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ECEISIOIEI.

LA VIE ET L'ssiUVRE DE JEAN BOLOGNE
par Abel Dksjardins
d'aprfes les manuscrits inedits recueill1s par foucques de vagnonville.
Paris, A. Quantin, 1883.




Mi



LEHRMALS bereits, und zuletzt gelegentlich
einer Arbeit über vanDijck (vgl. „DieGraphischen
Künste," 1882, Bd, IV, S. 89) haben wir auf die
sehr reich illustrirten, in prächtiger Ausstattung
ericheinenden Monographien über bedeutende
Künstler aller Epochen und Nationen hingewiesen,
welche Quantin in Paris rasch hintereinander
herausgibt. Nun liegt uns abermals eine ein-
schlägige Publication des unermüdlichen Ver-
legers vor: ein Prachtwerk über den flandrischen
Bildhauer, der unter dem Namen Giovanni da
Bologna berühmt wurde und welchen man in
Frankreich als nationalen Künstler zu betrachten
scheint, obgleich zur Zeit seiner Geburt seine
Vaterstadt Douai noch lange nicht zum Reiche
LUDWIG'S XIV. geschlagen worden war und seine
Kunst völlig in der italienischen Renaissance
wurzelt. Als Jehan Boulongne im Jahre 1524 in
Douai zur Welt kam, stand seine Vaterstadt unter
dem Scepter des Hauses HABSBURG, welches das
Erbe der alten burgundischen Flirrten angetreten
hatte, und die niederländischen Künstler wanderten, zum Theil angeregt durch Raffael's Cartons, die von LEO X.
nach Brüssel gesendet worden waren, wo die weltberühmten Tapeten des Vaticans nach ihnen gewebt wurden,
über die Alpen. Michael ■Coxcie, Bernard van Orley, Jan Schoreel arbeiteten in Italien; die Holländer Martin van
Heemskerck, Antonio Moro, Jan Gossaert aus Mabuse und Andere folgten diesem Beispiele. Der junge Boulongne
kam zunächst 1640, sechzehn Jahre alt, nach Antwerpen, wo Handel und Gewerbe nicht minder blühten, als die
Kunst — zählte man damals doch ungefähr dreihundert Künstler: Maler, Bildhauer, Kupferstecher in der Schelde-
stadt — und hatte das Glück, im Atelier des Architekten und Bildhauers Jacob Dubroeucq Aufnahme zu finden, der
selbst in Italien gewesen war und seinen Schüler aneiferte, nach Rom zu gehen, woselbst Michel Angelo noch lebte und
mit seinem Ruhme alle Welt erfüllte. Muthmasslich um 1551 kam Jehan Boulongne nach Italien und es gelang ihm,
mit Michel Angelo in Berührung zu kommen, bei welchem Eingang zu finden nicht gar leicht war. Nach zwei-
jährigem Aufenthalte in Rom waren seine Mittel erschopft und er machte sich auf den Heimweg; aber in Florenz
lernte er einen reichen Kunstfreund Bernardo Vecchietti (1515 -+- 1590) kennen, der an dem jungen Bildhauer
Gefallen fand und ihn in seinem Palaste beherbergte. Schon nach fünf Jahren, wahrend welcher Boulongne mehrere
Arbeiten ausgeführt hatte, stand sein Ruf in Florenz fest; sein Beschützer nahm keinen Anstand, ihm einen kostbaren
Marmorblock anzuvertrauen, aus welchem eine lo schöne Venus hervorging, dass der Künstler dem einflussreichen
Medicaeer Francesco vorgestellt werden konnte. Dieser Fürst kaufte sofort die Venus des jungen Künstlers an,
und ertheilte ihm in der Folge mehrere Bestellungen. Boulongne befestigte seinen Ruf hauptsachlich durch eine

Bildniss des Giovanni da Bologna.
 
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