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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 13.1890

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Heft 4
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Graul, Richard: Fritz August von Kaulbach, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3812#0095
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Fritz August von Kaulbach.

(SCHLUSS.)


ie Werke, mit denen Kaulbach in den
Siebziger-Jahren hervortrat, zeigen den
jungen Künstler im Banne einer liebens-
■Öä würdigen Romantik, welche, genährt
durch die wiedererwachte Freude an der deutschen
Vergangenheit, den ästhetischen Bedürfnissen der
gebildeten Kreise entgegenkam. Die Phantasie des
Künstlers war in der Vaterstadt Albrecht Dürer's,
welche ihn ja von Jugend auf angezogen hatte,
heimisch geworden in der alterthümlichen Welt
des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts,
sic liebte es, ihre freundlichen Gebilde junger Mäd-
chen und edler Frauen in die malerische Tracht
und anheimelnde Umgebung der Renaisfance zu
kleiden. Und in der Verherrlichung des Ewigweib-
lichen offenbarte der Künstler eine so jugendsrische
und sinnlich warme Schwärmerei für das Edle
und Schöne, eine so herzgewinnende Romantik
und Liebenswürdigkeit der Auffassung, dass er
schnell den zahlreichen Vertretern des Frauen-
cultus in der deutschen Malerei den Rang ablies.
»Frühlingsträume« hat jemand diese ersten
feinsinnigen Frauen- und Mädchendarsteilungen
Kaulbach's genannt. Das Wort steht ihnen gut:
verliebter Sinn, der Reiz unschuldigen Sehnens,
bezaubernder Einfalt liegt ausgesprochen in den
artigen Jungfräulein, die uns Kaulbach in stiller, oft
landschaftlicher Einsamkeit zeigt; und die Frauen-
gestaltcn in ihrer mittelalterlichen Kleidung oder im vornehmen Putze späterer Vergangenheit sind
aus derselben lenzesfrohen Grundstimmung des Künstlers geschasfen. Gewiss mischt sich zuweilen in
diese gemüthswarme Schilderung ein Zug allzu zarter Empfindsamkeit, der Aussluss etwas weich-
 
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