reihe nach: »Das Bild der Hera auf dem Throne, neben ihr ein Mann, den Helm auf dem Kopf:
schlichte, primitive Kunstwerke. Daneben die Hören auf Thronen hat Smilis aus Aigina gemacht.
Bei ihnen steht eine Statue der Themis von Dorykleidas aus Sparta, einem Schüler von Dipoinos und
Skyllis.«: Es folgen einige weitere, ähnliche Produkte dieser Zunft von Herrgottschnitzern, die sich
rühmte, ihren künstlerischen Stammbaum durch die Kreter Dipoinos und Skyllis unmittelbar an den
Tausendkünstler Daidalos anzuknüpfen. Später, so fährt Pausanias fort, habe man auch andere, er
hatte deutlicher sagen können: jüngere Werke in den Heratempel gestiftet. So einen marmornen
Hermes, der das Dionysoskind trägt, ein Werk von Praxiteles und eine Aphrodite aus Bronze vom
Sikyonicr Kleon. Vor dieser Aphrodite sitze ein vergoldetes nacktes Knäbchen, von Boethos aus
Kalchedon in Metall ausgeführt. Nach Nennung von zwei Goldelfenbeinstatuen der Olympias und Eury-
dike, Damen aus der Familie Philipps von Makedonien, die vorher in dem des Königs Namen tragen-
den Rundbau standen, demnach zu der Gruppe von Leochares gehörten, kommt endlich die sehr aus-
führliche Beschreibung einer Truhe aus Zedernholz mit Einlagen von Gold und Elfenbein, einer Stiftung
der Kypseliden, welche im siebten bis in den Anfang des sechsten Jahrhunderts in Korinth regierten.
Diese Larnax interessierte den Pausanias nicht wenig; denn er widmet ihr eine mehr denn doppelt
so lange Beschreibung als dem Zeus des Phidias mitsamt seinem Throne.
Heute erlauben uns die Ausgrabungen von Olympia auf der Flur dieses Heraion wieder herumzu-
spazieren. Sie brachten uns den Kopf jener Hera, welcher sich durch den Fund einer gleichaltrigen Göttin
*) In Berlin, Furtiyänglcr No. 1655. Aus Cerveiri.
Abgebildet: Mormmenti Inediti X5 und Annali 1S74, Tnf. N.
Danach alle weiteren Abbildungen: Vorlegeblätter 1SS9, 10.
Wilisch, Altkorinthische Thonindustric, Abb. 54, 55; S. 77.
Amphtaraos: Baumeister I, S. 67. Collignon, Sculpture I 98
(verstümmelt). Thiersch, Tyrrhenische Amphoren, 61. Pelias:
Roschers Lexikon III, S. 1860. — Besprochen: Annaü 1S74,
82—110 (Robert). Robert, Bild and Lied 14. Luckenbach,
Vasenbilder des epischen Kylclos 496 (über die Namen Ilip-
polion, Hippasos, Halimedes). Krctschmcr, Vaseninschriften 26
und 159 (Aeovifc) 43 (Aaj-tovdvBoaa) 41 ('Ajupiäpnos).
Loeschcke, AUspartanisehe Basis 4. Robert, Archäologische
Furlwilnglei-Relchhold, Vasenmalerei, Serie III.
Märchen 12S (datiert die Vase noch ins siebte Jahrhundert).
Jahrbuch iSSS, 365 (l'eniice: die unglaubliche Vermutung, dass
Pausanias den Halimedes als thronenden Herakles beschreibe).
Journal of Hellenic Studies XIV 47 (Jones). Daselbst XXV 267
(Norman Gardiner über die Ringer). Dvimont-Chaplain,
Ceramiques de la Grece Propre 224, 245. Furtwänglcr, Meister-
werke 732. Sludnicika, Kyrene 107. Klein, Kunstgeschichte I,
in, Noack, Homerische Paläste 73. Thiersch, Tyrrhenische Am-
phoren 129. Ed. Schmidt in: Münchner Studien 270 (Gorgonen)
305 (Kampfgruppen). Lippold, ebendort 422 (die Schilde).—
Höhe: 0,464-
KORINTHISCHER KRATER IN DEN K. MUSEEN, BERLIN
AMPHIARAOS' AUSFAHRT UND LEICHENSPIELE FÜR PELIAS
Wer vor noch nicht mehr als einem halben Jahrhundert in des Pausanias Periegese auf die
Beschreibung des Heratempels zu Olympia stiess und erfuhr, was alles in diesem Räume wie in einem
Museum herumstand, vermochte sich das Aussehen dieser, den verschiedensten Perioden griechischer
Kunst entstammenden Werke auch nicht annähernd stilgetreu vorzustellen. Pausanias fV, 17) nennt
der Reihe nach: »Das Bild der Hera auf dem Throne, neben ihr ein Mann, den Helm auf dem Kopf:
schlichte, primitive Kunstwerke. Daneben die Hören auf Thronen hat Smilis aus Aigina gemacht.
