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Tafel I54>2 Spätschwarzfigurige attische Hydria in Berlin. Wagcnanschirrung

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Diese führt uns aber noch weiter nach Osten. Jener jonische Typus des Pferdes samt seiner reichen
Ausrüstung steht unter starkem Einflüsse der assyrischen Kunst«. Dazu stimmt nun sehr gut, dass wir
bei deren Tierbildungen auch wieder jenen eigentümlichen Haarwirbeln im Felle begegnen^.

Für die zeitliche Festlegung unseres Gefässes haben wir einen willkommenen Anhalt in jenen
kleinen Eigentümlichkeiten der Körperzeichnung, die sich wieder in den älteren Bildern des Euphronios
finden. Es gehört demnach in die Zeit, da dieser noch durchaus selbst den Pinsel führte und mit
anderen Genossen seines Kreises die Schönheit des jungen Leagros auf seinen Schöpfungen feierte.
Dessen Jugendblüte wird auf die Jahre 510 bis 505 bestimmt s\ Die Hydria dürfte eher der unteren
als der oberen Grenze nahezurücken sein. Als etwa gleichzeitige Werke aus anderem Kunstgebiete
seien die neu gefundenen herrlichen athenischen Relicfbasen genannt52. Von diesen bietet namentlich die
mit der Darstellung des Hockeyspieles auf der Vorderfläche und den Kriegern und Gespannen auf
den Seiten ein schönes Beispiel für die schlanken Verhältnisse der Körper und die kleinen Köpfe.
Auch die Pferde mögen mit denen unseres Gefässes verglichen werden.

Noch einige Worte seien dem Technischen dieser Malerei gewidmet. Die Vorzeichnungsstriche
sind fast überall unter der Glanzfarbe zu sehen. Mit breiten Pinselstrichen in dickem Schwarz ist
der Umriss der Figuren gezogen. Innerhalb dessen ist die Fläche hier und da mit dünnerer Farbe
gedeckt und erscheint darum dunkelbraun. In dieser und ohne jene Konturierung sind zuweilen auch
vorspringende Partien, wie die Küsse, gemalt. Das Hinterteil des in ganzer Figur mit breitem Strich
angelegten Beipferdes ist durch die Gestalt des Simon hindurch sichtbar, ebenso lässt sich die Körper-
linie des Sikon und Euthos innerhalb des Umrisses des rechten Stangenpferdes verfolgen53. Die
Bilder der Nebenfriese sind einfach als Silhouetten hingesetzt, ohne, jene Umfahrung. Der Kontur
der Figuren des Hauptbildes ist an vielen Stellen, aber nicht überall nachgeritzt. Die feinen Einzel-
heiten, wie Hautfalten und jene Haarwirbel des Pferdes sind nur ganz schwach in das weiche Schwarz
eingetieft. In Borstenstrichen sind die senkrechten Begrenzungslinien des grossen Bildfeldes, die Bogen
um die Palmetten — aber nicht die Voluten am Ende — und die Lanzen der Krieger auf der
Schulter gegeben. Das Weiss des Chitons des Lenkers greift über die Untermalung auf den Tongrund
hinaus. Diese kleine technische Flüchtigkeit tut jedoch dem oben gespendeten Lobe der Sorgfalt,
das die ganze Arbeit verdient, gewiss keinen Abtrag. (R. 2.)

49 Vgl. Pfuhl a. a. 0. S. 168 § 164.

so Am Schulterblatte des Löwen, z. B. Laynrd, The
Monuments of Niniveh I Taf. 10, 31. II Taf. 68 (— Poulsen,
Der Orient und die frühgricchische Kunst S. 7 No. B 6 Abb. 3);
Andrae, Farbige Keramik aus Assur Taf. p.c (ebenda Taf. 2
Angabe der grossen Bauchader. Vgl. dazu S. S).

5' Vgl. Langlolz a. a. O. S. .|Sf., 53, öl f. — Es sei
auch daran erinnert, dass der Name Leagros auf einer Reihe
schwarzuguriger Hydrien vorkommt (Klein a. a. O. S. 70 f.
Dazu auf sf. Innenbild einer Schale aus Milet, Jüngling mit
Halleren: Wicgand, .Siebenter vorl. Bericht über die Ausgra-
bungen in Milet, Abb.. Prcuss. Akad. d. W. 1911, Anhang S. 6;
Pfuhl a. a. 0. § 244). Auch Buschor (a. a. O. S. 144) setzt die
Berliner Hydria in euphronische Zeit. Etwa gleichzeitig ist
dann auch die oben genannte Münchener Amphora mit zweierlei
Technik (No. 2302). Der auf ihr gefeierte Hippokrates kann
also nicht der Bruder des Kleisthenes sein, wie Sludniczka,
Arch. Jahrb. II 18S7 S. 161 dachte (vgl. auch Kirchner, Pro-
sopographia Attical 502).

Vgl. im Allgemeinen auch Potticr, Catalogue des vases
anliques, Musee du Louvrc, III S. 647 ff., 783 fr. und Pfuhl
a.a.O. §331.

5= Phüadelpheus, Arch. Anzeiger XXXVII 1922 Sp. 56 ff.,
Beilagen II—IV; Rodenwaldt, Das Relief bei den Griechen
S. 8t f., Taf. Abb. 94—97; Springer-Wolters, Die Kunst des
Altertums I, 12. Aufl., S. 214!., und öfter abgebildet. Vgl. auch
Della Sein, Dedalo III 1922 S. 207 fr., 409 fr. und Droop, Attic
Reliefs and Vase Paintings, Liverpool Annais X 1923 S. 61 ff.

53 Die Maltechnik ist offenbar im wesentlichen die-
selbe, wie hei der vatikanischen Amphora des Exekias, die
oben Häuser S. 71 f. eingehend beschreibt. Er denkt sich
allerdings die zeitliche .Folge der Konturierung in dickem
Pinselsirich und der Deckung der Flachen innerhalb dieser
gerade unigekehrt. Die Talsache, dass der Konlur 'des Bei-
pferdes durch die vor ihm stehende Figur hindurch erkenn-
bar ist, spricht aber für meine Auffassung.

Ganz ähnlich ist auch die Technik der schwavzligurigen
Pinakes des Skythcs (vgl. Graef bei Rizzo, Monuments Piot XX
I913 S. iipf.) und anderer feiner Tafelchen dieser Art von der
Athenischen Akropolis, auch des oben S. 235 mit Anm. 37
angeführten Stückes.
 
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