IV
man daher als »Staatsromane« bezeichnen kann, heftet sich an die staat-
lichen Gesetze und Einrichtungen und schildert ein Volk, welches glücklich
ist, weil es andere Gesetze und Einrichtungen besitzt als wir. Die andere
Gruppe knüpft an unsere Kenntnis der Natur und den Stand der Technik
an und sucht zu zeigen, wie glücklich wir dereinst sein werden, wenn
unsere Kenntnis der Naturgesetze eine vollkommene sein wird und wenn
wir dem entsprechende Maschinen und Apparate besitzen werden. Und
da diese Klassen von Schriften das Glück von den künftigen Fortschritten
der Naturwissenschaften und der Technik erwartet, so kann man sie in
Ermangelung eines besseren Namens als »Zukunftsbilder« bezeichnen.
Was nun zunächst die Staatsromane anbelangt, so zerfallen sie in
zwei scharf gesonderte Gruppen. Die einen glauben, daß das Wohlbefinden
eines Volkes in erster Reihe von der Verfassung des Staates und von der
staatlichen Verwaltung abhängt, sie suchen daher den Nachweis zu er-
bringen, daß das Volk glücklich sein würde, wenn die gesetzgebenden
Faktoren so und so organisiert wären und wenn die staatliche Verwaltung
in den Händen dieser oder jener Organe liegen würde. — Selbstverständlich
immer in der Form eines Romanes. Man darf sie daher als »politische
Staatsromane« bezeichnen. Ihnen stehen die »volkswirtschaftlichen
Staatsromane« gegenüber, denen die Staatsverfassung und die staat-
liche Verwaltung ziemlich gleichgültig ist, die aber auf die Wirt-
schaftsordnung das Hauptgewicht legen. Sie halten die heutige auf der
Grundlage des privaten Eigentums und der Individualwirtschaft aufgebaute
Wirtschaftsordnung für ein Unglück und schildern das Leben und Treiben
eines Volkes, welches glücklich ist, weil es entweder (wie in der Utopia«
des Thomas Morus) im »ganzen« oder »vollen«, oder weil es (wie etwa
im Bellamy’schen »Rückblick«) im »halbem Kommunismus lebt, oder
weil in dem betreffenden Lande doch wenigstens dem Privateigentum
mehr oder weniger weit gehende Schranken gezogen sind.
Aus den Staatsromanen ist eine besondere Gruppe von Schriften
hervorgegangen, es sind dies die »abenteuerlichen Reisen«. Als Thomas
Morus seine kommunistischen Ideen veröffentlichen wollte, wählte er
hiefür die Form des Romanes und dies aus zwei Gründen. Einmal konnte
er in seiner Eigenschaft als Staatskanzler Heinrich’s VIII. von England un-
möglich den nackten Kommunismus predigen. Wenn er jedoch in seiner
Erzählung erwähnt, daß er einmal während seines Aufenthaltes in Brüssel
mit einem Seefahrer zusammenkam, der auf seinen weiten Reisen auch
die Insel »Utopia« besucht und kennen gelernt hat, und wenn nun dieser
Mann berichtet, daß die Bewohner dieser Insel das Privateigentum nicht
kennen und in voller Gütergemeinschaft leben, so klang die Sache ganz
harmlos und unverfänglich. Zum zweiten wollte Morus sein Buch in die
man daher als »Staatsromane« bezeichnen kann, heftet sich an die staat-
lichen Gesetze und Einrichtungen und schildert ein Volk, welches glücklich
ist, weil es andere Gesetze und Einrichtungen besitzt als wir. Die andere
Gruppe knüpft an unsere Kenntnis der Natur und den Stand der Technik
an und sucht zu zeigen, wie glücklich wir dereinst sein werden, wenn
unsere Kenntnis der Naturgesetze eine vollkommene sein wird und wenn
wir dem entsprechende Maschinen und Apparate besitzen werden. Und
da diese Klassen von Schriften das Glück von den künftigen Fortschritten
der Naturwissenschaften und der Technik erwartet, so kann man sie in
Ermangelung eines besseren Namens als »Zukunftsbilder« bezeichnen.
Was nun zunächst die Staatsromane anbelangt, so zerfallen sie in
zwei scharf gesonderte Gruppen. Die einen glauben, daß das Wohlbefinden
eines Volkes in erster Reihe von der Verfassung des Staates und von der
staatlichen Verwaltung abhängt, sie suchen daher den Nachweis zu er-
bringen, daß das Volk glücklich sein würde, wenn die gesetzgebenden
Faktoren so und so organisiert wären und wenn die staatliche Verwaltung
in den Händen dieser oder jener Organe liegen würde. — Selbstverständlich
immer in der Form eines Romanes. Man darf sie daher als »politische
Staatsromane« bezeichnen. Ihnen stehen die »volkswirtschaftlichen
Staatsromane« gegenüber, denen die Staatsverfassung und die staat-
liche Verwaltung ziemlich gleichgültig ist, die aber auf die Wirt-
schaftsordnung das Hauptgewicht legen. Sie halten die heutige auf der
Grundlage des privaten Eigentums und der Individualwirtschaft aufgebaute
Wirtschaftsordnung für ein Unglück und schildern das Leben und Treiben
eines Volkes, welches glücklich ist, weil es entweder (wie in der Utopia«
des Thomas Morus) im »ganzen« oder »vollen«, oder weil es (wie etwa
im Bellamy’schen »Rückblick«) im »halbem Kommunismus lebt, oder
weil in dem betreffenden Lande doch wenigstens dem Privateigentum
mehr oder weniger weit gehende Schranken gezogen sind.
Aus den Staatsromanen ist eine besondere Gruppe von Schriften
hervorgegangen, es sind dies die »abenteuerlichen Reisen«. Als Thomas
Morus seine kommunistischen Ideen veröffentlichen wollte, wählte er
hiefür die Form des Romanes und dies aus zwei Gründen. Einmal konnte
er in seiner Eigenschaft als Staatskanzler Heinrich’s VIII. von England un-
möglich den nackten Kommunismus predigen. Wenn er jedoch in seiner
Erzählung erwähnt, daß er einmal während seines Aufenthaltes in Brüssel
mit einem Seefahrer zusammenkam, der auf seinen weiten Reisen auch
die Insel »Utopia« besucht und kennen gelernt hat, und wenn nun dieser
Mann berichtet, daß die Bewohner dieser Insel das Privateigentum nicht
kennen und in voller Gütergemeinschaft leben, so klang die Sache ganz
harmlos und unverfänglich. Zum zweiten wollte Morus sein Buch in die