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Geffcken, Johannes
Der Bildercatechismus des funfzehnten Jahrhunderts und die catechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther (Band 1): Die zehn Gebote, mit 12 Bildtafeln nach Cod. Heidelb. 438 — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.1411#0096
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die Kaufmannschaft bezieht er sich auf Jesus, "dede vorkerde de stole der wokenere unde vorspilde dat gelt."
Er erklärt sich dann ganz gegen jeden Zins. Er macht sich selbst Einwendungen. Ein jeder "hefl macht dat
he lo siner bäte (Nutzen) syne gudere vormere, worumme mochte denn de marketkoper dat sine nicht vor-
meren? Ik höre noch disse bewisinge: Peter edder Hans, dede hefft hundert mark, de mach in dem iare ein
ander hundert darmede verweruen — worumme mochte he denn nicht Ienen dat ghelt Pawele auer ein iar
vor X mark, unde in deme dede he grote barmeherlicheit Pawele, alzo dat Pawel mit disseme ghelde brekt sik
uth der schult unde wiut darmede, alzo dat he noch wert hebben ok mit sinen kinderen beth to dem dode."
Ebenso macht er sich den Einwurf «Waneer dat ik vorkope umme rede (baares) ghelt, so wynne ik vele,
unde wen ik to borghe vorkope so versume ik myne bathe unde hebbe arbeit in deme inmanende, worumme
mochte ik dat denne nicht durer geuen umme des vorbeydendes (Wartens) willen, denne umme rede ghelt?"
Er antwortet kurz: "Hyr up antwarde ik kortliken, dat umme des wyllen, dal id goth vorbaden hefft."
"Darumme isset sake, dat Peter Pawel unde de vormundere wyllen woldon dem weiseken, so vrame he em
ane woker." Nicht der allein ist ein Wucherer, der mehr Geld nimmt, sondern auch der nimmt "denst,
arbeyt, kese, gose, honere, wyn edder beer, bolter edder andere liflike bäte mit vordanken vor de leenden
ghudere." Wucher ist es, wenn man dem, welchem man leihen soll, sagt, man habe kein Geld, aber wohl
Korn u. dgl., und das muss er kaufen. "In disser listicheit sint vele vorkopere, dede uppe schaden vorkopen,
welende unde bekennende den notrofftighen, unde vorkopen em einen therlink (Ballen, Packen, B. N. W. unter
tarling), wandes (Tuch), was (Wachs), edder ienich ander dink, unde in der suluen stede tohant vorlust de
notrofftighe etlike mark darane, unde de vorkoper kofft id suluer wedder vor reide ghelt, edder he hefft einen
medeghesellen, de id em to weghe bringhet." — "Etlike girighe rike, alze se willen so setten se den kop"
(bestimmen den Preis). Sie lassen Waaren kommen, verkaufen sie, wie sie wollen und sagen: "dat neen
koepguth ouer kumpt, unde dat des nicht vele is," sie lassen sich schreiben "dat id dure is in den riken —
dat se se vorueren (erschrecken) unde to dem kope reisseden." Besonders straft er die Geistlichen, die durch
Wucher, unziemliche Handthierung und Verkauf geistlicher Gaben Erwerb suchen. "We den papen, dede
wokenere sint, dede kroghere (Schenkwirthe) sint unde ummeghaen mit anderen unthemeliken handelinghen"
— "Deuerige is de hillighe kopenschop, dat is de simonighe." — "Dat noch de here mit walt, noch dat
slruckhon (ich finde das Wort nicht, es wird wohl gleichbedeutend mit struukröver, Strauchdieb, sein, B. N.
W. und Winkelm.) noch de nachtrouer neme, dat ulhlocket de hillighe vorkoper. Wente he esschet ghelt vor
de bicht, vor de missen, vor dat sacramente (das Abendmahl) vor dat afflad, vor dat inleident (? etwa Ver-
löbniss), vor de to hope ghmtnghe (Zusammengeben, Trauung) vor de grafft (Begräbniss) vor dat wighewater,
vor syn bedent, unde bauen dat noch den uthersten penninck, den de olde rnomeke (Mütterchen) in dem
knupken (B. N. W. hat nur das Zeilwort knuppen, Knoten machen, knupken wird also der Knoten eines
Tuches sein, worin das Mütterchen den Pfennig verborgen) heft gebunden." Unter dem Vorwande des Allmosens
nehmen sie milde Gaben zu sich. " Wente wat vortheren scholden unde ethen de armen weisen unde wedewen,
lamen unde kranken, alze de selichmaker secht Luc. 13, dat nemen se meinliken unde vrethen dat in eren
vetten hals, darumme grotet se de here ihesus de vader der armen seggende Matth. 23: We iw eecloken
(Gesetzkundige) unde dunkelguden (Pharisäer, sich gut Dünkende)." Er schildert ausführlich den Ueberfluss,
in dem viele Geistliche damals lebten, "de konighe, de vorsten, de bannerheren, de riddere unde de borghere
hebben nicht sodanen ouervlod to der leckerheit." — "We drecht beter kledere, wen wij papen, we slopt
beth unde lycht in vreden, wen wij papen, we elh unde drinkt beth wen de papen?"

Die Darstellung in der Bilderhandschrift (Beil. S. 7) ist nicht ganz klar, nur so viel sieht man, dass
der junge Mensch zum Diebstahl durch das Teufelchen versucht wird. Auf unserer Tafel 6 sehen wir einen
seltsam verkleideten Dieb. Er scheint sein Gewand so geschürzt zu haben, um seinen Baub einstecken zu
 
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