Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 12.1889

DOI Artikel:
Lützow, Carl von: Die Kunst in Wien unter der Regierung seiner kaiserlich königlich apostolischen Majestät Franz Joseph I.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3330#0009
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

IE KUNST IN WIEN
UNTER DER REGIERUNG
SEINER KAISER!, KÖNIGL. APOSTOLISCHEN MAJESTÄT
FRANZ JOSEPH I.

Der Moment, an den die vorangehenden Bilder gemahnen, das
Huldigungsfest für das Allerhöchste Kaiserpaar vom Mai des Jahres 1879,
lebt zugleich in unser Aller Erinnerung als einer der Ehrentage der Wiener
Kunst fort. Die neue Stadt erstrahlte im Prachtgewand ihrer Paläste; Künste
und Gewerbe hatten in rastloser Arbeit nie Dagewesenes an Glanz und Schön-
heit zu Stande gebracht, um damit vor dem Throne huldigend zu erscheinen;
und an der Spitze der Genosfen waltete der geniale Meister, der da auf reich-
geschmücktem Zelter dem Festzuge voranreitet, als ruhmvoller Zeuge für die vornehmlich durch
ihn herbeigeführte Thatsache, dass die Malerei wieder, wie in alter Zeit, die Führerin der bildenden
Künste geworden war.
Wer die geschichtlichen Vorbedingungen des für Wien ewig denkwürdigen Tages erwägt,
desfen Gedanken werden unwillkürlich auf jenes erlösende Herrscherwort vom 20. December 1857
zurückgeleitet, welchem das heutige Wien seine Entstehung verdankt. Damals gab Seine Majestät
der Kaiser durch Allerhöchstes Handsehreiben an den Minister Bach den Befehl zur Demolirung des
alten Festungsgürtels und damit das Signal zum Beginne der Stadterweiterung.
Wenn man den kleinbürgerlichen Zuschnitt des Wiener Kunstlebens in den Zwanziger- und
Dreissiger-Jahren in's Auge fasst, so erscheint es kaum glaublich, dass daraus wenige Decennien später
das neue Wien, eine der schönsten und grossartigsten modernen Städte des Continents, entstehen
konnte. Das Bauwesen war in bureaukratische Fesseln eingezwängt; eine monumentale Plastik
existirte nur in der Schule und in der Theorie; die Malerei trieb zwar als Cabinet- und Miniatur-
 
Annotationen