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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Editor]
Die Graphischen Künste — 13.1890

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.3812#0172
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o-ebildet hat, Werner van Valckert, ein sehr bedeutender und höchst origineller Meister, der vielleicht
aus der Haarlemcr Schule slammt, Jacob Lyon, Frans Badens, Claes Lastman, Nicolaes Elias, wahr-
scheinlich der Lehrer des Bartolomcus van der Helst, u. A. sind bis jetzt im Auslande noch sast ganz
unbekannt, und nur Thomas de Keyicr hat von dieser ganzen Gruppe auch anderswo Würdigung
gefunden. Die Amsterdamer Kleinmaler aus dieser Periode, würdige Rivalen eines Dirck Hals und
Anthonie Palamedesz sind nur Ichwach vertreten, und das kürzlich erworbene Prachtbildchen von
Willem Duystcr hat noch keine Berücksichtigung finden können.
Nachdem der Entwicklungsgang von Rembrandt's Zeitgenossen Claes Moyaert und Dirck
Dircksz, Santvoort dargestellt ist, kommt der gros'se Meister selbst an die Reihe, in den Reprodufitionen
leider weniger vorzüglich. Die Ichwarze Witwe Swartcnhont gibt nur eine schwache Ahnung des
herrlichen Bildes, und die Nachtwache ist gänzlich verunglückt. Nur von der Judenbraut wird eine
Rcmbrandt würdige Reproduktion geboten. Rembrandt's Schüler, zum Thcil recht gut im Museum
vertreten, fanden besondere Berücksichtigung, und noch nirgends ist ihre verschiedene Charakteristik
so klar niedergeschrieben worden. Von den Heliogravüren gehören hier zu den vorzüglichsten die
Ehebrecherin von Gerbrand van den Eeckhout, der Segen Jacob's von Govert Flinck, und zwei
Bilder von Nicolaes Maes — eine Träumerin am Fcnstcr und die Spinnerin aus der Sammlung
Dupper. Bartholomeus van der Helst dagegen ist in den Illustrationen schlecht weggekommen, was
lieh jedoch aus den grossen Dimensionen seiner Bilder erklären lässt.
In Bezug auf alle diese Figurenmaler, welche meistens ansehnlichc, theils sogar, wie Ferdinand
Bol und Govert Flinck, sehr reiche Leute wurden, bilden die Landschaftsmaler in ökonomischcr
Hinlicht eine sonderbare Gruppe. Aert van den Neer, Jacob van Ruisdael, und Meindert Hobbema
sind die Hauptvertreter dieser Amsterdamer Landschaftsmaler, deren Meisterwerke mit nur wenigen
Thalern bezahlt wurden. Namentlich von den beiden letzten besitzt das Museum ausgezeichnete
Werke, welche ihres hohen Ranges würdig reproducirt sind. Auch die italienisirenden Landsehafter
und die diesen sich annähernden Thiermaler sind richtig zur Geltung gekommen, und der Lebens-
lauf der betrefsenden Maler ausführlich dargestellt.
Aber wir können dem Verfasser nicht auf Schritt und Tritt folgen. Nach den Landschafts-
malern behandelt er die Marine- und Architektur-Maler. Willem van de Yelde's Kanonenschul's
zeigt eine Hanfftängel'sche Heliogravüre in allerhöchster Vollendung. Von den Genremalern haben
namentlich Gabriel Metsu und Pieter de Hooch Berücksichtigung gefunden, des letzteren Lebenslauf
ist durch neu entdeckte Daten festgestellt worden.
Nachdem noch die Stilllebenmaler erwähnt worden sind, gelangen wir zum Ende der Malerei
in Amsterdam, und haben damit die Hälfte des Werkes schon überschritten. Da die ganze Künstler-
schar, die im sonstigen Holland gelebt und gewirkt hat, in der anderen Hälfte behandelt werden
musste, war der Autor gezwungen, seine geschichtliche Darstellung einzuschränken und sie an die
zufällig vertretenen Künstler zu knüpfen. Das Ryksmuseum bot in dieser Hinsicht keineswegs ein
reichhaltiges Material und so entbehren wir hier natürlich Vieles, dem wir bei der Behandlung der
Amsterdamer Meister begegnet sind. Dennoch ist es Dr. Bredius gelungen von der Malerei in Haarlem,
Leiden, Haag, Delft, Rotterdam, Dortrecht, Utrecht etc. ein anregendes Bild zu Ichaffen, wenn er
auch seine Belege meistens aus anderen Sammlungen als aus dem Ryksmuseum schöpfen musste.
Hier und da bot die Fülle seiner archivalischen Funde dem Autor die Gelegenheit, einzelne cultur-
historisch wichtige Thatsachen zu beleuchten, so die Würdigung, welche den verschiedenen Malern
im siebzehnten Jahrhundert seitens des kaufenden Publicums zu Theil wurde, und die sehr geringe
Beachtung der vlämischen Kunst in den nördlichen
 
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