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H.-Gilhofer-und-H.-Ranschburg-Aktiengesellschaft <Luzern> [Hrsg.]
Bibliothek Alexander Fürst Dietrichstein, Schloß Nikolsburg, Č.S.R. (Band 1): Bestehend aus den Sammlungen des Nürnberger Humanisten und Stadtarztes Hieronymus Münzer (Monetarius), 1440 - 1508, dessen Schwiegersohn und Erbe Hieronymus Holzschuher, Freund Albrecht Dürer's 81469 - 1529), und des Ferdinand Hoffman, Freiher auf Grünpühel und Strechau (1540 - 1607): Versteigerung in Luzern: Dienstag, den 21., und Mittwoch, den 22. November 1933 (Katalog Nr. 11) — Luzern, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.5580#0020
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ur menige der alten, im Laufe der Jahrhunderte entstandenen rei-

1 yt chen Schloßbibliotheken sind intakt bis auf unsere Zeit gekommen,
und wenn wir hier mit diesem Katalog die Auflösung der berühmten
Bibliothek der Fürsten Dietrichstein auf Nikolsburg in Angriff nehmen,
verschwindet wieder eine der allzu wenigen Sammlungen, die noch aus
dem Mittelalter und der Renaissance-Zeit in stetigem Wachsen und Wer-
den bis zur Gegenwart bestanden haben. Es ist wohl eine Pflicht, die uns
obliegt, bei diesem Anlaß über die merkwürdige Geschichte dieser Bi-
bliothek etwas zu sagen, solange das Material dazu noch erreichbar und
beisammen ist.

Fürs erste sei festgestellt, daß diese Bibliothek, wie sie heute aus
Nikolsburg in Mähren kommt, keineswegs dort entstanden ist, und nicht
die erste und ursprüngliche Bibliothek ist, die der große Kardinal Franz
von Dieirichstein (gest. 1636), der Hauplleiter der Gegenreformation
und der Erwerber dieses Schloßes für seine Familie, auf Nikolsburg ge-
sammelt halte. Jene berühmte Bibliothek wurde 1645 von den Schweden
unter Torstenson erbeutet, in 48 Fässer verpackt und an die bücherlie-
bende Königin Christine nach Stockholm geschickt. Dort und in der
Vaticana in Rom (unter den Codices Reginenses) sind ihre Reste heule
noch nachweisbar.*)

Die Bibliotheksräume des Schlosses Nikolsburg standen nun 24 Jah-
re lang leer, bis 1669 die vorliegende Sammlung durch Schenkung an den
damaligen Fürsten Ferdinand von Dietrichstein, den Großneffen des
Kardinals, kam. Der Sammler dieser schönen Bibliothek aber mar ein
steirischer Adeliger, den wir wohl nunmehr als einen der bedeutendsten
Bibliophilen des XVI. Jahrhunderts anerkennen müssen: Ferdinand
H of fman, Freiherr von Grünbüchel und Strechau
(gest. 1607). Die Hoff man waren ursprünglich bürgerlicher Herkunft
und besaßen zu Anfang des XVI. Jahrhunderls Bergwerke und Eisen-
hämmer im Paltental; die Wirren der Türkenkriege und das finanzielle
Genie Hans Hoffmans (gest. 1564) brachten sie in die Höhe und bei sei-
nem Tode gehörte ihm mehr als die Hälfte von Obersteiermark, von

*) Siehe B. Dudik: Forschungen in Schweden für Mährens Geschichte.
Brünn 1852, und desselben: her Eomanum. Wien 1855.
 
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