Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Geffcken, Johannes
Der Bildercatechismus des funfzehnten Jahrhunderts und die catechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther (Band 1): Die zehn Gebote, mit 12 Bildtafeln nach Cod. Heidelb. 438 — Leipzig, 1855

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1411#0098
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
88

musste. Dann straft er besonders die bestechlichen Advocaten, die seien, wie er sagt, der Zunge in der Waage
gleich, die Parlhei, die in ihre Schale das meiste Geld werfe, müsse bei ihnen gewinnen. Die Verderblichkeit
der Lüge fasst er in folgende Reime: Est demonis imitativum, est falsitatis significalivum, est animae intoxica-
tivum, est fldei exclusivum, est pravitatis excessivum, est animae humanae damnativum, was er im Einzelnen
ausführt. Dann weist er nach, wie das falsche Zeugniss gegen die dem Bruder schuldige Treue und Liebe
sei, und nennt als Ueberlreter des Gebotes die derisores, susurrones, detractores, traditores, conviciatores,
iactatores, liligatores, comminatores, falsi laudatores, iudicatores, falsi adulatores, falsi consiliatores und schliesst
endlich mit einer längeren Abhandlung über die Heuchelei (similatores).

Aus Nicolaus de Lyra, dem, wie ich finde, viele Andre in der Behandlung des Gebotes gefolgt sind,
theile ich nach der deutschen Bearbeitung (vgl. Beil. IL, S. 20) Folgendes mit. Bl. 40 a "Du solt nit ein falscher
gezug sin. Es spricht sant Augustinus, (diese Stelle aus der Schrift de mendacio führen fast alle unsere
lateinischen Bücher an) das in disem gebot wirt nit allein verbotten liegen, sunder auch alle schedliche wort
wider vunsern nechsten. Es ist zu wissen, das liegen dry underscheid halt. Und heisset eins ein schimpflich
(scherzhaft), also das ein mensche elwan den lütten schimpf wil machen oder liebkosen durch wort, das doch
nit war ist. Das ander heisset ein klüglich lügen, als die, die etwau geschieht von etlichen in gutter mey-
nunge allein, als (B1.40b) ob ein mensche west, das man einen unschuldigen man wolt totten, und weste in
wol, und sprech doch, er west sin nit, oder ob einer wolte einer Jungfrauwen ire ere nemen, und sie spreche
durch schirmes willen, sie were eine eefrauwe. Oder ein mensche weste, das man einen menschen berauben
wolte, und sprech durch schirmes willen, er hat zu mal nichtes, so lasz in geen. Doch wie dasz sy, das
diese zweierley liegen nit lodsund sint, so mugent sie doch totlich sund werden von etlichen zuofellen, als ob
ein mensche mit schimpflichem liegen redt wider die ere gottes, oder wider die lieb gotles und sines nechsten.
Ouch mag das geschehen mit kluglichem liegen, als ob ein volkommen geistlicher mensche sich damit vergesse
so vil, das grosz ergernisze davon kerne, so mochte er auch lotsunde tuon. Darumb sprichet sanclus Augus-
tinus: Es sol niemand übel tuon dar umb auch guol da von komme. Und darumb soll kein mensche liegen.
Ouch sol man damit den andern vor dem tode nit beschirmen. Doch mag er wohl die Wahrheit mit hübschen
und verborgen worlen verhelen durch vermiden grossers ubels, als Abraham det, do er sprach, sin frauwe
wer (Bl. 41 a) sin swesler. Das dritt ist ein totliches liegen. Hie mit sunden alle die, die wider die warheit
cristenliches glauben tunt oder redent. Als ob yeman spreche, das unser here crislus ihesus nich geboren wer
von der iungfrauwen maria. Ouch die mit falschlicher und lugenlicher red die ere und gutte lumat ires
ebenmenschen abschnident und auch alle die, die falsch gezugnisze geben in ehafften (gesetzlich) und sweren
sachen. Darumb alle die, die da liegen wider die warheit des gerichtes, oder das zu dem gericht gehöret,
die sundent totlichen, es were dan ein schimpflich lüg. Davon der richter, der ein falsch urteil sprichet, oder
der furspreche, der ein falsche sache beschirmet, oder der clager, der ein falsche sache fürt, dise allesampt
tuont wider got und sundent alle totlichen. Ouch ist zu wissen, das die gezugen totlichen sundent, nit allein
so sie liegent, sunder ouch ob sie die warheit druckent dar nyder oder verhelent. Ouch tuont die wider got
und wider disz gebot, die iren nechsten falschlichen verliegen gegen sim herren, davon sie dan swerlichen zu
schaden kommen. Zuo dem andern mal (BL 41 b) so luond wider disz gebott alle die, die ir nechsten ver-
spottend, oder die ir nechsten gute wort oder werck vernichten und freuelich urteilen zu dem bösen. Ouch
die, die iren nechsten wider der gestalt rechter liebe heimlich verratten und im sin ere abschniden. Ouch die
iren nechsten smehelichen halten und smeheliche worl zu sprechen, und in hoffart und in hasz sie unredlichen
straffend. Ouch die ir nechsten mit bescheiden (discretus, Grimm) Worten versmeliend oder betriegend oder
mit herten Worten zuo krieg reiszent, das da gar sund ist. Oder die ir nechsten mit unzuchtigen und ver-
lassen worten ergern und sunderlichen die, die miszhellunge oder unfrid zwischen den menschen schicken oder
 
Annotationen