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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 12.1889

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Lützow, Carl von: Die Kunst in Wien unter der Regierung seiner kaiserlich königlich apostolischen Majestät Franz Joseph I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.3330#0011
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Gruppe von Führich in der Alt-Lerchenfelder Kirche.

ein Zug von kühner Poelie durch diele erften Schöpfungen der modernen Wiener Kunlt: der helle
Gegenfatz gegen die banale Nüchternheit der voraufgegangenen Epoche, der Morgenftrahl des
anbrechenden Tages.
Als dann der alte Feftungsgürtel fiel und durch die Stadterweiterungs-Concurrenz des Jahres
1858 der Plan für das Strafsennetz auf den Glacisgründen gewonnen war, galt es die Tonart für
die nach Schönheit und Pracht verlangende neue Stadt zu finden. Der jugendliche Ferftel, der kurz
vorher (1856) den Grund zu feiner Votivkirche gelegt, dachte lieh damals das Haus des modernen
Wien im Sinne der alten Familienhäufer von vorwiegend mittelalterlichem Charakter. Eine von ihm
und Eitelberger gemeinfam ausgearbeitete Schrift kämpft für diele Anfchauung und das von Ferftel
erbaute Haus an dem 1858 eröffneten Franz Jofeph-Quai (Ecke der Auguftenftrafse) dient dazu
als Illuftration. Der gefunde Grundgedanke liefs lieh jedoch mit den praktifchen Anforderungen
und mit dem Gefchmack der Wiener Zinsherren nicht in Einklang bringen. Das Wiener Miethhaus
war in gröfster Gefahr, dem Cafernenftil anheimzufallen.
Da erbaute Hänfen (1863) für den kunftfinnigen Heinrich von Drafche den nach diefem
benannten »Heinrichshof«, und gab damit ein glänzendes Beifpiel der künftlerifchen Bewältigung
folcher Maffenbauten. Es ift eine Häuferinfel, aus fechs Zinshäufern zu einem coloffalen Oblongum
zufammengefügt, das durch Mittelrifalite und Eckthürme feine Gliederung erhält. Wir könnten

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