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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 13.1890

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Heft 6
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Original-Radirungen (Hermine Laukota)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3812#0160
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Ausdrucks, in seiner Intimität und anregenden Mittheilsamkeit
liegt der köstliche Reiz der Original-Radirung, welcher den Kunst-
freund wieder und wieder fesselt, seine künstlerische Empfänglich-
keit stärkt und wach erhält.
Der da schrieb: »Die Maler malen Bilder zu jeder Stunde,
sei sie glücklich oder unglücklich, Radirungen aber schassen sie
nur in glücklichen Stunden«, war als Maler und Radircr gleich
bedeutend. Und diese Bemerkung Jules Duprc's in einem Briese
an Charles Blanc trifft die Original-Radirung in ihrem innersten
Kerne. Die Radirung ist in der Hand des Künstlers ein Spiel der
Laune, das wirksame Mittel, Einfälle der Phantasie, Stimmungen
des Augenblicks in origineller, geistvoller Weise erscheinen zu
machen. Dass fie vermöge der Leichtigkeit ihres Verfahrens mit-
unter zu ausgelassener Freiheit auf Kosten der Naivetät und des
guten Geschmacks verleitet, wer will es leugnen? Wer aber wollte
ihren Werth nach den Missgriffen ungeschickter Dilettanten
herabstimmen? Seit Rembrandt van Rj'n die Original-Radirung
auf der Vollkommenheit Gipfel führte, ist ihr Ruhm unverwelklich und kann ihre Pflege den Malern
nicht angelegentlich genug an's Herz gelegt werden.
Wie die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst den Werken der Malerradirer Raum gönnte in
ihren früheren Veröffentlichungen, so rechnet sie für den Verfolg ihrer Publicationcn darauf, ihren
Mitgliedern in grösserer Anzahl als bisher Original-Radirungen vorlegen zu können. Die Gesellschast
ist bereit, allen Anerbietungen und Eilsendungen derart, soweit sie ihren künstlerischen Aufgaben
entsprechen, eine besondere Berücksichtigung und Aufnahme angedeihen zu lallen. Dank dem Ent-
gegenkommen William Unger's, Karl Koepping's, Peter Halm's und Anderer lind wir in der Lage,
in den Heften des nächsten Jahrganges der Graphischen Künste mehrere Original-Radirungen dieser
Künstler zu veröffentlichen. Originalblätter hervorragender Maler werden lieh denselben anschliessen.
Die Original-Radirungen, welche in diesem Hefte veröffentlicht werden, — ein männlicher
Studienkopf, ein Vollblatt: der Mikroskopiker und zwei
grössere Vignetten auf den Seiten 107 und 112 — lind
gelegentliche Studien einer höchst talentvollen Prager / , ,.,.
Malerin: Hermine Laukota, welche, als sie lieh 1885 ' ,'"fM.:>::-
in München malerischer Studien halber aufhielt, durch 0 ■'■
Doris Raab mit den Elementen der Radirung vertraut ., ■■;.../■ ■Bsliv:
gemacht wurde. Professor J. L. Raab und bei Gelegenheit :-.. ■■"': 4-v^W%&2k*r.
eines kurzen Aufenthaltes in Wien 1888 auch Professor
WilliamUnger förderten dieBestrebungen derKünstlerin. ■". ; ,.
Ausser einer Anzahl kleinerer Radirungen von nicht
gewöhnlichem Reize der Stimmung und origineller Frei-
heit der Behandlung, welche zum Theil auf der zweiten ■■ ,.;„
internationalen Ausstellung von Aquarellen in Dresden
zu sehen waren, hat Fräulein Laukota eine grosse Platte
geschaffen, eine Schilderung von Lethepilgern, die, wenn
ihr Mängel der Durchbildung auch anhaften, doch grosses
 
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