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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 12.1889

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Graul, Richard: Adolf Schreyer, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3330#0131
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malen. Der badische Ausstand bot ihm der dankbaren Stoffe genug. Ein Bild bairischer Vorposten zu
Pferd, das der Frankfurter Kunstverein ankaufte, war lein erstes militärisches Bild von Bedeutung,
es folgte eine Darsteilung des Gefechtes bei Waghäusel (20. März 1849) und dann eine »Attaque
preussischer Husaren bei Kuppenheim«. Dieses letztere Bild machte Aussehen nicht nur im Kreise
der Osficiere, die sich lebhaft für den Künstler interessirten, sondern auch ausserhalb Frankfurts, in
Berlin, wo es Ravenc erwarb, und selbst im Schosse der damaligen Administration des Städel'schen
Institutes, die fast widerwillig dem strebsamen und unermüdlich thätigen jungen Manne die freie
Benützung eines Ateliers in ihrem Hause gestattet hatte. »Am Ende hat er doch Talent,« dämmerte
es im Kreise der Spiessbürger, und sse wurden nicht müde, den Künstler zu versichern, dass sie ihm
so etwas wie die Husarenattaque gar nicht zugetraut hatten. Aber Schreyer hatte längst erkannt,
dass er in Frankfurt nicht am rechten Platze sei. Und dieselbe Empfindung hatte er auch, als er auf
seinen Studienreisen nach den grossen deutschen Gestüten auch bei den Akademien in München
und Düsseldorf einkehrte. Vergebens sah er sich in deutschen Landen nach einem zielweisenden und
anregenden Meister um. Ihm ging es wie seinem langjährigen Freunde, dem Frankfurter Teutwart
Schmitson, mit dem er später in Düsfeldorf wieder zusammentraf.
Schmitson, der nur zwei Jahre jünger war als Schreyer, war ein Original. Sein Vater hatte ihn
förmlich dazu erzogen, nach eigener Methode: er sollte sich als Mensch und Künstler aus sich selbst
entwickeln, ohne Schule, ganz wie ein Genie, dem eigenen Drange folgend. Die Seltsamkeit dieser
Erziehung zum selfmade man sprach sich denn auch in seiner äusseren Erscheinung sowohl als
auch in dem aus, was er malte. Er trug das blonde Haar, dass es in Locken auf die Schultern
niederwallte und kleidete sich mit phantastischer Eleganz. Romantische Anwandlungen hatten ihre
Macht über den liebenswürdigen und empfänglichen Menschen. Seine Phantasie hatte am Erllnnen
des Ungewöhnlichen, des übertrieben Kraftvollen, des Unmöglichen selbst ihre rechte Freude. Wie
Schreyer schwärmte er für das Pferd, überhaupt für die Thierwelt. Aber er sah die Natur mit zu
aufgeregten Sinnen, übertrieb, was sie ihm darbot, und trübte sie durch allzu phantastische Wieder-
gabe; seine damaligen Bilder aus dem Thierleben fielen oft seltsam genug aus, so wenn er wüthende
Ochsen pathetisch vortrug, Freud und Leid der Thiere allzu menschlich schilderte. Aber in seinem
dilettantischen Beginnen verrieth er doch ein Talent, das bis zur vollen Reife auszugestalten, dem
früh Verstorbenen nicht glückte. Er hatte für jene Zeit merkwürdig tiefe Blicke in die Natur gethan
und Schreyer erkannte wohl unter den Schlacken einer autodidaclischen Vorbildung; den wahlver-







Bleiflißßizze ans der Wallachei.
 
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