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Galerie Schuck.
nach seinem Entstehen geschrieben— in welchem der Farbe ihre Bestimmung in der Malerei, Trägerin
des eigentlich Seelischen zu sein, so ganz zu Theil geworden wäre, wie in Genelli's „Omphale". Die
Farbe erscheint hier, sehr im Widerspruche mit mancher neueren coloristischen Richtung, ihrer Stoff-
lichkeit völlig entkleidet, als ein rein geiitiges Element, in welchem die Gebilde des Künstlers athmen,
von dem sie in Wahrheit erfüllt und genährt erscheinen. Diese Durchgreistisfungf der Farbe, diese
bewusste Verwendung derselben im Dienite der Idee weisen auch die „Lykurgosschlacht" und der
„Bacchus unter den Musen" auf; sie besitzen aber nicht den coloristischen Reiz, welcher der „Omphale"
eigen ist, sondern sind leicht und klar gemalt. Es ist charakteristisch, class jenes Bild der Galerie Scliack,
das demKünstler am wenigsten geglückt ist, weil ihm der Stoff am wenigsten zugesagt haben mag, die
„Verkündigung der Geburt Isaak's", auch im Colorit missrathen erscheint; Genelli hat sielt offenbar im
Zweifel darüber befunden, in welcher Weise er die Farbe anzuwenden habe, weil er sich über die Com-
position selbst nicht völlig klar geworden war. Das Unterordnen der Farbe unter den auszudrückenden
Gedanken bekunden auch jene Compositionen, welche er in der ihm geläufigsten Technik, in Wasser-
farben, ausgeführt hat; die Galerie Schock bewahrt in der „Vision Ezechiel's", worauf Umriss und
Modellirung sorglältig vorgezeichnet und dann mit einer leichten, harmonisch gestimmten Farbenlage
überzogen sind, ein schönes Beispiel der Art, in welcher die Aquarelle Genelli's gehalten erscheinen.
In dem letzten Jahrzehent seines Lebens erst war es Genelli beschieden, durch die für die Galerie
Schack ausgesührten Bilder seine künstlerische Bedeutung einem weiteren Kreise von Liebhabern klar
zu machen; von der Menge wird er auch heute nicht ganz verstanden und gewürdigt, zumal die meisten
Reproduftionen seiner Werke, wegen der Schwierigkeit der Übertragung seiner Formensprache, nicht
völlig gelungen erscheinen. Künftige Reproduktionen seiner Entwürfe und Studien in jener voll-
kommeneren, treueren Weise, welche die gegenwärtige Entwicklung der vervielfältigenden Künste
ermöglicht, werden ohne Zweifel dazu betragen, das Werk Genelli's seinem Volke näher zu bringen. Den
Berten desselben aber war der Meister schon bei Lebzeiten theuer und wird es auch in Zukunft bleiben.
Dies allein genügt seinen Manen, den er hat, wie Lützow treffend bemerkt, nie der Menge gefröhnt
und wird nur in jenen Sphären dauernde Eroberungen machen, in denen etwas von dem Geiste der
classischen Cultur als Bestandtheil jeder höheren Bildung lebendig ist. Auch von seiner Muse gilt, was
sein alter Freund Koch von der Capeila Sistina gesagt hat: „Diese Art Malerei ist nicht für Jedermann;
wer sie nicht fasst und hinausgeht, sollte wenigstens sein Haupt neigen !"


Aiu dem Bahnenvorhangx Blumen ßreuender Genius.
 
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