Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 13.1890

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Original-Radirungen (Hermine Laukota)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3812#0159
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Original-Radi rungen.

(HERMINE LAUKOTA.)



IE Gesellschaft für vervielfälti-
gende Kunst hat von jeher der
Pflege der originalen Maler-Ra-
dirung ihre Aufmerksamkeit zu-
gewandt, und ihre zu wieder-
holten Malen gegebenen Anregungen und Auf-
forderungen wurden von der Künstlerwelt nicht
überhört. Im Galeriewerk, in den verschiedenen
Ausgaben des Albums und in den Graphischen
Künsten ist eine stattliche Anzahl von Original-
Radirungen namhafter Künstler erschienen.
Dennoch scheint es geboten, von Neuem
die Künstler zur Pflege der Malerradirung auf-
zufordern. Besonders gilt das den österreichischen
Malern, welche, nachdem sie vor Jahren Proben
beachtenswerther Fertigkeit in der Führung der
Nadel abgelegt hatten, gegenwärtig auf den Aus-
druck originaler Empfindung in radirten Werken
fast ganz Verzicht geleistet haben. Während in
Frankreich und neuerdings auch in Dcutschland
(ich Gruppen von Künstlern zur gemeinsamen
Herausgabc ihrer Original-Radirungen gebildet
haben, fehlt es in Österreich an jedweder ähn-
lichen Unternehmung. Das nimmt umsomehr
Wunder, als im Kreise der Kunstfreunde die An-
theilnahme an den Hervorbringungen der Radir-
kunst in erfreulichem Steigen begriffen ist und selbst die Original-Radirungen, so schrullenhaft und
seltsam sie mitunter auch auftreten mögen, doch immer wieder auf das Intcresse der Freunde indivi-
dueller Kunst rechnen dürfen.
Was kann es auch ausser der Handzeichnung Individuelleres geben als die Original-Radirung,
bei der der Künstler durchaus zahlt, mit dem was er ist, seine perlonliche Empfindung rückhaltslos
walten lässt? Vorwurf und Wiedergabe, Stoff und Form sind da ganz sein eigen; erkennt nicht
den Zwang, welcher der Überl'etzung von eines Dritten Werke anhaftet: er spricht fleh frei und
offen aus, für eigene Rechnung, auf eigene Gesahr, und so ungebunden er ist, so erfinderisch ist er
auch in den Mitteln seiner Darsteilung. In dieser lebensvollen Unmittelbarkeit des künstlerischen
14
 
Annotationen