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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 12.1889

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Graul, Richard: Adolf Schreyer, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3330#0130
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Wallachifches Gesährt an einem Gehöst.

I.
ADOLF SCHREYER ist ein Franksurter Kind. Am 9. Juli des Jahres 1828 wurde er geboren.
Sein Vater erkannte das früh sich kundgebende Talent, er gab ihm eine sorgsältige Erziehung und
förderte die künstlerische Ausbildung soviel er konnte. Schreyer besuchte die Kunstfchule des Städel'-
schen Institutes, mehr aber zog ihn die Reitschule und die Anatomie an. Da konnte er seiner Leiden-
schaft für das Pferd lieh hingeben und das edle Thier nach Herzenslust studiren. Denn zum Pferdemaler
fühlte er sseh auserwählt, und keine Akademie der Welt konnte ihn von seinem Vorlatz abbringen.
Die jugendliche Phantalie war unermüdlich im Vorstellen von kühnen Reiterfcenen und wie einst
Theodore Gericault seinen Officier der chasseurs a cheval aus wildausbäumendem Rosse schus, so
wollte Schreyer den kühnen Springer Harras und ähnliche Vorwürfe mit naturalistischem Ungestüm
ausgemalten. Aber der junge Künstler kam nicht zur Verwirklichung so unakademischer trotziger
Gedanken. Als der Vater starb, musste er sich auf eigene Füsse stellen; er malte Porträts des Erwerbs
wegen, besonders Pserde- und Hundeporträts. So bildete sich Schreyer aus eigene Hand. Woran
die akademischen Genosfen damals vornehm vorübergingen, an den Vorgängen der umgebenden
Wirklichkeit, gerade darauf ruhte Schreyer's das Malerische auch im Unscheinbarften entwirrendes
Auge. Man lachte ihn aus mit seinen hoher Kunst unwürdigen Pserdestudien, man fpöttelte über
die Bilder aus dem Soldatenleben, mit denen er Ende der Vierziger-Jahre wenigstens den Leuten
vom Fache eine Theilnahme abgewann. Aus eigenem Antriebe war er ausmerksam geworden auf
das lebendige soldatische Treiben, das gerade zu jener Zeit in Franksurt am Main, wo preussisches,
österreichisches und bairisches Militär zusammentras, sich überaus rege gestaltete. Und als Schreyer
damals Lithographien der sranzösischen Schlachten- und Soldatenmaler, der Vernet, Raffet, Charlet
und Beilange, zu Gesseht bekam, da ward dem Künstler vollkommene Einsicht in die Berechtigung-
seiner von den Genossen verkannten Bestrebungen. Er begann Bilder aus dem Soldatenleben zu
 
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