Bei ihnen steht eine Statue der Themis von Dorykleidas aus Sparta, einem Schüler von Dipoinos und
Skyllis.«: Es folgen einige weitere, ähnliche Produkte dieser Zunft von Herrgottschnitzern, die sich
rühmte, ihren künstlerischen Stammbaum durch die Kreter Dipoinos und Skyllis unmittelbar an den
Tausendkünstler Daidalos anzuknüpfen. Später, so fährt Pausanias fort, habe man auch andere, er
hatte deutlicher sagen können: jüngere Werke in den Heratempel gestiftet. So einen marmornen
Hermes, der das Dionysoskind trägt, ein Werk von Praxiteles und eine Aphrodite aus Bronze vom
Sikyonicr Kleon. Vor dieser Aphrodite sitze ein vergoldetes nacktes Knäbchen, von Boethos aus
Kalchedon in Metall ausgeführt. Nach Nennung von zwei Goldelfenbeinstatuen der Olympias und Eury-
dike, Damen aus der Familie Philipps von Makedonien, die vorher in dem des Königs Namen tragen-
den Rundbau standen, demnach zu der Gruppe von Leochares gehörten, kommt endlich die sehr aus-
führliche Beschreibung einer Truhe aus Zedernholz mit Einlagen von Gold und Elfenbein, einer Stiftung
der Kypseliden, welche im siebten bis in den Anfang des sechsten Jahrhunderts in Korinth regierten.
Diese Larnax interessierte den Pausanias nicht wenig; denn er widmet ihr eine mehr denn doppelt
so lange Beschreibung als dem Zeus des Phidias mitsamt seinem Throne.
Heute erlauben uns die Ausgrabungen von Olympia auf der Flur dieses Heraion wieder herumzu-
spazieren. Sie brachten uns den Kopf jener Hera, welcher sich durch den Fund einer gleichaltrigen Göttin
*) In Berlin, Furtiyänglcr No. 1655. Aus Cerveiri.
Abgebildet: Mormmenti Inediti X5 und Annali 1S74, Tnf. N.
Danach alle weiteren Abbildungen: Vorlegeblätter 1SS9, 10.
Wilisch, Altkorinthische Thonindustric, Abb. 54, 55; S. 77.
Amphtaraos: Baumeister I, S. 67. Collignon, Sculpture I 98
(verstümmelt). Thiersch, Tyrrhenische Amphoren, 61. Pelias:
Roschers Lexikon III, S. 1860. — Besprochen: Annaü 1S74,
82—110 (Robert). Robert, Bild and Lied 14. Luckenbach,
Vasenbilder des epischen Kylclos 496 (über die Namen Ilip-
polion, Hippasos, Halimedes). Krctschmcr, Vaseninschriften 26
und 159 (Aeovifc) 43 (Aaj-tovdvBoaa) 41 ('Ajupiäpnos).
Loeschcke, AUspartanisehe Basis 4. Robert, Archäologische
Furlwilnglei-Relchhold, Vasenmalerei, Serie III.
Märchen 12S (datiert die Vase noch ins siebte Jahrhundert).
Jahrbuch iSSS, 365 (l'eniice: die unglaubliche Vermutung, dass
Pausanias den Halimedes als thronenden Herakles beschreibe).
Journal of Hellenic Studies XIV 47 (Jones). Daselbst XXV 267
(Norman Gardiner über die Ringer). Dvimont-Chaplain,
Ceramiques de la Grece Propre 224, 245. Furtwänglcr, Meister-
werke 732. Sludnicika, Kyrene 107. Klein, Kunstgeschichte I,
in, Noack, Homerische Paläste 73. Thiersch, Tyrrhenische Am-
phoren 129. Ed. Schmidt in: Münchner Studien 270 (Gorgonen)
305 (Kampfgruppen). Lippold, ebendort 422 (die Schilde).—
Höhe: 0,464-