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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 6.1884

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Berggruen, Oscar: Publicirte Bildnisse Holbein's
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https://doi.org/10.11588/diglit.3796#0119
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Dass man am Hofe von Modena mit dieser Tause der dargeftellten Perfönlichkeit wie des Künstlers sehr
zufrieden sein mochte, leuchtet ein, wenn man den, unseres Wissens bisher nirgends hervorgehobenen
charakteristischen Umstand bedenkt, dassLodovico ilMoro 1490 die Princessm Beatrice d'Efle geheiratet
hatte, wobei Lionardo da Vinci die Feftlichkeiten in künstlerischer Hinsicht leitete, wie er denn später
an der Ausschmückung des Palastes des genannten Fürsten arbeitete, mehrere Bildnisse der Familie
des Usurpators malte und ihm so anhänglich war, dass er nach dessen Wegführung in die sranzösische
Gefangenschast, im April 1500, nach dem heimatlichen Florenz zurückkehrte. Das Meisterwerk des
16. Jahrhunderts als Familienbild anzusehen, fiel im 18. am estensischen Hose wohl Niemandem schwer.


M' MO RITT:§§
Ein Jahrhundert verstrich seit der Erwerbung des Bildnisses für die Dresdener Galerie, ehe man dort
die hergebrachte Bezeichnung sallen liess. Zuerst fprach sich Rumohr aus, dass es dem jüngeren Holbein
zuzuschreiben sei; hieraus schloss sich von Quandt ihm an und Hellte im „Kunstblatt" vom Jahre 1846 die
dargestellte Persönlichkeit sest, indem er den zwei Jahrhunderte zuvor angefertigten, im Vorstehenden
reproducirten Stich von Wenzel Hollar in einem sklavisch treuen, geiftlosen Nachftich von User seinem
Aussatze beilegte. Fast scheint es unglaublich, dass diefer Stich Hollar's so lange hatte unbeachtet
bleiben können, da er durchaus nicht seiten ift und ohne Zweisel auch in Dresden im Besitze mehrerer
Kunstfreunde sich besunden haben dürste. Ist es nun auch aus den ersten Blick unzweiselhast, dass jene
Persönlichkeit, die Hollar in der Schristzeile aus seinem Stich „Mr Morett" nennt mit der von Holbein
abgebildeten identisch ist: so erscheint es denn doch nicht ganz ausgemacht, dass Hollar seinen Stich
nach der herrlichen Originalzeichnung Holbein s angesertigt hat, welche 1860 in London erworben und
neben dem Gemälde im Holbein-Zimmer der Dresdener Galerie aufgehängt wurde. Während diese
Kreidezeichnung, welcher leichte Farbenandeutungen einen ungemein lebensvollen Ausdruck verleihen,
den unsere nebenstehende Nachbildung, ihrer Treue unbefchadet, leider nicht erreichen konnte, offenbar
 
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