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IIIGÄIIÖ-IEI

HUGO BÜRKNER

Ein Lebensbild von J. E. Wessely.


Hu<ro B'ürkner.

Unwillkürlich drängt sich an der wiege
des neugeborenen Kindes die Frage aus: Was wird
dereinst aus diesem kleinen Menschengebilde werden ?
Es fehlt jede Prämisse, aus der man aus die Zukunst
schliessen könnte und selbst der Stand, die sociale
Lage der Eltern, der Kreis ihrer Ersahrungen und
Anslehten bietet keinen sesten Standpunkt, um von
hier aus obige Frage beantworten zu können;
sogar die von frühefter Jugend an dem Kinde
gegebene Erziehung und Richtung nach einem
bestimmten Ziele hin erweist sich nicht immer gegen
eintretende Hindernisfe stark genuej. Und so hat
Schiller Recht vom Kinde zu sagen: „'Ihm ruhen
noch im Zeitenschosse — Die schwarzen und die
heitern Loose." Einmal wird das Kind zum Jüngling,
zum Manne heranreifen und dann selbst seine Gesühle,
sein Wissen, sein Talent in die Wagschale wersen.
Nirgends wiederholt sich das Gesagte so ost, wie im
Leben der Künstler; vielleicht auch sällt es hier
besonders auf, weil das Leben des Künstlers der Öffentlichkeit angehört. Und doch gelangt bloss ein
kleiner Bruchtheil der Talente zu Entwicklung. Viele Genies verderben unbekannt, weil sie nicht
geweckt und gefördert wurden. Es ist darum eine angenehme Arbeit, gerade mit den Ansängen, mit
dem Erwachen eines Kunsttalentes sich zu beschäftigen, weil solche Augenblicke im Menschenleben ihr
Licht auf die ganze segenvolle Thätigkeit eines Künstlers vorauswerfen. Das Gesagte gilt in voller
Ausdehnung von dem Künstler, dessen Lebensbild wir hier entwersen wollen.
Leopold Hugo Bilrkner erblickte am 24. August 1818 in Dessau das Licht der Welt. Sein Vater
war Polizeidireclor daselbst; die Erziehung des jungen Hugo war eine sorgsältige. Schon am Gymnasium
seiner Vaterstadt lernte er zeichnen, wie man eben eine Sache, die ein ausserordentlicher Lehrgegen-
stand ist, lernen mag. Indessen übte er sich auch zu Hause. Was aus dieser rudimentären Beschästigung
werden könnte, davon hatte der kleine Zeichner wohl keine Ahnung. Dass er Talent besass, jene Gabe,
die nicht allein Fremdes nachmacht, sondern aus sich heraus schassen will, zeigte sich bald. Der Zusall
weckte dieses Talent. Es wurde von seinem Vater ein in Holz geschnittener Stempel confiscirt, welcher
zur Fälschung eines Reisepasfes dienen sollte. Der Knabe bekam ihn zu sehen und es reizte ihn, Buch-
staben in ähnlicher Weise in Holz zu schneiden; dann ging er weiter und zeichnete aus die Holzssäche
 
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