DOI Heft:
Heft IV
DOI Artikel:Berggruen, Oscar: Über moderne russische Kunst
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3795#0103
ein:
PÜBLIGITIOI
ÜBER MODERNE RUSSISCHE KUNST
Oskar Berggruen.
LJbER die Kunstbewegung in Russland dringen nur vereinzelte
Nachrichten nach dem Weiten und selbft die bedeutendsten Welt-
ausstellungen der letzten Jahre haben auch nicht annäherungsweise
ein vollständiges Bild der russischen Kunstentwicklung geboten.
Die Art, in welcher Basil Werefchagin seine Werke bei uns bekannt
machte, steht völlig vereinzelt da. Dass die bildende Kunst in
Russland nicht erheblich mehr auszuweisen habe, als man von ihr in
Westeuropa zu sehen bekommt, darf jedoch keineswegs geschlossen
werden. So hat die von unserer Gesellschast im Jahre 1883 ver-
anstaltete Special-Ausstellung der graphischen Künfte zur allge-
meinen Überraschung eine Reihe von ausgezeichneten Arbeiten
russischer Graphiker vorgeführt, deren Namen vordem kaum über
die Grenzen ihrer Heimat o-edrung;en waren. Vor Kurzem ist uns
ferner eine, erst in der letzten Zeit entstandene Publication rusfischer
Künstler zugekommen, die uns nicht nur mit neuen Namen und schönen
Leistungen, sondern auch mit einer eigenthümlichen Art der Kunstpflege
bekannt gemacht hat, welche die Begeisterung der rusfischen Künftler sür
ihren Beruf nicht minder bekundet, als das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das sie beseelt und als
nachahmenswerthes Beispiel hingestellt zu werden verdient. Es ist dies der erfte Jahrgang vom „Album
des Vereines russischer Künstler zur Unterstützung der Hinterbliebenen russischer
Künstler", welcher dem von unserer Gesellschaft gegründeten und immer mehr Beachtung findenden
Graphifchen Mufeum als erfreuliches Geschenk zugewendet worden ist.
Im Winter des Jahres 1885 hat sich eine Gesellschaft rusfischer Künstler und Liebhaber zusammen-
gethan, welche regelmässig jede Woche am Montag um neun Uhr Abends zusammenkömmt, um bis
Mitternacht in gemeinsamer Arbeit beisammen zu bleiben und den Abend dann mit einem sröhlichen
Mahl zu beschliessen; nach dem Wochentage der Zusammenkünfte hat die Gesellschast den Namen
„IIoHejvkjibHHKH" angenommen. Als Versammlungsort ssehen der Gesellschast mehrere sehr fchön ein-
gerichtete und trefflich beleuchtete Säle der kaiferlüh ruffischen technifchen Gefellfchast in Petersburg
PÜBLIGITIOI
ÜBER MODERNE RUSSISCHE KUNST
Oskar Berggruen.
LJbER die Kunstbewegung in Russland dringen nur vereinzelte
Nachrichten nach dem Weiten und selbft die bedeutendsten Welt-
ausstellungen der letzten Jahre haben auch nicht annäherungsweise
ein vollständiges Bild der russischen Kunstentwicklung geboten.
Die Art, in welcher Basil Werefchagin seine Werke bei uns bekannt
machte, steht völlig vereinzelt da. Dass die bildende Kunst in
Russland nicht erheblich mehr auszuweisen habe, als man von ihr in
Westeuropa zu sehen bekommt, darf jedoch keineswegs geschlossen
werden. So hat die von unserer Gesellschast im Jahre 1883 ver-
anstaltete Special-Ausstellung der graphischen Künfte zur allge-
meinen Überraschung eine Reihe von ausgezeichneten Arbeiten
russischer Graphiker vorgeführt, deren Namen vordem kaum über
die Grenzen ihrer Heimat o-edrung;en waren. Vor Kurzem ist uns
ferner eine, erst in der letzten Zeit entstandene Publication rusfischer
Künstler zugekommen, die uns nicht nur mit neuen Namen und schönen
Leistungen, sondern auch mit einer eigenthümlichen Art der Kunstpflege
bekannt gemacht hat, welche die Begeisterung der rusfischen Künftler sür
ihren Beruf nicht minder bekundet, als das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das sie beseelt und als
nachahmenswerthes Beispiel hingestellt zu werden verdient. Es ist dies der erfte Jahrgang vom „Album
des Vereines russischer Künstler zur Unterstützung der Hinterbliebenen russischer
Künstler", welcher dem von unserer Gesellschaft gegründeten und immer mehr Beachtung findenden
Graphifchen Mufeum als erfreuliches Geschenk zugewendet worden ist.
Im Winter des Jahres 1885 hat sich eine Gesellschaft rusfischer Künstler und Liebhaber zusammen-
gethan, welche regelmässig jede Woche am Montag um neun Uhr Abends zusammenkömmt, um bis
Mitternacht in gemeinsamer Arbeit beisammen zu bleiben und den Abend dann mit einem sröhlichen
Mahl zu beschliessen; nach dem Wochentage der Zusammenkünfte hat die Gesellschast den Namen
„IIoHejvkjibHHKH" angenommen. Als Versammlungsort ssehen der Gesellschast mehrere sehr fchön ein-
gerichtete und trefflich beleuchtete Säle der kaiferlüh ruffischen technifchen Gefellfchast in Petersburg