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Gespräche im Reiche der Todten: als wahre unpartheyische Beschreibung von d. Ursachen, d. Anfange, u. d. merkwürdigsten Begebenheiten d. Krieges — 1.1756(1757) (Nr. 1-10)

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Das sechste Stück
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https://doi.org/10.11588/diglit.22636#0431
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mich, als mein Vatter 1747. das Gouvernement in dieser Residenz er-
hielte. H.. 1749. begleitete ich denselben nach Königsberg, allwo sein Re,
giment in Besatzung lag; ich muste aber alldort der betrübte Zeuge seines
Todes werden, da er den i r. Novemb. daselbst verstarb. Der Feldmar-
schall Keich erhielte nunmehr die Gouverneurs-Stelle in Berlin, und das
Infanterie-Regiment meines Vatters wurde dem Obersten von Below über-
tragen, der in der letztem Schlacht mit den Rusten, als General Lieutenant
vor dem Feind geblieben. Ich wurde gleich hernach zum Oberst-Lieutenant
bey meinem Regiment ernennet, und 1754. erhielte ich die Obersten-
Stelle. In dieser Qualität gieng ich bey Anfang des jetzigen Kriegs nach
Böhmen, und kam zu dem CorpS des General-Feldmarschalls von Schwe-
rin zu stehen. Die Geschichte dieses Kriegs sind, da sie so frisch sind,
Ihnen, fürtrefiicher Herr Marggraf! so bekannt, daß ich mit deren Wie,
derholung nur beschwerlich fallen würde. In dem Treffen bey Prag hatte
mir das Schicksal das Ziel gesteckt, welches meinen Bemühungen um Eh-
re und Verdienste das Ende machen sollte. Wie mühsam, hitzig, und
mit welchen Strömen von Blut dieser-Sieg erworben werden muste, weiß
die Welt, und muß gestehen, daß in den Geschichten dieses Treffen seines
Gleichen nicht habe. Die vornehmsten Gerrerals musten von den Pferden
absteigen, und führten ihre Regimenter selbst, mit dem Degen in der Hand,
gegen die Anhöhsn an. So blieb der Generak-Feldmarschall, Graf von
Schwerin, der groste Held seiner Zeit; so wurden andere Generale und
vornehme Officiers von dem Tod übereilet, und so ergieng es auch dem
General-Major bey meinem Regiment, dem von Schönning, der blestirt
wurde, und ich folgte ihme hierinn nach, daß mich, da ich so eben die An-
höhe erklettert hatte, eine Canonen-Kugel traf, die meinen schnellen Uebere
gang in die Ewigkeit beförderte, da er im Tod mein Nachfolger wurde.
Mein Leichnam wurde sogleich aus dem Treffen gebracht, und den zten Tag
darauf nach Hamburg abgeführet, wo ihn meine Frau Mutter zur Erde
besichtigen ließ. So hat mein Leben in der besten Blüthe der Jahre, da
ich eben im Z4. stunde, sich geendiget; und meine Mutter hatte noch den
betrübten Trost, daß sie einen einigen Sohn begrub, den ein grosser Kö,
nig seines Mitleidens gewürdiget, und ihm öffentlich bey der gesummten
Generalität das Zeugniß ertheilet, daß er ihn unter seine besten Generale
rechne, wenn er gleich als Oberster gestorben wäre.
Merrggr. Werther Prinz! die kurze Erzählung von Dero Leben ist von
einem solch ruhmvollen Jnnhalt, daß man es für ein Muster zur Nachfol-
ge für Deutsche Prinzen achten kan. Indessen haben Sie durch diesen
Ruhm sich selbst überlebet, und das Zeugniß hinter sich gelassen, haß, wenn
- diL
 
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