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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 17.1894

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Heft I
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Lützow, Carl von: Leopold Carl Müller
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https://doi.org/10.11588/diglit.3327#0008
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Leopold Carl Müller.



Portrat dos Künsilers. Nach der letzten Photographie.

US dem süllen Gewässer der öster-
reichischen Malerei, dem der
frische Luftzug starker Talente
schon lange nicht schaden
könnte, spriessen von Zeit zu
Zeit Erscheinungen von exotischer Pracht empor,
die uns die Tage von Waldmüller's und Petten-
kofen's Glanzepochen in die Erinnerung rusen. Zu
diesen unerwarteten Entfaltungen, leider von nur
allzukurzer Dauer, gehört auch das Wirken des
unvergesslichen Leopold Müller, in seiner zweiten,
den reifen Mannesjahren angehörigen Lebens-
periode. Er selbst hat einmal die Orientbilder
Geröme's und Fromentin's mit den seinigen in
Vergleich gezogen. »Gut gezeichnete und com-
ponirte Bilder — schrieb er an Georg Ebers —
existiren viele von Geröme, doch gut gemalte,
ich will lagen coloriltisch gute, gibt es meines
Wissens gar keine. Fromcntin hat die Farbe des
Orients getroffen, doch er gab nur kleine Land-
sehaften mit Staffagen. Mein Ehrgeiz bestand also
darin, ein grosses figurenreiches Bild zu schaffen,

das auch den Farbenzauber des Orients wiedergeben sollte.« Hat er das Ziel seines Ehrgeizes
erreicht? Und was gab ihm die Kraft zu solchen grossen Erfolgen?
In Leopold Müller heckte eine doppelte Begabung von gleicher Stärke: die des Charakter-
zeichners und die des Malers. Die Entwicklung der einen füllte den ersten Theil seines Lebens aus,
wir wollen ihn den Wienerischen nennen; die Entfaltung der anderen begründete den Ruhm seiner
späteren Jahre, die Meisterschast des Orientmalers.
Den Grund zum tüchtigen Zeichner hat Leopold Müller (geboren am 9. December 1834) in
der Werkst-ätte seines trefslichen Vaters gelegt, eines vielbeschäftigten Wiener Lithographen, dem
der begabte Knabe früh bei seinen Arbeiten an die Hand 2,-intr, und unter desfen Leitung er, nach
 
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