DOI issue:
Heft II/III
DOI article:Berggruen, Oscar: Michael von Munkácsy
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.3798#0040
iL
ltio:
MICHAEL VON MUNKÄCSY.
ein lebensbild von
Oskar Berggruen.
a
wm
IST jener Lebenslauf eines Mannes als der glück-
lichste zu bezeichnen, der von den denkbar un-
bedeutendsten Anfängen zu hervorragenden, all-
gemein anerkannten Leistungen, insbefondere aus
dem Gebiete geistiger Thätigkeit sührt, und ist jener
Mann am meisten zum Hochgesühle der Selbft-
zusriedenheit berechtigt, welcher sich sagen dars,
dafs er der redlichen und eisrigen Verwaltung des
ihm von der Natur verliehenen (jeistieen Psundes
alle Ersolge in feinem Beruse und in seinem Leben
verdankt: so muss Michael Munkdcsy zu den glück -
lichsten Künftlern aller Zeit und zugleich zu jenen
wenigen auserlesenen Männern gezählt werden,
denen Nichts das Bewusstsein zu trüben vermag,
Michael von Munkdcsy.
$
5°
dass sie durch eigene Kraft und durch eigenes
Beftreben ihrem Namen in der Bildungsgefchichte
der Menfchheit ein ehrenvolles Andenken gesichert
haben. Wohl wirkte eine Reihe glücklicher Zusälle
zusammen, um Munkdcsy's Lausbahn nicht nur in
künstlerischer, sondern auch in äusserer Hinsicht zu einer ungewöhnlich ersolgreichen zu geftalten, so
dafs man auf die vom Glücke am meiften begünstigten Künstler srüherer Zeit zurückgreifen muss, um
Beifpiele einer Lebenssührung von gleichem Glanz und eines Ruses von gleicher Verbreitung zu finden;
allein nichtsdeftoweniger bleibt es wahr, dass Munkdcsy ohne seinen tiesen Ernft und fein, den höchften
Zielen der Kunft unausgefetzt, mit dem Ausgebote aller Krast zugewendetes Streben niemals zu jenen
künftlerischen Leiftungen hätte gelangen können, durch welche er heutzutage eine fo hervorragende
Stellung in der ganzen modernen Kunst behauptet. Und noch bewegt sich seine künstlerische Ent-
wicklung in ausfteigender Linie; noch zeigt ein jedes der grossen Werke, welche er während der
letzten Jahre geschafsen, ein unverkennbares Überbieten der vorangegangenen in geistiger wie
in technifcher Beziehung. Daher ift man zur Erwartung berechtigt, dass das schon gegenwärtig
imponirende Werk des eben in feine Vollkrast getretenen Künstlers noch eine grofse Bereicherung
erfahren, vielleicht fogar abermals eine neue Richtung nehmen werde, die heutzutage von Niemandem,
nicht einmal von Munkdcsy selbft, vorausgesehen werden kann.
4
erlag"
ltio:
MICHAEL VON MUNKÄCSY.
ein lebensbild von
Oskar Berggruen.
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IST jener Lebenslauf eines Mannes als der glück-
lichste zu bezeichnen, der von den denkbar un-
bedeutendsten Anfängen zu hervorragenden, all-
gemein anerkannten Leistungen, insbefondere aus
dem Gebiete geistiger Thätigkeit sührt, und ist jener
Mann am meisten zum Hochgesühle der Selbft-
zusriedenheit berechtigt, welcher sich sagen dars,
dafs er der redlichen und eisrigen Verwaltung des
ihm von der Natur verliehenen (jeistieen Psundes
alle Ersolge in feinem Beruse und in seinem Leben
verdankt: so muss Michael Munkdcsy zu den glück -
lichsten Künftlern aller Zeit und zugleich zu jenen
wenigen auserlesenen Männern gezählt werden,
denen Nichts das Bewusstsein zu trüben vermag,
Michael von Munkdcsy.
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5°
dass sie durch eigene Kraft und durch eigenes
Beftreben ihrem Namen in der Bildungsgefchichte
der Menfchheit ein ehrenvolles Andenken gesichert
haben. Wohl wirkte eine Reihe glücklicher Zusälle
zusammen, um Munkdcsy's Lausbahn nicht nur in
künstlerischer, sondern auch in äusserer Hinsicht zu einer ungewöhnlich ersolgreichen zu geftalten, so
dafs man auf die vom Glücke am meiften begünstigten Künstler srüherer Zeit zurückgreifen muss, um
Beifpiele einer Lebenssührung von gleichem Glanz und eines Ruses von gleicher Verbreitung zu finden;
allein nichtsdeftoweniger bleibt es wahr, dass Munkdcsy ohne seinen tiesen Ernft und fein, den höchften
Zielen der Kunft unausgefetzt, mit dem Ausgebote aller Krast zugewendetes Streben niemals zu jenen
künftlerischen Leiftungen hätte gelangen können, durch welche er heutzutage eine fo hervorragende
Stellung in der ganzen modernen Kunst behauptet. Und noch bewegt sich seine künstlerische Ent-
wicklung in ausfteigender Linie; noch zeigt ein jedes der grossen Werke, welche er während der
letzten Jahre geschafsen, ein unverkennbares Überbieten der vorangegangenen in geistiger wie
in technifcher Beziehung. Daher ift man zur Erwartung berechtigt, dass das schon gegenwärtig
imponirende Werk des eben in feine Vollkrast getretenen Künstlers noch eine grofse Bereicherung
erfahren, vielleicht fogar abermals eine neue Richtung nehmen werde, die heutzutage von Niemandem,
nicht einmal von Munkdcsy selbft, vorausgesehen werden kann.
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