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Giesau, Hermann
Der Dom zu Magdeburg — Deutsche Bauten, Band 1: Burg bei Magdeburg: Druck und Verlag August Hopfer, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.67279#0010
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lebte. Auf Burgund und vielleicht den Oberrhein weiſt die poly-
gonale Geſtaltung des Chorabſchluſſes, auf Burgund auch die
Gedrungenheit und Schwere der Gliederpfeiler, ſowie im Chor-
umgang die Formenſchlichtheit und Weiträumigkeit eiſterzien
ſiſcher Bauten wie Pontigny. Schon im Abergang zum Lang ⸗
chor erfolgt im quadratiſchen Schematismus der Rückfall in
ſächſiſche Art, der ſich in der Jurchbildung des architektoniſchen
und ornamentalen Oetails Einflüſſe vom Niederrhein und viel-
leicht von der Normandie geſellen. Weniger im Bauplan, als
in der formalen Geſtaltung erfolgt dann ein abermaliger Bruch
bei der Empore, dem ſogenannten Biſchofsgang. Dem ins Stocken
geratenen Bau kam die Rettung aus dem eiſterzienſiſchen Walken ⸗
ried, wo der Bau einer Kloſterkirche durch maulbronniſch⸗burgun-
diſche Bauleute zu ſtolzer Höhe erwuchs. Die Ciſterzienſer hatten
das, was den Biſchöfen damals fehlte: einen organiſierten Bau ·
betrieb, und ſo nimmt es nicht wunder, wenn die Biſchöfe von
Halberſtadt, Bamberg und Breslau lalles öſtliche Biſchofsſitze) ſich
für den Neubau ihrer Kathedralen an die Ciſterzienſer wandten.
Der erſte Baumeiſter von originalem Können und entſprechender
Energie in Magdeburg war der Architekt, welcher in entſchiedenem
Bruch mit dem Plane der Emporenkirche durch Wegnahme der
Zwiſchenſtützen im Langhaus und durch Erhöhung der Pfeiler die
gewaltigen Durchbrüche nach den nunmehr beträchtlich erweiter
ten und erhöhten Seitenſchiffen vornahm und den rhythmiſch
intereſſanten Gegenſatz der langſamen Arkadenſchritte zu der
ſchnellen Abfolge der engen Gewölbetraveen darüber ſchuf. Es
war nun für den Innenraum nichts Weſentliches mehr zu tun.
Blieb nur die Vollendung der gewaltigen Weſtfaſſade, bei der im
Gegenſatz zum Prinzip der Auflockerung und Durchbrechung
franzöſiſcher und weſtdeutſcher Faſſaden die geſchloſſene Mauer
maſſe und die kriſtalliniſche Klarheit einfacher kubiſcher Formen
im Sinne älterer ſächſiſcher Kunſt triumphiert. Kein deutſcher
 
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