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Ezechicl's Vifion.

risd.«»

Während der ganzen Zeit seines Münchener Aufenthaltes war Genelli darauf angewiesen, mit dem
Stift und mit Wassersarben zu schasfen; Aufträge zu Fresko- oder Ölgemälden Hellten sich nicht ein
und der Künstler war zu mittellos, um das kostspielige Material zur Ölmalerei für eigene Rechnung
ve: .venden zu können. Die Anzahl der Compositionen, die er in München hervorgebracht — nicht
wenige hat er mehrmals, mitunter auch mit Abweichungen, ausgeführt —: ist überraschend gross; wohl
die Hälfte derselben weist dem Entwürfe oder mindestens der Idee nach, auf seinen Aufenthalt in Rom
zurück. Sein Trieb nach künstlerischer Thätigkeit entsprach der unerschopflichen Zeugungskraft seiner
Phantasie, in welcher sich fortwährend neue Stoffe vordrängten, so dass der Umfang und die Mannig-
faltigkeit der Stosfkreise, in welcher der Künstler sich bewegt hat, seine reiche Begabung wesentlich
charakterisiren. Unter seinen Compositionen stehen die mythologischen in erster Linie; schwächer sind
die nur in o-erino-er Anzahl vorhandenen Darstellunsren aus der heiligen Schrift. Selbst das orosse
Aquarell , Loth in Zoar," das in München zuerst die Blicke der Künstlerschaft auf Genelli lenkte, fesselt
mehr durch seine Originalität als durch seine Schönheit; im grossen Publicum, dem es 1839 durch einen
lithographirten Umriss in Marggraff's „Münchener Jahrbüchern" als das erste publicirte Werk Genelli's
bekannt wurde, scheint es keinen erheblichen Eindruck .gemacht zu haben. Eine der gelungensten
Compositionen des Meisters zu Textworten der heiligen Schrift enthält die Galerie Schack: „Ezechiel's
Vision.'' Man geht wohl nicht fehl, wenn man clieses Aquarell Genelli's in die römische Zeit versetzt,
da die Bewegungsmotive aller Figuren, insbesondere aber der Typus des Propheten, den frischen
Einssuss Michel Angelo's verrathen. Weit weniger befriedigt das grosse Ölbild der Galerie Schack:
,,Die Verkündigung der Geburt Isaak's," welches ebenfalls unter dem Einflusse der frühen römischen
Renaissancekünstler concipirt ist. Das Werk hat einen befremdlichen mythologischen Anstrich; man denkt
davor unwillkürlich eher an den ehrwürdigen Philemon, dem ausgewachsene muthwillige Liebesgötter,
das Lachen mühsam unterdrückend, das seiner Baucis bevorstehende freudige Ereigniss mittheilen,
Berggruen: Die Galerie Schack. IX Genelli II
 
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