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Galerie Schuck.
Uno-leich grossartieer ilt die als Wandgemälde gedachte, aus mehreren Compositionen bestehende
Darsteilung des Herakles Musagetes bei Omphale mit lebensgrossen Figuren, deren Gesammtdisposition
mit der Anordnung der Wandgemälde in Baldassarre Peruzzi's Loggia der Villa Farnesina verglichen
werden kann. Das Hauptbild zeigt unter einer Laube, deren Dach vier Karyatiden als Vertreterinnen
der vier Jahreszeiten stützen, den Herkules als Musagetes auf dem Rande eines Springbrunnens sitzend
und der bei ihm ruhenden Omphale von seinen Thaten vorsingend. Bei dem Helden steht der ihn
begeisternde Phantasus; seine Geliebte umgeben Pari, Satyr und Amoren. Der Omphale gegenüber
hat sich Bacchus mit weiblichem Gefolge gelagert; die Hamadryade des hinter der Laube slehenden
grossen, weinumschlungenen Baumes und neben ihr Komus lauschen dem Gesange des Halbgottes.
Für den Raum zwischen diesem Bilde und der getäfelten unteren Verkleidung des Saales ist als Predelle
eine wahrhaft im Geiste der hellenischen Plastik erfundene Composition „Der Brautzug des Bacchus und
der Ariadne" bestimmt; unsäglich reizend ist der Zug der Musen, der Erzieherinnen und Begleiterinnen
des Weingottes, die vor dem von vier Centauren gezogenen Wagen des Brautpaares schweben und
von Komus mit trunkenen Centauren geführt, von Silen mit Satyrn und Amoretten gefolgt werden.
Über dem Gesimse des Saales, zwischen den Lunetten, sind Scenen aus dem Leben Ganymed's im
Olymp dargestellt; unter den Schildkappen in den Lunetten über dem Gesimse ist das weichliche
Leben des Halbgottes bei Omphale durch fünf Amoren symbolisirt, von denen einer spinnt, einer die
Leier schlägt, einer den Trunkenen spielt und sich in ein Löwenfell hüllt, einer aber aus den Brüsten
einer Löwin die Stärke und Grausamkeit der Liebe säugt. Abgeschlossen wird die herrliche Gesammt-
composition durch reizende Ornamentpilaster, in denen zwei Grisaillebildchen in Medaillonform komische
Liebesabenteuer des lüsternen bocksfüssigen Hirtengottes schildern.1
Der römischen Zeit entflammt ferner der „Raub der Europa," ein ohne Zweifel auch als Wand-
schmuck gedachtes Gemälde der Galerie Schack, welches in einer reichen, anmuthig gegliederten Com-
position folgende Stelle aus der zweiten Idylle des syrakusischen Poeten Mofchus anmuthig illustrirt:
,,.........Rasch sprang nun der Stier fort
Mit dem ersehnten Raub, und eilig gelangt' er zum Meere.
Rückwärts wandte Europa sich, schrie und streckte die Hände
Gegen die Freundinnen aus, doch konnten ihr diese nicht nahen.
Da lag heiter beruhigt die Fluth beim Nahen des Stieres,
Wassergethier sprang auf zu den Füssen des Zeus in der Runde,
Freudig den Gott umgaukelte ssink der Delphin aus der Tiefe.
Alle die Nereustöchter entfliegen der See, im Vereine
Ritten sie froh ihm entgegen auf Rücken von Wassergethiere.
Und der über die Fluth hinbraust, der Ländererschütt'rer,
Ebnete selber die Wellen und schritt als Führer den Seepfad
Hin vor dem leiblichen Bruder; es nahten sofort die Tritonen,
Die dumpsschmetternden Meertrompeter, sich eilig dem Gotte;
Aus gewundenen Muscheln erklang das jauchzende Brautlied."
Eine wahrhaft hellenische Heiterkeit athmet aus diesem, durch den Stich von J. Burger bekannten
Bilde, welches vermöge seines Colorits im Werke Genelli's eine besondere Stellung einnimmt.
Einfacher im Aufbau ist die ebenfalls zu einem Wandgemälde bestimmte grossartige und hguren-
reiche Darstellung der Schlacht zwischen Lykurgos, dem Könige derEdoner inThracien, mitDionysos, in
welcher der Erstere Sieger bleibt und von seinem Streitwagen herab den Weingott in die Flucht schlägt,
1 Unsere nebenstehende Abbildung des „Herakles Musagetes bei Omphale" ist eine zinkographische Reproduclion des sür das Galeriewerk
der „Gesellschast für vervielsältigende Kunst" von P Halm in grösserem Formate angefertigten Stiches, welcher Freunden der Kunst Genelli's
willkommen sein dürfte
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