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Die Gartenkunst — 33.1920

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Heicke, C.: Wandlungen im Schaffen des Gartenarchitekten
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Heicke, C.: Wertberechnung von Baum- und Gehölzpflanzungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0098

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grenze folgt. Der in der Hauptsache unberührt
gelassene Rasenhang wirkt in seiner natürlichen
Verfassung von oben und vom Hause aus gesehen
vorzüglich, zumal der vorhandene Baumbestand
gut in das Bild hineinverarbeitet ist.

Es lassen sich selbstredend nicht alle Einzel-
heiten derartig in allen Teilen gut durchdachter
und, was die Hauptsache ist, auch gut durch-
geführter Gärten beschreiben oder durch wenige
Zeichnungen genügend klarstellen. Sie sind auch
nicht auf einen Hieb zustande gekommen. Wo,
wie hier, der Ausführende das Vertrauen seiner
Auftraggeber zu gewinnen verstand, gelingt es
ihm auch, deren Liebe zu dem unter seinen Hän-
den sich entwickelnden Garten und Verständnis
für seine Vorschläge und Anregungen zu wecken.
Die Folge ist, daß dann der Garten nicht nur in
seinen Hauptzügen, wie es sonst geschieht, ge-
rade notdürftig fertig wird oder gar manche
wesentliche Einzelheiten, weil es zu lange dauert
oder zu teuer wird, fortbleiben, sondern die
Gärten werden zur Freude ihrer Besitzer und
Befriedigung des Schöpfers wirklich fertig bis
auf die letzte Kleinigkeit.

Das verdient betont zu werden; denn die in den
Wirtz'schen Entwurfzeichnungen angedeuteten,
zur Gartenausstattung gehörigen Dinge sind auch
wirklich ausgeführt worden. W. weiß sich auch
in dieser Beziehung durchzusetzen. Es bleibt
nicht bei der Andeutung im Plane. Seine Treppen,

Mauern, Bänke, Laubengänge arbeitet er bis in
die kleinste Einzelheit gründlich durch und führt
sie selbst aus, Bildwerke werden skizzenhaft
dargestellt und nach seinen Angaben von Bild-
hauern ausgeführt. Alle Arbeiten bis zu Be-
und Entwässerung behält er in der Hand, und
die Folge ist, daß alles nach Fertigstellung wie
in einem Guß geschaffen dasteht.

Weiter müssen wir feststellen, daß jeder
dieser Gärten seine den Verhältnissen des Orts,
den Wünschen und Bedürfnissen der Auftrag-
geber entsprechende Eigenart aufweist, daß jeder
aber auch den unverkennbaren Stempel der Eigen-
art seines Schöpfers trägt. Wer wenig künst-
lerische Phantasie und Gestaltungsgabe besitzt,
gerät wohl leicht auf den Weg zu einer Schablone
für alle vorkommenden Fälle. Das ist hier
durchaus nicht der Fall. Wir dürfen von W., der
sich noch lange nicht ausgegeben hat, noch man-
ches erwarten.

Sein Entwicklungsgang ist für das, was ich
eingangs sagte, geradezu typisch. Er wird es nicht
verübeln, in diesem Zusammenhange daran er-
innert zu werden, wie er vor etwa 25 Jahren
sich mit der Schaffung naturalistischer Fels-
bauten und Wasserfälle abmühte. Eine solche
Gegenüberstellung ist bezeichnend für die Wand-
lung, die sich im Schaffen unserer Gartenarchi-
tekten während der letzten Jahrzehnte vollzogen
hat. Heidte.

Wertberechnung vonBaui

Wir geraten hier in ein höchst schwieriges
Gebiet, das seiner Ungeklärtheit wegen von ge-
wissenhaften Fachleuten ungern betreten wird.
Denn noch hat sich kein wirklich brauchbares,
auf wirtschaftswissenschaftlicher Grundlage be-
ruhendes Verfahren zur Wertberechnung von
Baum- und Gehölzpflanzungen, Parkanlagen und
dergl. herausgebildet, und die Fälle sind selten,
daß ein sachlich begründetes Gutachten bei ge-
richtlich anhängig gemachten Entschädigungsan-
sprüchen und Vermögensauseinandersetzungen
abgegeben wird, wo es sich oft um volle Objekte
handelt. Gewiß gibt es Fachleute, die auf Grund
langjähriger Erfahrung sich auch im Schätzen
eine gewisse gefühlsmäßige Sicherheit erworben
haben; häufiger aber hat man die peinliche
Empfindung, daß solche Gutachten sich auf halt-
losen Erwägungen aufbauen und mit schönen
Redewendungen begründet werden, die keinen
Richter überzeugen und beim Gegner, im Falle
er unterliegt, das Gefühl widerfahrenen Un-
rechts lebendig erhalten. Der Gartenfachmann,
der doch der berufene Sachverständige sein
müßte, braucht in solchen Fällen Leitsätze, die
ihn über finanztechnische und statistische Voraus-
setzungen und Zusammenhänge unterrichten und

i- und Gehölzpflanzungen

instand setzen, seine fachmännisch ermittelten
Werte und Zahlen richtig zu gruppieren und
daraus zu einem der Kritik standhaltenden Er-
gebnis zu kommen.

Aber auch bei Statistikern und Wirtschafts-
wissenschaftlern begegnet man merkwürdigen
Auffassungen, wenn es sich um die Bewertung
von Gartenanlagen handelt. Ich wurde unlängst
um meine Meinung über die Höhe des Mehr-
werts gebeten, den ein Grundstück dadurch, daß
es in eine öffentliche Parkanlage umgewandelt
wurde, gegenüber seinem früheren Zustande er-
langt habe. Ich sprach darüber mit einem nam-
haften Kommunalstatistiker, der mich mit der
Auffassung überraschte, daß das fragliche Grund-
stück durch die Umwandlung in eine Anlage er-
heblich an Wert verloren habe, da es zu jeder,
einen nachweisbaren Ertrag abwerfenden Ver-
wendungsart unbrauchbar geworden sei und erst
unter Aufwendung von Kosten in einen ertrag-
abwerfenden Zustand zurückgebracht werden
müsse. Daß eine solche Auffassung unhaltbar
ist, scheint doch ohne weiteres klar. Sie zeigt
aber, daß die Materie sehr schwierig ist und
vom wirtschaftspolitisch ungeschulten Garten-
fachmanne allein nicht genügend tief durchdacht

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