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Maskensries von Kos.

lEOEISIOIEI

REISEN IN LYKIEN UND KARIEN
AUSGEFÜHRT IM AUFTRAGE DES K. K. MINISTERIUMS FÜR CULTUS UND UNTERRICHT
UNTER DIENSTLICHER FORDERUNG DURCH
Seiner Majestät Raddampser „Taurus", Commandant Fürst Wrede
BESCHRIEBEN VON
OTTO BENNDORP UND GEORGE NIEMANN.
Mit einer Karte von Heinrich Kiepert, 49 Tafeln und zahlreichen Illustrationen im Text.
Wien, Carl Gerolds Sohn, 1884.


jl IE Vorgeschichte der beiden letzten österreichischen Expeditionen nach dem südwestlichen Klein-Asien
ist wohl insoweit bekannt, dass von einer Anführung derselben hier Umgang genommen werden kann.
Jetzt liegt der erste der beiden Bände, in denen diese Reisen zur Beschreibung gelangen, vollendet vor
uns, ein stattliches Werk, vornehm in seiner äusseren Form, glänzend durch seine Diction und ganz unerwartet reich
an neuen, wichtigen Ausschlüsfen über einen Theil der alten Welt, welcher trotz grosser historischer Erinnerungen
von modernen Reisenden bisher ausfällig vernachläsfigt geblieben war.
Den Inhalt des Bandes auch nur annähernd zu skizziren, kann hier nicht Aufgabe sein; wir wollen uns aus
eine Besprechung der lykischen Gräber beschränken, die ja im besonderen Masse neben dem rein historischen und
archäologischen auch ein allgemein ethnographisch-anthropologisches Interesse in Anspruch nehmen. Die Grab-
stätten vieler alten Völker haben uns ja von jeher mehr historisches und künstlerisches Material geliesert, als wohl alle
anderen Monumente und Bauwerke derselben zusammengenommen. Von Lykien gilt dies nun in allerhochftem
Masse. Gräber gibt es im Bereiche des alten lykischen Städtebundes in einer Menge und Mannigsaltigkeit wie in
keinem anderen alten Culturlande — Egypten und Indien kaum ausgenommen. Vom Meeresstrande bis hoch hinaus
in fall; unzugängliche Bergwüsten, in den üppigsten Flussthalern und in öden Felskesfeln, auf hohen Gipseln und in
engen Thalschluchten — überall Gräber und meist in solcher Anzahl, dass man sich oft die Frage vorlegt, wo
eigentlich all' die Leute gewohnt, die da begraben gewesen, und häusig von einer Pracht und Vornehmheit, die von
der bescheidenen Anlage der übrigen Bauwerke seltsam contrastirt, aber dasür auch völlig mit den Angaben alter
Schriftsteller stimmt, welche die Pietät und den Todtencultus der Lykier rühmend erwähnen.
 
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